Leben in der Wüste


Die riesigen Seen, die die heutigen westlichen Wüsten bedeckten, begannen mit der einsätzenden Klimaerwärmung auszutrocknen. Indianische Gruppen ließen sich an den Ufern der Binnenseen nieder, wo sie dem Fischfang nachgingen oder Binsen, Rohrkolben und Insektenlarven sammelten. Andere Stämme wanderten in die höher gelegenen Bergtäler und bauten ihre Unterkünfte an den schrumpfenden Seen auf. Als Nahrung diente pflanzliche Produkte und die Beute ihrer Jagd.

Aus dem Südwesten verbreitete sich vor rund 6.000 Jahren die Piñonkiefer aus und schaffte es fast den gesamten Westen zu überziehen. Die Piñonnuß ist sehr nährstoffreich und erreicht im Herbst in kurzer Zeit ihre Reife. Als ertragreiches Nahrungsmittel kann sie zwei bis drei Jahre aufbewahrt werden. Für die vorkolumbischen Hochlandbewohner bildete die Piñonnüsse die Nahrungsgrundlage. Mehrere Wanderungen innerhalb eines Jahres waren notwendig, um dem Jahreszeitenzyklus dieses Nahrung zu folgen.

Vor der Ernte wurde eine religiöse Zeremonie - der sogenannten Piñon-Tanz - aufgeführt. Mit dem Sonnenuntergang des ersten Tages vertrieb eine erfahrende ältere Frau die Geister in den Kiefernwäldern und verstreute im Anschluß Nüsse auf dem Boden als Dank des Menschen an die Natur.

Für das Überleben in der lebensfeindlichen Landschaft mußten die Menschen zahlreiche Fertigkeiten beherrschen. Hasen trieben die frühen Menschen in aus Pflanzenfasern gedrehte Netze. Das Fleisch briet man, während dessen das Fell von den Frauen in Streifen geschnitten und bis zu vier Meter lange Taue verzwirbelt wurde.

In der Lovelock-Höhle im Nordwesten von Nevada fanden Archäologen im Jahre 1924 eine Decke, die aus 600 Wühlmaushäuten gefertigt war. Einen Korb gefüllt mit Lockenten aus mit Federbälgen verkleideten Tulebinsen war ein weiterer Fund dieser Höhle. Der genaue Einsatz ist nicht bekannt. Es könnte aber sein, dass man die Lockenten an Flösse band und damit Wasservögel anlockte. Genauso könnten die Jäger sich die Lockenten auf den Kopf gebunden haben und sich dann tauchend den Enten näherten, um sie von unten zu packen und zu ertränken.

Das Leben in diesen indianischen Gemeinschaften war durch Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern organisiert, in dessen Mittelpunkt eine Kernfamilie stand. Der Mann ging zur Jagd, jedoch die wirtschaftliche Verantwortung lag in den Armen der Frauen. Neben ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter war sie durch ihre Sammeltätigkeit und Vorratshaltung der wichtigste Nahrungsbeschaffer der Familie. Desto größer die ökonomische Rolle der Frau war, um so höher stieg ihre soziopolitische Macht und ihr Ansehen.

Die Kulturen der Wüste achteten und bewunderten zugleich die Frauen, die in seltenen Fällen auch die Rolle des Schamanen übernahmen. Wohlhabende Frauen konnten mehrere Männer besitzen, hingegen bei Frauenmangel sich die Männer eine Frau teilen konnten. Nicht die Frau zog in die Jagdgründe des Mannes, sondern der Mann folgte in das Lager der Frau.

Die Nachfahren der frühen Sammler und Jäger waren die Paiute und Shoshoni. Viele natürliche Produkte kannten die Paiute als Heilkräfte, davon nutzten sie 200 wildwachsende heimische Pflanzen wie Sagebrush, Bovisten, Rabbitbrush ... als Medizin. Das Wissen der Indianer über Heilpflanzen wird von einigen heutigen Pharmakologen den Kenntnissen der westlichen Naturheilkunde gleichgesetzt oder übertrifft es sogar bei weitem.

Die nomadisierenden Völker der Wüste kannten kein individuelles Eigentum. Jeder hatte die gleichen Rechte zu jagen, zu fischen oder auch Pflanzen zu sammeln. Die Sitten verlangten es aber, dass ein Besucher um Erlaubnis bat, wenn er auf fremden Land jagen und fischen wollte. Eine solche Erlaubnis wurde immer erteilt. Habgier wie der Weiße sie kennt, kannten Indianer in ihrer Weltanschauung nicht.