Das Kulturareal Prärie
Die Prärie ein vier Millionen Quadratkilometer umfassender Streifen baumarmen
Graslandes, der von den kanadischen Provinzen Alberta, Saskatchewan und Manitoba bis zum
Golf von Mexiko hinunterreicht. In der Breite erstreckt sie sich vom Felsengebirge im
Westen bis zur Seenplatte und Mississippi im Osten.
Das Präriejägertum ist die historisch jüngste, eigenständig
geschaffene Wirtschaftsform. Sie hätte aber ohne den Besitz des Pferdes nicht
stattfinden können. Die Pferde wurden erst durch die Spanier im 16. Jahrhundert
eingeführt. Die Prärie-Indianer (auch Plain-Indianer genannt) werden auch als
Bisonjäger bezeichnet, weil ihre gesamte Lebensweise auf die Jagd dieses Tieres ausgerichtet
war. Neueste Erkenntnisse wollen beweisen, dass die Plains seit Jahrhunderten von zahlreichen
Generationen von Jägern und Bauern besiedelt war. Siehe dazu
Prä(vor)kolumbische Indianer-Kulturen: Lebensweise in der Prärie.
Die hügeligen und mit leichtem Buschwald bewachsenen Grassteppen waren vor ihrer fast
völligen Ausrottung von riesigen Bison- und Büffelherden bevölkert. Zur
Paarungszeit zogen die Herden vom Norden in südliche Gebiete. In dieser Zeit
unternahmen die Indianer weite Streifzüge in den Prärien. Auch Sioux-Stämme
aus den Randgebieten im Osten beteiligten sich daran, die in festen Dörfern lebten
und Pflanzen anbauten, dennoch aber die Jagd als wichtigen Wirtschaftszweig weiterhin
betrieben. Die nördlichen und westlichen Randstämme lebten auch zu jener Zeit
ausschließlich von der Jagd und dem Sammeln wildwachsender Nahrungspflanzen.
Vor Einführung des Pferdes bevorzugten die Indianer die Treibjagd. Die Bisonherden
wurden entweder durch angelegte Grasbrände eingekreist und von postierten Jägern
mit Pfeilen abgeschossen oder durch kilometerlange Steinsetzungen getrieben, die in
Pferchen oder an steil abfallenden Flußufern endeten. Die Einzeljagd scheint wegen
der geringen Erfolge nicht von Bedeutung gewesen zu sein.
Die ersten Pferde dürften die Indianer um 1600 kennengelernt haben, als spanische
Siedler im Gebiet des Rio Grande Pferdezuchtfarmen einrichteten. Zur Pflege der Pferde
beschäftigten sie indianische Hirten aus den benachbarten Stämmen, die schnell
den Besitz eines Pferdes schätzen und die Vorteile des Reitens begreifen lernten. So
wurden innerhalb von 50 Jahren die südlichen Präriestämme zu Reiternomaden,
die auf Grund ihrer Beweglichkeit dem weiteren Vordringen der Spanier erfolgreichen
Widerstand entgegensetzten. Durch Tauschhandel oder Raub dürften um 1750 auch die
Stämme nördlich des Missouri in den Besitz von Pferden gelangt sein. Beim
Tauschhandel spielten die etwa zur gleichen Zeit von Nordosten her ins Präriegebiet
gelangenden europäischen Feuerwaffen eine wesentliche Rolle. die Raubzüge
führten die Indianer bei weit nach Süden.
Schwarzfuß-Indianer aus dem Gebiet der heutigen kanadischen Grenze
begaben sich bis nach Neu-Mexiko, um bei südlichen Indianerstämmen oder direkt
auf den spanischen Viehzuchtfarmen zu rauben. Nun konnten die Indianer mit schnellen
Reittieren den Bisonherden folgen und Tiere in größerer Zahl erlegen. Die
Fleischreversen waren unerschöpflich, denn durch die von den Indianern angewandten
Jagdmethoden verringerte sich die Zahl der Büffel nicht. Allein der Bison lieferte
zehnmal so viel Fleisch als ein Hirsch - etwa 500 Kilogramm. was der
Bison den Indianern bedeutete, zeigte sich besonders um das Jahr 1880, als weiße
Büffeljäger die Tiere zu Tausenden (Mit Kanonen wurde den Büffeln
nachgestellt. Von der großen Südherde wurden von 1871 bis 1874 3.158.820 Tiere
vernichtet. Die Nordherde verschwand von 1872 bis 1883.) abschossen. Der Bison diente den
Indianern nicht nur zur Nahrung, sondern das Leder seiner Häute benutzte man zur
Herstellung von Kleidung und Zeltdecken. Aus Knochen und Horn wurden Geräte
gearbeitet. Die Sehnen dienten als Nähfäden. Damit sind noch lange nicht alle
Möglichkeiten der Verwendung des Bisonkörpers genannt. Die Spezialisierung auf
die Büffeljagd zwang die Prärie-Indianer jedoch noch zu anderen Konsequenzen.
