Ehe - Scheidung

Mädchen hingegen, die nicht unberührt waren, konnten froh sein, wenn sie überhaupt einen Mann abbekamen. Die Schwiegereltern erhielten dann keine Geschenke und mußten den Spott ihrer Nachbarn ertragen. Die Auserwählte hatte bei der Wahl ihres Ehepartners nichts zu sagen, jedoch ihr Vater war bemüht, den zukünftigen Ehemann nach den Neigungen der Tochter auszusuchen.
Der Freier besuchte bei den Präriestämmen seine Auserwählte in der Abenddämmerung vor dem Tipi. Beide hüllten sich in seine mitgebrachte Decke ein, um vor den Blicken der Anderen sicher zu sein und um sich ungestört zu unterhalten.
Die Eheschließung war eine einfache Zeremonie bei der Geschenke ausgetauscht und getanzt wurde. Die Indianer kannten keine religiöse oder zivile Hochzeit. Nach der Eheschließung war es bei manchen Stämmen Sitte, dass sich der Ehemann und seine Schwiegermutter nicht mehr sehen oder miteinander sprechen durften. Damit sollten Streitigkeiten zwischen der Schwiegermutter und den frisch vermählten Paar verhindert werden.
Indianische Ehen, die auch auf gegenseitige Achtung und Liebe aufbauten, wurden nicht so schnell gebrochen. Aber auch bei den Indianern gab es genügend Gründe für eine Trennung, so z. B. bei Ehebruch oder Faulheit des Mannes. Eine Frau brauchte einfach die Habseligkeiten des Mannes aus dem Zelt werfen, da das Zelt ihr Eigentum war. In den Stammesgesetzen war der Mann aber begünstigt. Eine Frau konnte den Mann zwar aus dem Zelt hinauswerfen, aber nicht bestrafen. Ein Mann hingegen konnte seine Frau, wenn er sie beim Ehebruch ertappte, bestrafen. Er konnte sich von ihr trennen, ihr die Zöpfe und Nase abschneiden. Mit dieser Verunstaltung war eine Frau für ihr Leben gezeichnet und für andere Männer unattraktiv.
Bei vielen Stämmen gab es einen Frauenüberschuß, da die Männer bei Jagdunfällen umkamen oder aus einem Krieg nicht mehr nach Hause zurückkehrten. Dieses Problem wurde durch Vielweiberei gelöst. Ein Mann konnte mit mehreren Frauen verehelicht sein. Dabei kam es immer wieder zu Eifersuchtsszenen zwischen den Frauen. Um dies zu umgehen heiratete ein Krieger die Schwester seiner Frau oder nahm die älteste Tochter zur Frau und hatte das Recht auf alle ihre Schwestern. Ein reicher Mann konnte sich also mehrere Frauen leisten. Sein Pferdeüberfluss erlaubte es ihm. Mehr Frauen konnten mehr Bisonfelle gerben. Wie man daran erkennen kann, ließ die wirtschaftliche Lage die Vielehe zu einem festen Bestandteil der indianischen Gesellschaft werden.
Indianische Väter wünschten sich hübsche Töchter und Ehemänner treue Frauen. Ehebruch wurde geahndet und die Frau schwer bestraft. Eine Witwe konnte schnell wieder verheiratet sein, wenn sie keine Schlampe war. Die Indianer hatten also eine sehr strenge Sittenauffassung.