Die Geschichte des Pferdes in Amerika


Schon in der Vorgeschichte grasten zahlreiche Wildtiere in den Ebenen Nordamerikas. Das Pferd kam mit den spanischen Konquistadoren nicht das erste Mal auf den amerikanischen Kontinent. Schon als sich der Bison und Auerochse in der Urzeit in Wildherden ausbreiteten, war das Pferd auch ein Herdentier. Die Indianer jagten es wegen seines Fleisches. Sie unternahmen aber keinen Versuch es einzufangen, zu zähmen und dann als Reittier zu verwenden.

Es muß bereits einige Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung - man nimmt an 7.000 v. Chr. - ausgerottet oder ausgestorben sein. In den indianischen Überlieferungen und in ihrer Mythologie sind keine Pferde zu finden. Hernán Cortés soll 1519 bei der Eroberung des Azteken-Reiches mit 10 Hengsten und sechs Stuten in Mexiko einmarschiert sein. Die Tiere lösten bei den Eingeborenen Angst und Entsetzen aus. Francisco Vasquenz de Coronado drang im Jahre 1540 nach Norden vor, wo er die sagenumwobenen "Sieben goldenen Städte von Cibola" suchte. Mit 250 gepanzerten Reitern, mehr als 1.000 Reservepferden und Maultieren sowie einer Herde mit andalusischen Rindern rückte er bis zum Rio Grande del Norte vor. Im heutigen US-Bundesstaat New Mexico prasselte ein heftiger Hagelsturm nieder, wobei alle Reservepferde und Maultiere wie auch mehr als die Hälfte seines lebenden Fleischvorrates an Rindern verlorenging. De Coronado kam noch bis Kansas, kehrte dann aber ohne die Goldstädte gefunden zu haben nach Mexiko - dem damaligen Neuengland - zurück.

In der Umgebung von Santa Fé und San Antonio züchteten gleich nach der Landnahme die Spanier in Ranches Pferde. Die in der Nähe der Spanier wohnenden Stämme hörten von den Eigenschaften des Pferdes, wie man es als Reittier verwendete. Auch indianische Hirten, die in den Gestüten der Konquistadoren arbeiteten, lernten sehr schnell reiten, stahlen Tiere und verkauften sie an andere Indianer. Auch entlaufene Pferde wurden, statt es erneut für den Fleischbedarf zu gebrauchen, in den folgenden Jahrzehnten eingefangen. In den Weiten der Plains konnten sich die freien Tiere ohne natürliche Feinde fast ungestört vermehren. Sechzig Jahre nach dem Vordringen von de Coronado nach dem nordamerikanischen Kontinent - also um 1600 - war aus den in Freiheit lebenden Tieren eine riesige Herde entstanden, die nun wegen des nahrhafteren Steppengrases nach Norden zogen. Die Indianerstämme in den südlichen Plains fingen die Pferde, zähmten sie und wurden ausgezeichnete Reiter. Um 1680 hatten die Apachen sich eine größere Pferdeherde angeeignet, die ihnen nun erlaubte, ausgedehnte Jagd- und Beutezüge zu unternehemen.

Als andere Stämme die Vorteile der Pferde schätzen lernten, konnten sie nicht genug fangen. Die immer zahlreicher werdenden Pferde-Interessenten zwangen die Tiere weiter nach Norden in die Prärien vorzustoßen. Eine besondere Zuneigung zu Pferden hatten die Comanchen, die die großen Vorzüge entdeckten, wie man auf schnelle Art sich fortbewegen konnte oder mit ihm auch auf Raubzüge gegen andere Stämme riesen Vorteile hatte. Sie kannten sich bereits um 1700 mit diesem Tier gut aus. Ihre Lieblinge besaßen eine Größe von etwa 1,40 Meter und wogen siebenhundert Pfund. Es waren meist Schecken mit weißen Flecken auf braunem Fell oder umgekehrt. Sie stammten von spanischen Pferden ab, die in den Plains verwildert waren. Ihre Köpfe waren groß, die Beine dünn, sie konnten aber problemlos die Tiere der Weißen was Ausdauer betraf, überbieten. Auch verfeinerten die Comanchen die Zähmungsmethoden und galten was die Reitkunst betrifft als unumstrittene Meister. Selbst die Cowboys und die US-Kavallerie schätzten die kühnen Reiter der Plains.

Bis zum Jahre 1770 hatte sich in den Plains die Reiterkultur durchgesetzt und es kam im Laufe von etwa 200 Jahren zu einer solchen Harmonie zwischen Mensch und Pferd, wie sie noch nie irgendwo auf der Welt existiert hatte.

Auf den Prärien konnte das Pferd seine volle Geschwindigkeit entwickeln, hingegen es in Waldgebieten nur langsam vorwärts kam und den Raubtieren hilflos ausgesetzt war. Das Pferd hatte auch Nachteile in Wüstenregionen, wo es keine ausreichende Nahrung gab. In felsigen Terrain konnte es leicht seine Hufe verletzen. Die beste Bewegungsfreiheit und die reichhaltigste Nahrung fand das Pferd aber in den Plains, wo es sich auch am prachtvollsten entwickelte.

Für die Indianer erweiterte sich durch das Pferd ihre Mobilität und es entstand für sie ein neues Lebensgefühl, der Freiheit, aber zugleich kam ihnen ein Glücksgefühl auf. Die Plain-Indianer, die das Pferd in ihren Besitz nahmen, sahen in ihm ein himmliches Geschenk, welches ihnen der Große Geist als Erlebnis der ewigen Jagdgründe bereits auf Erden gegeben hatte. Das Pferd machte die Indianer auch nicht abhängig vom weißen Mann, wie es das Eisen oder gar die Feuerwaffen taten, für die sie ständig Munition benötigten.

Der indianische Arbeitshund, der einen großen Grauwolf glich, war in der Lage 23 Kilogramm auf dem Rücken zu tragen oder 35 Kilogramm auf den sogenannten Travois zu ziehen. Das Pferd hingegen konnte 90 kg tragen und 135 Kilogramm auf einem Schleppgestell hinter sich her ziehen. Was die Entfernung betraf, konnte das Pferd 15 bis 20 Kilometer am Tag zurücklegen, der Hund dagegen nur 8 bis 10 Kilometer. Wie diese Zahlen beweisen, hatte das Pferd gegenüber dem Hund riesige Vorteile. Durch das Pferd waren die Plain-Indianer in der Lage größere Zelte sowie mehr Hausrat auf ihren Wanderungen transportieren.

Mit dem Pferd begegneten sich durch den Handel auch Stämme, die sich nie zuvor gesehen hatten. Es war nicht nur Reit- und Transporttier, sondern diente auch als Zahlungsmittel.

Neueste Erkenntnisse wollen beweisen, dass die Plains seit Jahrhunderten von zahlreichen Generationen von Jägern und Bauern besiedelt war. Siehe dazu Präkolumbische Kulturen und ihre Lebensweise.

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