Die vier Thesen der Einwanderung


Insgesamt gibt es vier Thesen, auf welche Weise Menschen nach Amerika vordrangen und die sogenannte "Neue Welt" besiedelten. Dies war eine davon und eine, die man durchaus als Beleg für die Besiedlung Amerikas gelten lassen kann, wie auch zahlreiche Funde in Sibirien und Alaska heute beweisen.

Eine Fundstätte war die in der Einführung erwähnte in Old Crow (Alaska), die zuerst auf 25000 v. Chr. datiert worden war, aber bei einer erneuten Untersuchung behauener Steine auf 14000 v. Chr. heute geschätzt wird.

Hier nun alle Thesen in tabellarischer Form aufgezeigt.

Die vier Thesen der Einwanderung im Einzelnen

Sibirien-These

Seefahrer fuhren über den nördlichen Pazifik auf die Westküste Amerikas zu und besiedelten den gesamten Kontinent bis zur Südspitze von Feuerland.

Polynesien-These

Vom Südpazifik her überquerten Seefahrer den Stillen Ozean und landeten an der Küste Nordamerikas bzw. Südamerikas.

Europa-These

Seefahrer fuhren über den Atlantik und gelangten an die Ostküste Nordamerikas oder sie wanderten von Frankreich her nordostwärts durch Russland und Sibirien und besiedelten auf diese Weise Amerika.

Beringstraßen-These

Alle Ureinwohner Amerikas stammen von sibirischen Vorfahren ab. Zu dieser These gibt es vier weitere Annahmen von denen eine, zwei, drei oder alle stimmen können. Die Theorien, Hypothesen und Spekulationen haben aber alle das Problem, dass es kaum Knochen, Skelette oder auch Spuren von Booten gibt, die diese Annahmen beweisen.


Natürlich kamen die Menschen nicht in einer einmaligen Einwanderungswelle nach Amerika, sondern sie sind über einen Jahrhunderte bzw. Jahrtausende erstreckenden Zeitraum in kleinen Gruppen nach Amerika vorgestoßen und nahmen den ganzen Kontinent in Besitz. Dies konnte anhand der neuesten Funde festgestellt werden. Wann jedoch der erste Mensch Amerika betrat, konnte man trotz der umfangreichen archäologischen und geologischen Forschungen in den letzten Jahrzehnten noch nicht eindeutig feststellen.

Die Menschen die nach Amerika einwanderten, gehörten keiner einzelnen Rasse oder einem einzelnen Volk an, sondern im Laufe von Jahrtausenden zogen zahlreiche Gruppen verschiedener Rassen und Kulturstufen von Asien nach Amerika. Sie unterschieden sich im physischen Aussehen, in ihrem handwerklichen Können und auch in ihrer sozialen und politischen Ordnung. Diese Gruppen entwickelten sich im Laufe der Zeit weiter, völlig unabhängig voneinander.

Diese steinzeitlich-primitiven Menschen brachten aus ihrer Heimat ihre Kultur mit und ihre Fertigkeiten, lernten den Gebrauch des Feuers, schmiedeten Metall, stellten Waffen und Geräte aus Stein her, erlernten die Kunst des Korbmachens und die Töpferei. Im Laufe der Zeit verbesserten sie ihre Waffen, kultivierten Pflanzen, schlossen sich zu losen Gemeinschaften zusammen, später wurden größere soziale Gesellschaften daraus, die das Leben in der Wildnis vereinfachten. In Mittel- und Südamerika entstanden bedeutende Zivilisationen, wie zum Beispiel die Maya, Azteken und Inka.


Wie es vier Thesen der Besiedlung Amerikas gibt, so fanden auch vier größere Einwanderungswellen statt.

Die vier Einwanderungswellen nach Amerika

35.000 - 25.000 v. u. Z.

Erste Einwanderungswelle fand aus Südostsibirien statt.
Eisfreier Korridor zwischen Sibirien und Alaska von 33.000 bis 28.000 Jahren

35.000 - 25.000 v. u. Z.

Die zweite Welle aus der Baikal-Amur-Region
Eisfreier Korridor zwischen Sibirien und Alaska von 33.000 bis 28.000 Jahren

30.000 - 24.000 v. u. Z.

Die dritte Periode der Einwanderung nach Amerika kam aus Nordostchina.


30.000 - 15.000 v. u. Z.

Bei der vierten kamen die Menschen aus Europa.
Eisfreier Korridor zwischen Sibirien und Alaska von 23.000 bis 13.000 Jahren


Die Vorfahren der Völker östlich der Rockies kamen vor mehr als 22.000 Jahren nach Amerika, die größte Sprachenvielfalt ist aber westlich der Rockies anzutreffen. Diese Völker erschienen jedoch etwa 10.000 Jahre später in der Neuen Welt.

Genetische Übereinstimmungen fanden die Forscher bei den Ureinwohnern Sibiriens mit nordamerikanischen Indianern. Ebenso entdeckten sie DNS-Gemeinsamkeiten zwischen Europäern und wenigen Stämmen Nordamerikas (Sioux, Navaho, Ojibwa, Nootka).

Der amerikanische Wissenschaftler Boyd zweifelte an der Besiedlungstheorie und untersuchte die Blutgruppen der Indianer. Die letzte asiatische Völkergruppe, die nach Amerika kam, waren die Inuit. 29 Prozent von ihnen haben die Blutgruppe B, welche typisch für mongolische Asiaten ist, bei ihnen fehlt die Gruppe 0 fast völlig und A ist nur sehr selten. Die Blackfoot des amerikanischen Nordwestens besitzen vorwiegend die Blutgruppen 0 und A und nur 3,2 Prozent haben B. Im Südwesten herrscht auch die Blutgruppe 0 vor, etwa 2,8 Prozent haben A und B fehlt völlig.
Südamerikanische Indianer haben nur Blutgruppe 0, hingegen A und B vollkommen fehlen.

Die Forscher suchen aber nicht nur nach genetischen Übereinstimmungen und nach DNS-Gemeinsamkeiten, sondern auch nach linguistischen Merkmalen. So hat Johanna Nichols von der University of California in Berkeley von Kanada bis Feuerland 143 indianische Sprachgruppen unterscheiden können, die so von einander abweichen wie Deutsch vom Chinesischen. Bis sich zwei Sprachen so voneinander unterscheiden, müßten mindestens 6.000 Jahre vergehen - für die 143 Sprachgruppen schätzt die Wissenschaftlerin eine ungefähre Zeit von 60.000 Jahren ein.