Die Indianer Mittelamerikas - Maya: Medizinisches Wissen


In Mexiko sind bis heute rund 30.000 verschiedene Pflanzenarten wissenschaftlich erfaßt wurden, eine wesentlich größere Anzahl als es in Europa sind. Und es werden immer noch neue entdeckt. Etwa 5000 Pflanzen soll es nach Angaben von mexikanischen Fachleuten geben, die eine heilende Wirkung besitzen.

Die Maya kannten auch ohne die moderne Technik schon vor Jahrhunderten die erstaunliche Wirkung der Heilpflanzen. Wenn darüber schriftliche Überlieferungen existiert haben, dann sind sie durch das Feuer von 1556, welches Diego De Landa im Kloster Mani und an anderen Orten legen ließ, vernichtet wurden. Nur vier aller Maya-Bücher, die sogenannten Codices, entgingen dem Feuer. Eines davon befindet sich in Dresden. In diesen Codice gibt es Indizien für ein detailliertes Heilwissen der Maya. Der Wahnsinn, der mit der Vernichtung angerichtet wurden war, erkannte man schon im 16. Jahrhundert, weshalb man De Landa anklagte. Er wurde nach Spanien zurückbeortert. In der Zeit, wo er auf seinen Prozeß wartete, erkannte er, welch wertvolles Wissen er vernichten lassen hatte. Er schrieb zu seiner Verteidigung einen Bericht. Dieser blieb über Jahrhunderte verschollen. In Madrid fand man 1862 eine Abschrift wieder. In ihr finden sich zwar Aufzeichnungen über das Heilwissen der Maya, aber die Pflanzen sind jedoch wissenschaftlich nicht korrekt gezeichnet wurden, was in anderen Regionen Mexikos von Mönchen wesentlich besser gemacht wurden war - sehr genaue farbige Pflanzendarstellungen, um das Wissen der indianischen Völker zu bewahren.

Heute sind Forscher dabei, dass verlorene Wissen der Maya wieder zu rekonstruieren. Über 900 Heilpflanzen sind auf ihre Inhaltsstoffe hin bis jetzt untersucht wurden. Dabei konnten zahlreiche Wirkstoffe im Labor isoliert werden. Das Ergebnis brachte es an den Tag, dass viele der getesteten Pflanzen Wirkstoffe enthalten, die tatsächlich die erwartete Wirkung hervorrufen, womit bewiesen ist, dass die Heilkraft vieler Pflanzen, die die Maya-Ärzte verwendeten, selbst wissenschaftlichen Untersuchungen standhalten. Nach und nach werden alle Pflanzen analysiert, doch dies wird noch einige Jahre dauern bis alle auf ihre Wirkstoffe hin ausgewertet sind. Danach folgt ein langer Weg bis aus den Erkenntnissen einmal ein Medikament entsteht, dass allen zur Verfügung stehen wird. Viele in der Pharmazie hergestellten Tinkturen und Pillen sind zu teuer, weshalb auch heute noch regelmäßig bei Leiden aller Art ein Heilkundiger aufgesucht wird. Jeder dieser Heiler hat seine eigenen Behandlungsmethoden. Einige verwenden magische Beschwörungsformeln bei der Herstellung und Anwendung ihrer Mixturen, andere nutzen ihren Hausgarten als kostengünstige Apotheke.

Die Wirkung zahlreicher Heilpflanzen kannten nicht nur die Maya, sondern auch andere frühe Kulturen in Mittelamerika, so auch die Azteken. Wie wurden die Arzneipflanzen von den Maya und anderer Völker angewendet? Das ist die wesentlichste Frage vieler weiterer Fragen, die Forscher zu beantworten haben. Derzeit gibt das verschollene Heilwissen der Maya zahlreiche Rätsel auf.

