Das Kulturareal Großes Becken


Das Land, welches sich südwärts an das Plateau anschließt und sich bis zu den Wüsten Nevadas und dem westlichen Utah erstreckt, wird als «Großes Becken» bezeichnet. Vor 20.000 Jahren befanden sich hier noch 68 große Seen, welche nach und nach verschwanden.

Die trostlose Landschaft des Großen Beckens In diesem sandig-trockenen Lande des Salbeibusches und der dicksamigen Pinontanne wohnten schon vor dem Kommen der Weißen die wirtschaftlich wohl ärmsten nordamerikanischen Indianer, die Shoshoni (Schoschonen), die Ute und die Paiute, Mitglieder der uto-aztekischen Sprachgruppe. Sie hatten keinen Mais und lebten ohne die menschlichen und kulturellen Kontakte der großen Kulturen. Sie wandten ihre ganze Energie auf, um zu überleben.

Sie sind der nördlichste faßbare Teil des Bevölkerungselementes der Chichimeken, die die Träger starker jägerischer Elemente sind. Sie wanderten unter ihrem legendären Anführer Xolotl nach Mexiko ab und verursachten den Untergang des Toltekenreiches.

Das Große Becken bietet eine dünn verstreute Bevölkerung, deren wirtschaftlicher Jahreszyklus durch das geringere oder häufigere Vorkommen von Wildsamen und kärglicher Zusatzkost bestimmt wird. Sie machten Jagd auf alle Tiere, die in ihrem Gebiet zu finden waren. Dazu gehörten Präriehunde, Erdeichhörnchen und Kaninchen. Aber auch Mäuse wurden nicht verschmäht. Kaninchen und Vögel wurden gefangen, indem man sie in 2,50 Meter hohe und bis 9 Meter breite Netze trieb. Auch Heuschrecken wurden gefangen und getröstet. Eine Gruppe von Männern brauchte einige Tage, um einen Hirsch zu begegnen. Es war ein großes und seltenes Tier in dieser Region. Eine Familie konnte in wenigen Tagen alles Eßbare um ihr Lager auf mehrere Kilometer im Umkreis aufgegessen haben. Dann mußte man weiterziehen. Alljährlich versammelten sich die einzelnen Gruppen zu einer Treibjagd in einer Gegend wo es Antilopen gab. Die Tiere wurden in eine Umzäunung aus Büschen getrieben und getötet. Sonst lebte jede Familie für sich. Sippen gab es nicht. Es gab allerdings anerkannte weisse Männer, die sogenannten «Sprecher». Auf ihren Rat hörte man, aber es gab keine wirklichen Häuptlinge.

Kennzeichnend für das «Große Becken» war bei Festen der gemeinsame Tanz von Frauen und Männern. Bei einem dieser Feste tanzen Frauen und Männer um einen Baum und sangen Lieder, die von Tieren handelten.

Kleid der Schoschonen Sie lebten unter dürfigen «Windschirmen» und ihr ärmlicher Kulturbesitz ist nur durch ihre große Flechtkunst (Material: Pflanzenfasern) etwas kompensiert wird. Das Pferd kam zeitig hier her, aber man hatte keine Weidegründe, und es war dem hochbegehrten Hauptwild, der Antilope, an Schnelligkeit unterlegen. Die Armut der Landschaft, die Armut der Nahrung erzeugten Mythen vom Kulturheros, dem Coyoten, erzeugten auch Visionen. So ist dann aus den Paiute-Indianern ein Prophet erstanden, ein Träger missianischer Ideen, Wovoka, der zum Urheber des Geistertanzes wurde, jener hinreißenden, aus indianischen und christlichen Elementen gemischten Bewegung, die die Indianer bis ins Seengebiet hinauf in mächtigen Wellen ergriff.

Ihre Macht kam durch Visionen und Träume. Man unternahm aber keine Anstrengungen diese Macht zu erlangen. Man war zufrieden, wenn ein bedeutender Traum in der Nacht kam. Auch ihre Mythologie war genauso einfach. Ihre Erzählungen bestanden hauptsächlich aus magischen Tieren, die die Welt beeinflußten. Jedoch fehlten in ihrer Mythologie Berichte über die Entstehung der Welt und über die Menschwerdung. Ihre Religion bestand aus einem einfachen Schamanismus.

Mit den Weißen waren diese Indianer relativ spät in Berührung gekommen, erst seit 1850 durch den Ansturm der Gold- und Erzsucher und der Landräuber. Damals begann die Zerstörung der Nahrungspflanzen durch eingeführtes Vieh und die Vernichtung der Pinonbäume mit den mehlspendenden Samen. Still gingen die Indianer des Großen Beckens in ein neues Leben über, denn die Durchdringung ihres Gebietes nach Bodenschätzen erfolgte nur punktartig. Langsam assimilierten sie sich. Arm waren sie und blieben es. Nun sind sie langsam dabei, sich ein besseres Leben einzurichten. Heute besitzen die Paiute eigene Herden, schneiden ihr Heu und erhalten mit Regierungshilfe sich selbst. Sie sind nicht ausgestorben. 1950 wurden in Nevada und im benachbarten Utah 1.847 Paiute gezählt.