Die Indianer Nordamerikas - Alëut oder Alëuten


In einem Aléuten-Haus (auch Alëuten). Ihre Sprache ist Alëutisch und ihre Heimat sind die Alëuten und Alaska. Die Alëuten bestehen aus zwei sprachlichen Untergruppen: den Unalaskan, die auf der alaskischen Halbinsel und den östlichen Alëuten-Inseln wohnten und den Atkan aus den westlichen Alëuten-Gruppen, wie die Near, die Rat und die Andreanof Island. Die Alëut unterscheiden sich von den Eskimo durch ihre runden Gesichter.

1741 hatten sie ersten Kontakt zu russischen Händlern. Dabei handelte es sich um die Kapitäne Bering und Cirikov, die die Alëuten-Inseln besuchten. Schon zur Zeit als Bering bei den Alëuten war, bemerkte der Naturforscher Steller, dass Eisen vorhanden war, was die Vermutung zuläßt, dass es auf Handelswegen zu den Alëuten-Inseln gelangt sein muß. Es könnte aber auch von japanischen Fischerbooten stammen, die im starken Sturm vom Kurs abgekommen waren und im Nebel bei den Inseln der Alëuten Schiffbruch erlitten hatten. Zu diesem Zeitpunkt lebten ungefähr 20.000 Alëuten oder auch mehr.

Die Alëuten hatten sich auf dem nach ihn benannten Archipel ausgebreitet und werden zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf 12 - 15.000 Personen geschätzt. Die Inseln des Archipels verlaufen in einer Reihe und sind wahrscheinlich durch Vulkanismus entstanden, was für die zahlreichen aktiven Vulkane spricht. Die meisten Alëuten lebten aber nahe der Küste von Alaska. Das alëutische Archipel ist vor etwa 8.000 Jahren erstmals besiedelt wurden. Bei den Alëuten gibt es zahlreiche soziale Einheiten auf Dorfebene. Diese besitzen eigene territoriale Grenzen und werden von Anführern geleitet. Zwischen den Dörfern gab es freundschaftliche Beziehungen, die durch gemeinsame Festlichkeiten gefestigt wurden. Gelegentlich kam es aber zu Mord und Beleidigungen, was dazu führte, das man Gefangene machte und sie versklavte.

Sie wohnten und wohnen heute noch in der Erdbedeckten Alaskahütte, die eineinhalb bis zwei Meter in den Boden gegraben wurde und bis zwanzig Meter lang sein konnte. Gedeckt wurde das Dach mit Walknochen und Treibholz über das Grasnarben gelegt wurden. Die Ausrichtung der Häuser verlief in Ost-West-Richtung, was mit der Mythologie der Alëuten zutun hat. Die Behausungen - besser gesagt die Langhäuser - gleichen denen der Irokesen. Sie besitzen einen Mittelgang und links und rechts des Ganges befinden sich die Familienplätze. Die Bewohner eines Langhauses waren miteinander verwandt. Das Oberhaupt der verwandten Familien beanspruchte die Ostseite des Hauses, die Sklaven die Westseite. Zugang zum Haus war das Dach, von dem man aus an einem Holzstamm eingelassene Tritte auf den Fußboden gelangte. Die Dachluge war die einzige Eintritts- und Ausstiegsmöglichkeit in einem Erdhaus. Wenn die Alëuten nicht einige Vorsichtsmaßregeln getroffen hätten, wären die Bewohner eines Erdhauses eine schnelle Beute gewesen. Man errichte deshalb die Wohnstätten auf Landengen, stellte Wachleute auf und eine weitere Möglichkeit des Schutzes waren geheime Schlupflöcher in den Hauswänden. Überfälle wurden nicht unternommen, um Gebiete zu gewinnen, sondern hatten meistens mit Vergeltungsaktionen zutun. Hunger war kein Grund eines Angriffes, da die Fauna rund um die Alëuten genügend Eßbares bot - nur im März gab es ein etwas mageres Nahrungsangebot. Landsäuger waren nur selten anzutreffen, aber dafür bildeten Meeressäuger und Fisch die hauptsächliche Nahrung der alëutischen Bevölkerung. Die auf der Erde lebenden Tiere fehlten total, wurden aber von einer durch viele Pflanzenarten vertretene Flora, einer üppigen Meeresfauna und durch die Vogelwelt ausgeglichen. Pflanzen dienten zur Nahrung, Kräuter und Wurzeln wurden für medizinische Zwecke gesammelt und bestimmte Halme und Gräser verwendete sie zur Herstellung von Körben und Matten. Auch Pflanzengifte wie die des Eisenhutes verstanden sie z. B. für den Walfang einzusetzen. Im Frühjahr kamen die Wasservögel, die auf den Alëuten ihre Jungen aufzogen und im Herbst wieder in den Süden flogen. Ihnen stellten die Alëuten mit Schlingen nach, sammelten die Vogeleier - machten also Jagd mit genau angepaßten Jagdmethoden. Frauen und Kinder sammelten vom Strand die Schalentiere auf oder fingen Tintenfische. Der Lachsfang dauerte vom Frühjahr bis in den Herbst hinein. Pflanzen und Tiere, die es nur saisonbedingt gab, wurden getrocknet oder auf andere Weise konserviert. Ihre Hauptnahrungsquelle bildeten aber die Seesäuger. Diese wurden mit Wurfspeeren und Speerschleudern erlegt. Zur Jagdausrüstung gehörten auch Amulette, welche die Tiere anziehen sollten. Ein jeder Jäger bereitete sich außerdem körperlich wie auch geistig für die Jagd vor.

