Dull Knife, berühmtester Oberhäuptling der Northern Cheyenne


Dull Knife Sein indianischer Name war Tahmelapashme und im Deutschen Stumpfes Messer. Er war Oberhäuptling der Northern Cheyenne. Von seinen Leuten wurde er Morning Star genannt.

Nach dem Massaker am Sand Creek wandte sich Black Kettle mit 400 Southern Cheyenne nach Süden, während die größere Hälfte seines Stammes zu Dull Knife zog. Dull Knife war der berühmteste Häuptling der Northern Cheyenne und zugleich auch oberster Häuptling dieser Abteilung der Cheyenne. Großer Freund wie auch Verbündeter von Dull Knife war der Teton-Oberhäuptling Red Cloud. Sie empörten sich beide gegen das Eindringen der US-Armee in ihr Land - noch dazu ohne Erlaubnis! Dull Knife und Red Cloud unternahmen erbitterte Kämpfe gegen General Connor. Als Dull Knife im Juni 1866 den Vertrag von Laramie mit unterzeichnete, büßte er Ansehen bei seinem Stamm ein. Der Vertrag erlaubte Soldaten entlang des Powder River Forts zu bauen und die Straße zu beschützen. Er rechtfertigte sich mit der Antwort vom Inhalt des Vertrages keine Ahnung gehabt zu haben, da er nur Decken und Munition als Geschenke erhalten wollte. Andere Häuptlinge nahmen ihm übel, die Geschenke nicht abgelehnt zu haben.

Ab dem Sommer 1866 beteiligten sich die Cheyenne am sogenannten Red Cloud-Krieg - einen gnadenlosen Guerillakrieg gegen Colonel Carrington. Sie nahmen auch am Fetterman-Massaker maßgeblich teil. Die Indianer gingen mit gleichen Grausamkeiten und Verstümmlungen gegen die verhaßten Bleichgesichter vor, wie es Colonel Chivington mit seinen Soldaten beim Sand Creek Massaker unternommen hatten. Red Cloud und Dull Knife beschlossen Ende Juli 1867 ein Fort am Bozeman Road zu überfallen. Da sich beide Oberhäuptlinge nicht einigen konnten, welches Fort angegriffen werden sollte, zogen die Teton nach Fort Phil Kearny und die Cheyenne zu Fort C. F. Smith. Mehr als 500 Cheyenne griffen am 1. August 1867 den aus Baumstämmen bestehenden Corral 3 Kilometer entfernt von Fort Smith an. 30 Soldaten und Zivilisten beschossen die Cheyenne mit neuen Repetiergewehren so stark, dass sie den Angriff abbrachen. Um ihre Toten und Verwundeten bergen zu können, wurde das trockene Gras angezündet. 20 Krieger hatten diesen Überfall mit dem Leben bezahlt, weshalb sich Two Moon und Dull Knife nach Süden zurückzogen. Sie wollten feststellen, ob die Teton gleiches Schicksal ereilt hatte. Auch sie waren bei der berühmten Wagon-Box-Schlacht in die Flucht geschlagen wurden.