Ihre Behausungen mußten für den häufig notwendigen Wechsel der
Wohnplätze geeignet sein. Auch die Geräte und Gegenstände des
täglichen Leben mußten transportabel sein. Deshalb übernahmen die Indianer,
auch die es vorher nicht kannten, das kegelförmige Stangenzelt, das Tipi. Zum
Transport der Gegenstände diente das Pferd. Im großem Umfang mußten sich
die Prärie-Indianer den neuen Lebensbedingungen anpassen. Diese neue Wirtschaftsform
veränderte aber auch die ursprüngliche soziale und politische Organisation
beträchtlich und prägte neue Vorstellungen im geistigen, vornehmlich im
religiösen Lebensbereich. Die Indianer der Prärie werden in ihrer Herkunft in
vier Gruppen zusammengefaßt. Siehe Tabelle.
Region und deren Stämme
Nördliche Stämme
Assiniboin, Schwarzfuß, Crow, Gros Ventre, Prärie-Cree,
Sarsi, Teton-Dakota
nördlich des Missouri, am Missouri, südöstl. Yellowstone, westl. Missouri, nördl.
Black Hills, nördlich des Missouri, nordöstl. der Schwarzfuß, nördlich der
Assiniboin, westlich und östlich des Missouri
Westliche Stämme oder Plainstämme
Bannock, Nez Percé, nördliche Schoschonen, Wind-River-Schoschonen
Ute
Quellgebiet des Missouri, nordwestlich des Quellgebietes des Missouri, östlich des Green River
Östliche Stämme
Arikara, Hidatsa, Iowa, Kansas, Mandan, Missouri, Omaha, Osage, Oto,
Pawnee, Ponca, Santee-Dakota
östlich des Missouri, südlich der Mandan, östlich des Missouri, nördlich
der Mandan zwischen Missouri und Mississippi, westlich des Missouri, östl. des Missouri, nördl.
der Arikara, südl. der Hidatsa, südwestlich der Omaha
westlich des Missouri, südlich
des Arkansas, südwestlich der Omaha, westlich des Missouri, nordwestlich der Omaha, westlich des
Missouri, nördlich der Pawnee, westlich des Mississippi
Die östlichen und seßhaften Stämme wohnten in festen Dörfern und betrieben weiterhin
den Anbau von Pflanzen
Südliche Stämme
Arapaho, Cheyenne, Komantschen, Kiowa
nördlich der Cheyenne, südlich des Oregon-Trails, südlich der Arapaho, nördlich des
Arkansas, südlich des Red River, am North Canadian River
Zu eigentlichen Prärie-Nomaden wurden jedoch nur die
Assiniboin, die
Crow, die
Teton-Dakota, die drei
Schwarzfußstämme
(Siksika, Kainah, Piegan), die
Sarsi, die
Prärie-Cree, die
Cheyenne,
die
Arapaho, die
Kiowa
und die
Komantschen.
Auf die ehemalige Lebensweise der zuletzt genannten Nomaden-Stämme nimmt die folgende
Beschreibung im wesentlichen Bezug. Wenn auch das Hauptinteresse des Prärie-Jägers
der Bison war, so jagte er ebenso Elche, Hirsche, Gabelantilopen, Bären und andere,
kleinere Tiere; letztere auch wegen ihres Felles wegen. Auch nach der Übernahme der
Feuerwaffen, behielten Pfeil und Bogen noch ihre Bedeutung als Jagdwaffen. Von den östlichen
Waldlandindianern wurden flache Holzbogen, von
den westlichen Indianern zusammengesetzte, mit Sehnen verstärkte Bogen verwendet.