Nur besonders ausgebildete Männer gingen auf Walfang. Zuerst sammelten sie am Strand Amulette und vergifteten Pfeile mit einem speziellen Gift. Wenn ein Wal gesichtet wurde, fuhr auch nur ein Jäger auf das Meer hinaus, schoß seinen Wurfspieß auf den Wal ab und ging in die Seklusionshütte, um dort drei Tage lang bewegungslos unter einer Decke liegend, den Wal mit Magie zu überzeugen versuchte, dass er sterben solle. Am dritten Tag verließ der Jäger die Hütte, andere Walfänger töteten den Wal. Wenn der Wal abtrieb, konnte er schnell Beute eines anderen Dorfes werden.

Die Alëuten jagten mit dem Baidarka, einer Art des Kajaks, das sehr schnell und robust war. Dieses Wasserfahrzeug war am Bug gegabelt und hinten flach. Wenn Sturm aufkam, wurden die Boote einfach zusammengebunden. Die Jungen begannen im frühen Alten das Kajakfahren zu lernen, damit sie sich an das Sitzen im Baidarka gewöhnen konnten. Beim Spielen ahmten sie die Jagd nach, später fuhren sie mit einem erfahrenen Jäger, meist der Onkel mütterlicherseits, in einem zweisitzigen Baidarka auf das Meer hinaus. Ein Knabe wurde zum Mann, wenn er sein erstes Baidarka baute. Ab diesem Zeitpunkt sah ihn auch als heiratsfähig an. Die Anfertigung eines solchen Bootes war nicht einfach, da zuerst Treibholz für das Gerüst gesammelt werden mußte. Das Boot wurde nach genauen Maßen des Besitzers angefertigt. Die Techniken für den Bau waren gehütete Geheimnisse, die dem Junge vom Vater oder Onkel anvertraut wurden. Auf das fertige Gerüst spannten die Frauen Seelöwerhaut.