Als die Armee das Land am Powder River verlassen hatte, unterzeichnete Red Cloud einen für sich vorteilhaften Vertrag im Fort Laramie am 6. November 1868. Dull Knife war mißtrauisch - weshalb er erst einmal abwartete. Im Herbst des Jahres 1870 konnte jedoch Red Cloud Dull Knife für einen dauerhaften Frieden mit den Weißen überzeugen. Nach der Niederlage am Rosebud und Little Bighorn war General Crook im Winter 1876 aufgebrochen, um Crazy Horse zu suchen. Statt das Lager des Teton-Häuptlings zu finden, traf er auf das aus 150 Zelten bestehende Dorf von Dull Knife, der an den Schlachten mit seinen Kriegern gar nicht teilgenommen hatte und ließ es durch Colonel Mackenzie angreifen. Angesehene Krieger mußten ihr Leben lassen, um den Rückzug der Frauen, Kinder und Alten zu decken. Auch der älteste Sohn von Dull Knife wurde im aussichtslosen Abwehrkampf getötet. Die Überlebenden brauchten drei Tage, um sich in der Kälte zu Crazy Horse durchzuschlagen. Crazy Horse hatte wegen Munitionsmangel und der Verteilung von Decken und Nahrungsmittel an die Cheyenne das Zeltlager vom Box Elder Creek zum Fort Keogh verlegt. Einen Kampf konnte sich die Indianer nicht leisten. Einige Häuptlinge und Krieger ritten zum Fort, um wegen der Übergabe Verhandlungen zu führen. Trotz Parlamentärsfahne eröffneten Crow-Scouts von Colonel Nelson das Feuer und erschossen fünf der Delegation. Nach diesem Ereignis flüchteten Crazy Horse und Dull Knife. Am Buttle Butte wurden sie von Miles am 8. Januar 1877 eingeholt.

Hump, Little Big und Two Moon lockten die Soldaten in einen Canyon. Der Hauptteil der Teton und Northern Cheyenne bewegte sich währenddessen durch die Wolf Mountain. Crazy Horse mit seinen Teton und Dull Knife, Left Hand, Standing Elk und Wild Hog mit ihren Horden kapitulierten Ende April des Jahres 1877 im Fort Robinson.

Die Northern Cheyenne mußten auf Anordnung der Regierung zu den Southern Cheyenne nach Fort Reno. Der Marsch dauerte fast 100 Tage und von den 937 Cheyenne erreichten nur 937 das Ziel. Auch hier starben weitere Northern Cheyenne an Unterernährung bzw. an Malaria. Im darauffolgenden Jahr 1878 brachte eine Büffeljagd nicht die erhoffte Nahrung. Die Kinder litten an einer Masernepidemie, was schließlich die Oberhäuplinge Little Wolf und Dull Knife veranlaßte mit 297 Stammesangehörigen am 9. September die Reservation zu verlassen. Sie zogen nach Norden und wurden von 10.000 Soldaten und etwa 3.000 Zivilisten verfolgt. Immer wieder waren die Cheyenne Angriffen ausgesetzt, so dass sie sich trennten - Dull Knife machte sich mit ungefähr 150 Cheyenne auf den Weg zur Red Cloud Agentur und Little Wolf zog mit den übrigen ins Stammesgebiet am Tonque River. In einem Schneesturm am 23. Oktober stieß Dull Knife auf Captain Johnson und einer Kavallerie-Einheit. Dull Knife ergab sich und mußte seine Waffen abgeben. Die besten Waffen hatten man zuvor auseinandergenommen und in der Bekleidung versteckt.

Die Northern Cheyenne hatten am 3. Januar 1879 erfahren, dass sie wieder nach Fort Reno gebracht werden sollten. Der Kommandant des Fort Robinson Wessels hatte sie dann am 4.01. in einer unbeheizten Baracke eingesperrt, um ihnen fünf Tage Bedenkzeit zugeben. Als die Frist abgelaufen war, wurden die Häuptlinge Left Hand, Wild Hog und Crow eingesperrt. Bei Dull Knife war Little Shield geblieben, der jetzt den ersten Schuß auf einen Posten abgab und damit die Cheyenne zum Ausbruch aufrief. Die Gefangenen ergriffen versteckte Waffen und machten die Wachen nieder, bevor sie flohen. Bereits am anderen Morgen waren 65 Cheyenne wieder ergriffen worden. Von 32 weiteren Cheyenne konnten nochmals 9 gefangen werden. Dull Knife, seine Frau, sein zweiter Sohn und ein Enkel gelang die Flucht. Sie wurden aber später in die Red Cloud Reservation gesperrt. Die Überlebenden konnten nach langen Verhandlungen von Fort Robinson in die Red Cloud Agentur. Lone Wolf, der nach Fort Keogh war, erhielt eine Reservation am Tonque River. Auch Dull Knife durfte sich dorthin begeben.