Bis auf die Vogelpfeife mit Holzspitzen trugen alle nach dem Kontakt mit Weißen
benutzte Pfeile bereits Eisenspitzen. Pfeil und Bogen bewahrte man in Leder- oder
Fellköchern auf. Lanzen, deren Steinspitze ebenfalls durch Eisenspitzen ersetzt
wurden, dienten früher der Büffeljagd. Doch im 19. Jahrhundert gebrauchte man
die mit Fell, Federn und Stachelschweinborsten verzierten Lanzen fast nur noch als
Zeremonialwaffen. Auch das Aufstellen von Fallen war üblich.
In den Wintermonaten hetzten die Indianer auf Tritt-Schneeschuhen,
die im tiefen Schnee unbeweglichen Büffel. Verwundete Tiere erschlug man mit
Steinkopfkeulen.
Bei der Bedeutung der Bisonjagd ist es erklärlich, dass sie durch genau festgelegte
Verhaltensmaßregeln organisiert werden mußte. Jeder Stamm verfügte
über ein bestimmtes Jagdgebiet. Die Winterjagd war für alle freigegeben.
Während dieser Zeit zogen die Indianer in kleinen Gruppen zur Jagd. Ein von ihnen
gewählter Anführer war für deren Durchführung verantwortlich. Die
Sommerjagd dagegen war Angelegenheit des ganzen Stammes, dessen Untergruppen sich zu diesen
Zweck auf einem Lagerplatz vereinigten. Die Sommerjagd galt heilig. Sie wurde mit besonderen
Zeremonien und Büffeltänzen eingeleitet. Auch für die Sommerjagd wurde ein
Anführer gewählt, der sich bereits bei frühreren Jagden ausgezeichnet haben
mußte. Diesem Anführer waren alle - auch die Häuptlinge - Gehorsam
verpflichtet. Zu seiner Unterstützung wählte man eine "Büffelpolizei", die
darauf zu achten hatte, dass die Anweisungen des Anführers eingehalten wurden.
Verstöße bestrafte die "Büffelpolizei" mit Peitschenhiebe.
Die
Verteilung der Jagdbeute war genau geregelt. Der Schütze, der das erlegte Tier mit
seiner Eigentumsmarke kennzeichnete, erhielt das Fell und bestimmte Teile des
Büffelfleisches. In der Reihenfolge, in der sich andere
Jäger am Zerlegen des Tieres beteiligten, erhielten auch sie ihre
mengenmäßig unterschiedliche Anteile daran. Diese Regelung machte es
unmöglich, dass Familien, deren Jäger einmal kein Jagdglück hatten, leer
ausgingen.
Die Kleidung der Prärie-Indianer war nicht so einheitlich, wie es allgemein angenommen
wird. Traditionelle Elemente der vorher wirtschaftlich und kulturell unterschiedlichen,
aus verschiedenen Regionen in die Prärie vorgestoßenen und zur Bisonjagd
übergegangenen Stämme haben sich auf die Form und Gestaltung der Kleidung
ausgewirkt. Zudem sind von den weißen Kolonisten ausgegangene Einflüsse
unverkennbar. Sie werden besonders in den nach europäischen Schnitt gefertigten
Jacken, Westen und Hosen sowie in dem Gebrauch von Textilien an Stelle Leder sichtbar.
Die allgemein verbreitete Vorstellung über die Kleidung der Prärie-Indianer
trifft am ehesten auf die der nördlichen Stämme (Dakota) und auch dann nur auf
deren Festtracht zu.
Vor dem Kontakt mit Weißen benutzten die Prärie-Indianer vornehmlich Hirsch-
und Büffelleder zur Anfertigung ihrer Kleidung. Sie gehörte zum Aufgabenbereich
der Frauen. Die Alltagskleidung des Präriejägers bestand aus einem Lendenschurz,
den bis zur Hüfte reichenden und dort an einem Gürtel befestigten Leggings
(Gamaschen) und Mokassins. Im Alltagsleben blieb der Oberkörper unbekleidet. Mit
Menschenhaaren besetzte Kriegs- und Skalphemden wurden bei besonderen Anlässen nur
von Häuptlingen, Medizinmännern, ausgezeichneten Kriegern und anderen Indianern
mit hervorgehobener sozialer Stellung getragen. Im Winter, aber auch im Lager, wenn es
die Kennzeichnung ihres sozialen Ranges notwendig machte, bekleideten sich die Männer
mit einem großen Deckenmantel aus Büffelfell oder -leder; verziert mit
mehrfarbigen, die Kriegstaten des Trägers darstellenden Bilderzeichnungen oder
zauberkräftigen Symbolen.
