Die Olmeken: Götter, Elite und vergrabene Schätze


Grab in La Venta In San Andreas Tuxtla fand man 1862 einen kolossalen Steinkopf, deren Ursprung nicht zugeordnet werden konnte. Die Vermutungen gingen in alle Richtungen. Kein Gelehrter schrieb sie einer Kultur zu, die älter als die der Maya sein sollte. Man mutmaßte, sie seien von keinem amerikanischen Volk, vielleicht von den Osterinseln oder sogar afrikanischen Ursprungs oder könnten vielmehr von einer außerirdischen Rasse stammen.

In Laguna de Catemaco entdeckte man 63 Jahre später weitere Funde dieser Steinkolosse. Heutige Erkenntnisse gehen davon aus, dass die bis 20 Tonnen schweren Steinköpfe olmekischen Ursprungs sind und das es sich um Arbeiten um 1200 v. Chr. handelt. Unklar ist, welchen Zweck sie erfüllten. Meinungen gibt es zahlreiche: Es könnte sich um Gottheiten oder olmekische Herrscher handeln. Die Köpfe zeigen menschliche Gesichtszüge, die so deutlich herausgearbeitet wurden, dass individuelle Gestalten zu erkennen sind. Man glaubt sogar, dass es sich um Personen von königlicher Abstammung handelt. Zumindest ist man der Annahme, dass es Adlige sind, die durch ihren Kopfschmuck als rituelle Ballspieler identifiziert werden konnten. Jeder Helm besitzt eine individuelle Zeichung, was wiederum die Vermutung zuläßt, dass immer eine andere Person dargestellt wurde. Die Herrschersöhne waren wohl die Wettkämpfer, deren Helmzeichnungen das Clanzeichen symbolisiert.

Die kolossalen Steinköpfe mit ihren Porträts könnten aber auch eine Verbindung zwischen den Herrschern und dem Übernatürlichen darstellen oder die Kontrolle der Herrscher über die Kräfte der Erde. Vielleicht schufen sie auch eine spirituelle Verbindung zwischen der Schöpfung, dem Kosmos und dem Leben.

In der Zeit der Olmeken-Kultur entwickelten sich erste soziale Schichten. Die Bauern wurden in Zeiten geringer Feldarbeit zu Arbeitskräften für andere Tätigkeiten eingesetzt, und dies wahrscheinlich freiwillig. Eine Armee oder andere Kampfverbände besaßen die Olmeken nicht. Zu bedeutenden Änderungen auf sozialer und politischer Ebene kam es, als sich die Jäger- und Sammlerverb&asuml;nde zu landwirtschaftlichen und städtischen Gemeinden entwickelten. In den Zeiten der Jäger- und Sammlertätigkeit gab es bevorzugte Jagdgebiete, jedoch war der Erfolg einer Jagd nicht garantiert und von den Fähigkeiten des Jägers abhängig. Als sich die landwirtschaftlichen und städtischen Gemeinden bildeten, besserte sich zugleich die Existenzgrundlage der gesamten Gemeinschaft erheblich, was dazu führte, dass die Bevölkerungszahl anstieg. Der Bevölkerungszuwachs machte eine organisierte Zusammenarbeit erforderlich, was zur Folge hatte, dass sich eine Führungelite herausbildete. Für den Bau der Monumente waren eine größere Anzahl von Arbeitskräften notwendig, die unter Anleitung zusammenarbeiten, ebenso bei allen landwirtschaftlichen Aktivitäten.

Viele dieser Tätigkeiten gingen Rituale voraus, die genauso wichtig waren, wie die Nahrungsbeschaffung selbst. Für das spirituelle Leben sorgten die Schamanenpriester. Es gibt jedoch keinen Hinweis für den genauen Zweck der riesigen Zeremomienzentren.

Vermutlich besaßen bereits die Olmeken eine ähnliche Hierarchie der Götter wie es die späteren Kulturen Mittelamerikas kannten. So gab es führende Götter, deren Assistenten, die wiederum Assistenten besaßen und weitere untergeordnete Geister. Welches Ansehen die verschiedenen Gottheiten hatten, war abhängig von ihrer Macht. Weniger bedeutende Götter unterwarfen sich denen mit höherer Macht. Die Zeremonienzentren waren womöglich nicht nur die Orte, wo Rituale abgehalten wurden, sondern waren ebenso als Machtsymbole anzusehen. Dies ist daran zu erkennen, dass die heiligen Gebäude zugleich auch als Herrscherresidenzen Verwendung fanden. Die sogenannte Elite strebte wohl auch nicht nur nach politischer Macht, sondern wurde von der ländlichen Bevölkerung als göttlich verehrt.

Wenn diese Spekulationen stimmen, dann erklärt sich auch die komplexere hierarchische Gesellschaftsordnung der späteren mittelamerikanischen Kulturen - ganz besonders die der Azteken.

Die Bauern werden nicht die schweren Arbeiten in der Errichtung der Herrschersitze gesehen haben, eher als einen rituellen Akt - nämlich den Bau der Wohnstätten ihrer angebetenen Götter.

Zur Zeit der Olmeknen-Kultur wurden auch in mehreren Kultstädten (es ist meine volle Absicht Kultstädte und nicht nur -stätten) Kunstgegenstände - Objekte - vergraben. Eine eindeutige Erklärung gibt es dafür noch nicht - eher Vermutungen. Verständlicher kann es für uns nur werden, wenn man bedenkt, dass diese Kultstädte zugleich der Herrschersitz und die Wohnstätten der Götter waren. Zur oberen wie auch zur unteren Sphäre wurden die Götter zugeordnet. Die oberirdischen Pyramiden und Monumente wurden nach den Himmelsgottheiten ausgerichtet.

Auf den Spitzen der kegelförmigen Pyramiden wurden Opferfeuer entfacht, die den Krater eines Vulkans symbolieren sollten. Spätere Kulturen übernahmen diese Symbolik - das Vulkane als heilige Symbolträger galten. Die Macht der Götter konnte, nach dem Glauben der Olmeken, mit Hilfe der Pyramiden zu den Menschen in die Mittelwelt gelangen.

Die vergrabenen Kunstgegenstände wiederum sollten Träger zwischen Menschen und Göttern der Unterwelt symbolisieren. Auch das Wasser unterirdischer Höhlen und welches in Quellen entspringt, wird oft mit Göttern der Unterwelt in Zusammenhang gebracht. Den Eingang zu dieser Welt bewachte der Jaguargott oder ein sogenannter Werjaguar. Wollte man die Unterwelt gelangen, so war ein reißender Strom zu überqueren.

Ein System von Wasserleitungen steht in Zusammenhang mit diesen vergrabenen Kunstgegenständen, über das wahrscheinlich aus künstlich angelegten Seen, welche heilig waren, die Paläste des Tempelbezirkes mit Wasser versorgt wurden. Auf den vergrabenen Objekten - meist Mosaikplatten - war als Hüter der Unterwelt der Jaguar dargestellt. Markierungen kennzeichneten diese vergrabenen Objekte, um sie vielleicht später einmal wieder ausgraben zu können oder hatten die Funktion eines Wegweisers in die Unterwelt.

Die Stufen der Pyramiden könnten auch eine Symbolik zwischen oberer Welt, mittlerer Welt und Unterwelt besitzen.