Die Indianer Mittelamerikas - Mittelamerikanische Stämme


Völker im Norden Mexikos

Das Gebiet der Baja California ist nur sehr spärlich besiedelt. Es gibt nur im äußeren Norden in der Nähe der Grenze zum USA-Bundesstaat Kalifornien einige Gruppen indianischer Bevölkerung. Zu ihnen gehören die Kumiai, die Kiliwa und die Cucapá. Die wichtigsten Siedlungen der mexikanischen Indianer liegen in den schwer zugänglichen Kettengebirge im Hinterland der pazifischen Küste. In dieser Gegend zwischen der Sierra Madre Occidental und Sierra del Sur haben die Indianer ihr Brauchtum und ihre Baukunst erhalten. Bei den Cora und Huichol, die zwischen Mazatlán und Guadalajava leben, besitzen die Tempel Fenster, damit die Götter die Opfergaben begutachten können. Die Huichol unternehmen Jahr für Jahr große Streifzüge durch das Gebirge, um den dornenlosen Kaktus der Gattung Lophophora, deren oberirdischer Teil Peyotl genannt wird, zu suchen. Der Kaktus besitzt das berauschende Alkaloid Meskalin. Dieser Kaktus ist ein Teil der Religion der Huichol, da sie im Zustand des Rausches Botschaften ihrer Götter empfangen.

Völker der mittelamerikanischen Landbrücke

Was wissen wir von diesen Völkern? Unsere Kenntnisse von den indianischen Völkern, ihrer Geschichte, ihrer Kultur und ihrer Lebensweise ist lückenhaft. Sie lebten und leben auf den Territorien der Staaten Honduras, Nikaragua, Kostarika und Panama. Nur in einzelnen kleineren Gebieten können historische Abläufe durch archäologische Funde und ethnografische Fakten in groben Zügen skizziert werden. Es wurden in Kostarika und Panama indianische Fürstengräber gefunden, die wichtige Ergebnisse für die Kulturgeschichte der beiden Kontinente verspricht.

In Nordwest-Kostarika und in der Kanalzone sind gelegentlich Steinspitzenfunde gemacht worden, die auf eine Zeit des Jägertums hinweisen. Die Muschelhaufen am Strande des Golfs von Parita, der in Panama liegt, sind die ältesten Anzeichen menschlichen Lebens in diesem Raum. Sie waren halb seßhaft und lebten von der Jagd, Fischfang und dem Einsammeln von Schalentieren. Keramik war ihnen unbekannt. Durch den Radiocarbon-Test wurde ein Alter dieser Überreste von 4.850 ± 100 Jahre v. u. Z. festgestellt. Bei Ausgrabungen stieß man auf Dorfanlagen, die auf eine relativ späte Einführung des Bodenbaus schließen lassen, die ungefähr der Zeit des vorklassigen Mexikos entsprechen dürfte. In jüngeren Schichten mehren sich die Anzeichen, für das Vorhandensein einer Arbeitsteilung, sozialer Schichtung und einem entwickelten Zeremonialleben.

Auf dem Gebiet der Gold- und Silberbearbeitung weisen die Bewohner Mittelamerikas bedeutende handwerkliche Leistungen auf. Sie kannten verschiedene Gußtechniken und arbeiteten bereits mit einer Legierung aus Gold und Kupfer (Tumbaga) und verstanden es, Kupfergegenstände zu vergolden. Diese Meister, die in den wahrhaftigen indianischen Goldländern wohnten, waren Völker der Chibcha-(Tschibtscha-)Sprachfamilie, deren Nachkommen heute noch in Kolumbien, Kostarika und Panama leben. Diese Goldarbeiten wurden auch in den Fürstengräbern der mittelamerikanischen Landbrücke gefunden und stammen aus dem 14. oder 15. Jahrhundert.

Bei Ausgrabungen dieser Fürstengräber fand man mehrere weibliche und männliche Leichen als Grabbeigabe, was auf ein ausgeprägtes Abhängigkeits-Verhältnis und Vielweiberei der herrschenden Klasse hinweist. Man geht davon aus, dass das südliche Mittelamerika aus zahlreichen Kleinstaaten bestanden hat, die von mächtigen Häuptlingen und Fürsten beherrscht wurden, und sich ständig in kriegerischen Auseinandersetzungen befanden.

Die Kultur und Sprache der Indianerbevölkerung zeigt Beziehungen zu Völkern im nördlichen Mittelamerika und auch zu südamerikanischen Gruppen. Aus dem nördlichen Gegenden Mittelamerikas sind die Nikarao, welche ebenso wie die Pipil in El Salvador eine altertümliche uto-aztekische (Nahua-)Sprache sprechen oder sprachen. Man sieht beide Stämme als Nachkommen toltekischer Einwanderer an, die im 12. Jahrhundert Tula aufgaben und nach Südosten zogen. Die Sigua, die ein Nahua-Volk sind, leben außerhalb dieses Sprachraumes an der Chiriqui-Lagune. Mit Völkern Mexikos (Otomi) sind wahrscheinlich die Chorotegen verwandt, die in Nikaragua eine alte Kultur haben. Stämme aus dem Tiefland Südamerikas wanderten an der Küste entlang nach Zentralamerika. Die meisten Vertreter dieser Kultur sprechen Chibcha-Sprachen. Ausnahme sind die isolierten Gruppen wie die Choco in Ostpanama und in Kolumbien sowie die Jicaque in Honduras. Nahrungsgrundlage der Waldindianer sind Pflanzenknollen, die Früchte der Pejibaye-Palme sowie Produkte von der Jagd und vom Fischfang. Auch heute leben einige Stämme noch in Clans. Clanvorsteher und der Ältestenrat regeln die Angelegenheiten der Dorfgemeinschaft. Der Medizinmann hat zum Teil noch eine wichtige soziale Rolle. Die Sumo-Indianer, die in Nikaragua leben, halten an ihrer alten Religion fest und praktizieren weiterhin die traditionelle Kopfdeformation.

In den mittelamerikanischen Ländern ist die indianische Bevölkerung heute stark mit Mestizen durchsetzt.