Die Frauen trugen lange fransenbesetzte Lederkleider mit kurzen angeschnittenen und auf
der Innenseite offenen Ärmeln. Die Frauenkleider der Prärie-Indianer
dürften in ihrer Form denen bei nördlichen und östlichen Waldstämmen
getragenen nachgestaltet sein. Das Kleid wurde in der Hüfte oft mit einem Gürtel
zusammengehalten. Zur Frauenkleidung gehörten überdies knielange Leggings und
Mokassins. Frauenmäntel, mit geometrischen Mustern ausgestattet, fertigte man
für Pubertäts- und Adaptionszeremonien an.
Ein Blick auf die Kinderkleidung verrät, dass sie in ihren Bestandteilen im
wesentlichen der Alltagskleidung der Erwachsenen entsprach und auch mit ebensoviel
Sorgfalt hergestellt wurde. Solange sich die Kinder im Säulingsalter befanden,
diente zu ihrer Bewahrung eine oft reich verzierte Kindertrage.
Die Kleidung der Prärie-Indianer - wie übrigens auch viele andere ihrer aus
Leder gefertigten Gegenstände - zeigt eine vielgestaltige Dekoration.
Ursprünglich bestickte man sie mit gefärbten Stachelschweinborsten, später
mit europäischen Glasperlen. Zudem war der Besatz der Nähte und Ränder mit
Haar- und Lederfransen oder Pelzwerk üblich.
An den Mustern ist oft die Herkunft der Objekte erkennbar. Dazu seien als Beispiel die
Mokassins angeführt, die bei den Prärie-Indianern im Gegensatz zu den
weichsohligen Mokassins der östlichen Waldlandstämme noch mit einer
zusätzlichen Hartledersohle ausgestattet waren. Die Oberseite der Dakota-Mokassins
war fast ganz mit Stachelschweinborsten oder Perlen besetzt. Die Mokassins der Cheyenne
tragen oft Zickzackmuster und über den Spann laufende Querleisten. Der
Arapaho-Mokassin wurde im Spann häufig mit einer breiteren Längsverzierung,
flankiert von zwei kurzen Streifen, versehen. Der Mokassin der Ute weist als Verzierung
meist nur einen schmalen Längststreifen oder ein Kreuz auf. Die Mokassin der
Prärie-Cree tragen Blumenornamente.
Auf Bildern ist der Prärie-Indianer selten ohne Federhaube mit langwallender Schleppe
dargestellt. Die aus Adlerfedern, mit und ohne Schleppe, gefertigte Haube der Dakota und
anderer nördlicher Stämme wie auch die Büffelhörnerhaube der
Pawnee oder die aus rot- oder violettgefärbten
Hirschhaaren bestehenen sogenannten "deerstails" der Dakota und
Sauk, um nur einige Beispiele zu nennen, waren ebenfalls
Ehrenzeichen von Häuptlingen und bewährten Kriegern und gehörten zur
Festtracht. Auf Kriegszügen trug der Indianer nur Ehrenfedern mit Zeichen seiner
bisherigen Erfolge und den Skalplockenanhänger.
Nicht selten trugen sie auch andere Schmuckelemente, wie zum Beispiel die Halskette aus
den Klauen des Grizzlybären oder der aus Knochenstäbchen gefertigte Brustschmuck,
den Charakter von Mut- oder Würdezeichen. Daneben gab es ein- oder mehrsträngige
Halsketten aus Knochenstäbchen oder Perlen, oft mit aus Muschelschalen hergestellten
scheibenförmige Anhängern. Kopfbänder hielten das Haar zusammen.
Bänder aus Stachelschweinborsten, Fell und Perlen schmückten Hals, Oberarme und
Unterschenkel. Andere am Körper getragene Objekte besaßen für den Indianer
als "Medizin" besondere Bedeutung. Sie sollte mit ihrer Zauberkraft Schutz vor bösen
und feindlich gesinnten Mächtenbieten und Erfolge bei Krieg und Jagd
herbeiführen.