Die Schriftzeichen der Maya, die sogenannten Mayaglyphen, sind in den letzten Jahren entziffern wurden. Damit ist ein entscheidender Weg in der Maya-Forschung gelungen. Zahlreiche Mayaglyphen wurden somit entschlüsselt, jedoch die wertvollen Bücher der Maya sind mit ihrer Vernichtung durch die spanischen Eroberern für immer verloren.

Hier nun einige Pflanzen, die die Maya-Ärzte zum Heilen von Leiden verwendeten:

Agave (Agave americana, Agave spp.): Die Maya verwendeten einen gepreßten und gekochten Blättersaft bei Hautschürfungen und Hautrissen zwischen den Zehen und bei allen Arten von Pilzerkrankungen.

Aloe (Aloe barbadensis syn. Aloe vera): Der Stengelsaft dient den Maya bei Kopfschmerzen, bei Hautneutralgie, bei Husten und Verstopfung. Sie nannten die Pflanze hunpets'k'in kih = Agave der Sonnenmaß-Echse.

Avocado (Persea americana): Die Avocado-Blätter wurden bei Fieber unter die Füße gebunden und bei Husten wurde ein Tee mit Zucker gekocht.

Damaina (Turnera diffusa var. aphrodisiaca): Damaina heißt auf Maya misib kok (Asthma-Besen) und wurde als Tee bei Asthma und Bronchitis getrunken.

Guajakholz (Guajacum sanctum, Guajacum officinale): Ein gesüßter Blütendekokt wurde gegen Husten und Tuberkulose getrunken, ein Rindendekokt als Abführmittel, ein Blätterdekokt als universelles Gegenmittel und das Harz war Heilmittel bei Tripper.

Kermesbeere (Phytolacca icosandra, Phytolacca americana): Die Maya nannten die Pflanze xtel-koox und verwendeten sie gegen Windpocken und als Reinigungsmittel.

Mais (Zea mays): Die Maya benutzten den Mais als Diät bei allen Erkrankungen, weil die Pflanze die Lebenskraft stärke, den Körper lebendig mache und die Krankheit aus dem Körper weiche.

Ololiuqui (Turbina corymbosa): Die Maya nannten die Pflanze xtabentum = wörtlich: Edelsteinkordel und benutzten sie zur Wahrsagerei, da die Pflanze eine Art Trance auslöste, und als Medizin.

Papaya (Carica papaya): Die Früchte ißt man, um die Verdauung und die Gallenblase anzuregen.

Passionsblume (Passsiflora incarnata): Die Maya kannten die nervenberuhigenden, stärkenden und entkrampfenden Eigenschaften der Pflanze.

Perubalsam (Myroxylon balsamum var. pereira): Die Maya verwendeten fast alle Teile des Baumes zu medizinischen Zwecken. Die Wurzeldekokt halfen gegen Hämorrhoiden, ein Blätterdekokt zur Reinigung der Nieren und Blase, die Früchte werden gekocht und getrunken nach der Niederkunft, die Rinde dient als Deodorant unter die Achselhöhle.

Pfeilwurz (Maranta arundinacea): Der Pfeilwurz diente den Maya bei Hautkrankheiten, welche die Maya in ihrer Sprache mit kak bezeichneten.

Sarsaparille (Smilax rigelii): Die Maya verwendeten die Pflanze zur Reinigung des Blutes und um das Rheuma aus dem Fleisch zu reiben.

Tomate (Lycopersicon spp.): Die Tomate verwendeten die Maya gegen entzündete Hämorrhoiden.

Traubenkraut ([Mexikanisches] Chenopodium ambrosioides): Die Maya verwendeten die Pflanze als Gewürz bei schwarzen Bohnen, für Fischgerichte und Tomatenspeisen, um Wurmbefall vorzubeugen.

Vanille (Vanilla planifolia): Die Maya trinken einen Tee bei sexueller Erschöpfung oder Impotenz, aber auch bei Blut im Stuhl oder beim Blut spuken.


Aufgeführte Maya-Städte