Mitte des 18. Jahrhunderts erschienen die Russen auf den Alëuten, für die die Alëuten nur nützliche Handelspartner waren. Als die Russen die Baidarka für die Seeotterjagd zu schätzen begannen, wurden die alëutischen Jäger ausgebeutet - ganze Dorfgemeinschaften mußten fortan für die Russen arbeiten. Dies erreichten die Russen durch Geiselnahme von Dorfangehörigen, die am Ende der Jagdsaison wieder freigelassen wurden. Einen Aufstand der alëutischen Bevölkerung in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts wurde blutig niedergeschlagen. Gegen die Schußwaffen der Russen hatten die Alëuten nichts entgegenzusetzen. Die Bevölkerung der Alëuten wurde zusätzlich durch eingeschleppte Krankheiten der Russen dezimiert. Ein Achtel ihrer einstigen Bevölkerungszahl lebte noch 1799. Im gleichen Jahr erhielt die neugegründete Russische Amerika-Kompanie das Handelsmonopol von der russischen Krone. Damit hatte die Russische Amerika-Kompanie einen Freibrief erhalten, die Alëuten auszubeuten und konnte die Hälfte der arbeitsfähigen Personen eines Dorfes für sich in Anspruch nehmen. Ein Alëute erhielt nur ein Fünftel was ein Russe bekam - in manchen Fällen auch weniger. Zahlreiche Beschwerden der Alëuten im Jahre 1821 führten dazu, dass die Handelsgesellschaft einen Alëuten nicht länger als drei Jahre dienstverpflichten durfte. Die Russische Amerika-Kompanie siedelte auch Alëuten auf der Kommandeur- und Pribilof-Insel an. Hier - auf diese Inseln kamen die Nördlichen Seebären zur Fortpflanzung und Aufzucht ihrer Jungen hin. Im Jahre 1821 wurde bei einer Revision die Russische Amerika-Kompanie angewiesen, Schulen und Kirchen zu bauen und einen Gesundheitsdienst einzurichten. Die Schulen unterrichteten Lesen und Schreiben, aber auch handwerkliche Ausbildungsmöglichkeiten, wie Zimmermannslehre, Metall- und Schiffsbau, wurden geschaffen.

Die meisten Alëuten waren 1867 zum russisch-orthodoxen Glauben bekehrt worden. Sie haben sich deshalb zu diesem Glauben bekehren lassen, da ihnen die Kirche Hoffnung und Beistand zu bieten vermochte.

Auch der russischen Präsenz hatten sich die Alëuten angepaßt, die Geburtszahlen stiegen leicht wieder an und die Kinder erhielten zumindest zeitweise eine schulische Ausbildung. Aus Alëuten und Russen waren Familien entstanden - die Kinder waren eine Mischrasse - die sogenannten Kreolen. Als es zum Opiumkrieg kam, brach der Markt für Seeotterfelle zusammen. Die russische Handelsgesellschaft versuchte vergebens den Markt wieder zu beleben. Da auch Alaska von Moskau sehr weit entfernt lag, nahm das Russische Reich das amerikanische Angebot an, Alaska zu verkaufen. Für diesen Verkauf zahlte Washington 7,2 Millionen Dollar in Gold an Rußland. Nun mußten sich die Alëuten auf die neue Situation einstellen, da Schulen und Krankenstationen geschlossen waren und die Russische Amerika-Kompanie abgerückt war. Nur die Priester der Kirchen durften bleiben. Aber auch viele der gebildeten Kreolen, die einstigen Kinder der Russen und Alëuten, verließen ihre Heimat. Erst 18 Jahre nach dem die Russische Amerika-Kompanie die Alëuten verlassen hatte, wurde wieder eine Schule eingerichtet.

Nach und nach entdeckten die Amerikaner Alaska, vor allem die lukrativen Robbengründe, die Profit versprachen. Die Quotenregelung, die einst die Russische Amerika-Kompanie eingeführt hatte, um die Tierpopulationen zu sichern, wurden mißachtet, was in den 80er Jahren des 19. Jahrhundert fast zum völligen Verschwinden der Seeottern durch Überjagung geführt hätte. Erst im Jahre 1911 wurde ein internationaler Vertrag zur Einschränkung der Jagd geschlossen.

Nun fand man eine neue Einnahmequelle. Die Russen hatten auf einigen Alëuten-Inseln zusätzlich zu den einheimischen Füchsen, welche eingeführt, die sich ohne natürliche Feinde und mit ausreichenden Beutetieren stark vermehrt hatten. Ab 1880 begannen amerikanische Trapper und Händler die Alëuten-Inseln von der amerikanischen Regierung zu pachten, aber 1941 brach der Pelzmarkt zusammen und dies war das Ende für diesen Industriezweig. 1876 hatten sich Betriebe zur Pökelfleischbearbeitung von Kabeljau angesiedelt, ihnen folgten Lachskonservenfabriken und eine norwegische Walfangstation. Zwischen 1886 und 1908 wurde eine Goldmine ausgebeutet. Erneut kam es zum Zusammenbruch der Wirtschaft auf den Alëuten-Inseln durch den Beginn des 2. Weltkrieges.

Auf Pribilof Island und in der Bucht von Bristol lebten bei einer Zählung im Jahre 1985 6.369 Alëuten. Nicht dazu gezählt wurden die Stammesmitglieder, welche außerhalb der Reservationen lebten.