In kleinen Lederbeuteln, am Gürtel getragen, bewahrte der Indianer rote und andere
Farben auf, mit denen er sich, je nach Anlaß (Kriegszüge, Feste, religiöse
Zeremonien und anderem) verschieden, das Gesicht bemalte. Oft ebenfalls am Gürtel
befestigt, führten auch die Frauen am Gürtel Beutel und Taschen unterschiedlicher
Form mit sich. Sie dienten der Aufnahme von Ahlen, Sehnen, Stachelschweinborsten und Perlen
zur Herstellung von Kleidung und anderen Gegenständen.
Zur Ausstattung der Männer gehörten die kunstvoll bestickten und mit Fransen
verzierten Beutel für Tabakpfeifen und Tabak. Die Pfeife wurde vorwiegend zur
Bekräftigung von Vereinbarungen oder bei religiösen Zeremonien geraucht. Neben
Tabakpfeifen im persönliche Besitz gab es auch heilige Pfeifen der Gruppen und der
Stämme. Bei Kriegserklärungen oder Friedensabschlüssen rauchte man nicht
selten aus besonderen, nur diesen Zwecken geweihte Pfeifen. Die Friedenspfeife wurde
später oft als "Calumet" bezeichnet. Im eigentlichen Sinne des Wortes verstand man
jedoch darunter etwas ganz anderes: nämlich mehrfarbig bemalte Stäbe mit
Federbehängen, die während verschiedener Zeremonien, darunter wohl auch bei
Friedensverhandlungen, immer paarweise Verwendung fanden. Die Stammespfeife der Arapaho
bewahrte man in einem heiligen Pfeifenzelt auf.
Die Tabakpfeifen zeigen eine Vielzahl an Formen. Vorherrschend waren Pfeifen mit
T-förmigen Kopf und mehr oder weniger langen, runden oder flachen, aus Holz
geschnitzten Rohren. Der Kopf konnte aber auch die Form eines Winkels, einer Scheibe ode r
eines Hammers haben. Die Pfeifenrohre waren manchmal zu Spiralen gedreht. Die Tabakpfeifen
trugen vielfältigen Schmuck aus Fellumwicklungen, Behängen aus Adlerfedern,
Stickereien aus Stachelschweinborsten oder Perlen und eingeschlagenen Kappennägeln.
Der Pfeifenkopf bestand überwiegend aus rotem Pfeifenstein, dem sogenannten Catlinit
(benannt nach dem berühmten nordamerikanischen Indianermaler George Catlin). Er wurde
vor allem im Steinbruch von Pipestone (Süd-Minnesota), aber auch in den heutigen
Staaten Wisconsin, Ohio und Arizona gebrochen. Zu den Zeiten, da die Indianer Catlinit aus
den heiligen Pfeifensteinbrüchen holten, ruhten alle Feindseligkeiten. Nicht alle
Stämme kannten den echten Tabak. An seiner Stelle wurde der sogenannte "Kinnikinnik",
eine Mischung aus Rinde und Blättern verschiedenern Bäume und Sträucher
geraucht.
Pfeil und Bogen, Keulen, Lanzen und Messer waren nicht nur Jagd-, sondern zugleich auch
Kriegswaffen. Dabei sind besonders die in zahlreichen Formen auftretenden Keulen
erwähnenswert. Einige dieser Keulentypen fanden bereits bei den östlichen
Waldlandstämmen Verwendung. In der Literatur findet man die indianischen Keulen oft
ganz allgemein als Tomahawk bezeichnet. Ob diese der Algonkinsprache entlehnte Bezeichnung
ursprünglich nur auf eine Keulenform zutraf oder auch bei diesen Stämmen bereits
als Sammelbegriff auftrat, ist ungeklärt. Die Prärie-Indianer gebrauchten
Steinkopfkeulen mit biegsamer, lederumwickelten Holzstäben, aus Holz geschnitzte
Kugelkopf- oder Gewehrkolbenkeulen - oft mit eingelassenen Messern - und die von den
Weißen erworbenen eisernen oder bronzenen Streitäxte und Pfeifen-Tomahawks.
Die aus verdickter Büffelhaut gefertigten Rundschilde waren auf der Vorderseite mit
Symbolen bemalt, die den Besitzer vor Gefahren schützen sollten. Nicht selten trugen
diese Zeichen auch den Charakter eines Wappens und kennzeichneten die Zugehörigkeit
des Schildträgers zu einer bestimmten Gruppe. Durch den Austausch mit weißen
Händlern setzte sich mehr und mehr das Gewehr als Kriegswaffe durch. Wo sie deren
habhaft werden konnten, setzten sich die Indianer auch in den Besitz von
Kavalleriesäbeln.
Eines der blutigen Zeichen der Auseinandersetzungen zwischen Indianern und Weißen
war der Skalp. Irokesen, Muskhogee und wahrscheinlich auch andere nordamerikanische
Indianerstämme skalpierten ihre Feinde bereits vor der Entdeckung Amerikas. Diesem
Brauch lag die Vorstellung zugrunde, sich die dem Kopfhaar des getöteten Feindes
innewohnende magische Lebenskraft nutzbar zu machen. Die spätere weitere Verbreitung
des Skalpierens ist auf den Ausrottungsfeld der Weißen gegen die Indianer
zurückzuführen. Unter dem Motto: "Der beste Indianer ist der tote Indianer" ging
man zur systematischen Niedermetzlung von Männern, Frauen und Kindern über, um
sich die ausgesetzten Kopfprärien zu verdienen. Im Jahre 1764 zahlte man für
einen männlichen Indianerskalp 134, für einen weiblichen 50 Dollar.
Für den Prärie-Indianer bedeutete nicht, wie oft fälschlich angenommen
wird, die Erbeutung eines Skalps die höchste Kriegsauszeichnung. Bei den
Crow gab es zum Beispiel vier Stufen des Ansehens als mutiger
Krieger:
1. Träger der Zeremonialpfeife, also Anführer eines siegreichen Kriegszuges
zu sein,
2. einen Feind mit der Hand, der Lanze oder dem Coup-Stab berührt,
3. in einem feindlichen Lager angebundene Pferde gestohlen und
4. im Kampf einen Bogen oder ein Gewehr erbeutet zu haben.
Erst danach folgte der Skalp als Siegeszeichen.
Die Plains-Indianer mußten häufig ihre Lagerplätze wechseln, da ihre
Jagd auf den Bison spezialisiert war.
Für diese nomadische Lebensweise fanden die Indianer im Tipi, dem kegelförmigen
Stangenzelt, die geeignete Behausung. Die Stangen wurden so aufgestellt, dass die in den
Erdboden gerahmten Enden einen Kreis bildeten und sich die oberen Enden kreuzten. Über
dieses Gerüst legte man zusammengenähte Planen aus Büffelleder und
später auch aus Leinewand. Oben blieb ein Abzug für den Rauch des sich in
Zeltmitte befindenen Feuers offen. Die Verteilung der Plätze im Zelt wurde
entsprechend der Rangordnung der darin Wohnenden vorgenommen. Das Tipi ließ sich
schnell auf- und abbauen: eine Tätigkeit, die den Frauen oblag. Das Verpacken der
Haushaltgeräte und des Tipis für den Transport gehörte gleichfalls zur
Arbeit der Frauen.
Als Transportmittel benutzte man den Travois, die Stangenschleife. Zwei Stangen wurden
am Pferd befestigt: die hinteren Enden schliffen auf dem Boden. Ein darauf befestigtes
ovales oder trapezförmiges Gitter aus Ästen diente als Ladefläche. Der vor
der Einführung des Pferdes verwendete Hunde-Travois verlor später an Bedeutung
und diente, besonders bei nördlichen Stämmen, nur noch den Indianern als
Transportmittel, die wenig Pferde besaßen.
Die Stämme der Prärie-Indianer untergliederten sich in eine Anzahl von Gruppen
(bands). Fast das ganze Jahr über führten diese Gruppen ein Eigenleben. Nur zur
Zeit der großen Büffeljagd und des Sonnentanzes vereinigte sich der Stamm in
einem riesigen runden Lager, dem "Lagerkreis", in dem jede Gruppe ihre Zelte in einem
genau festliegenden Abschnitt aufschlug.
Mit Ausnahme der Teton-Dakota und der Crow-Indianer, bei denen sich sieben beziehungsweise
zwei politische selbständige Abteilungen herausgebildet hatten, bildete der Stamm die
politische Einheit, die jedoch ursprünglich zumeist nur während der gemeinsamen
Jagd und des Sonnentanzes in Erscheinung trat. Ein Rat von Häuptlingen, bestehend aus
den Anführern der Gruppen, beriet und beschloß dann die im Interesse des gesamten
Stammes liegenden Maßnahmen. Bei kriegerischen Anlässen wurde aus dem Kreis
dieser Häuptlinge ein Kriegshäuptling gewählt, der über
größere Macht verfügte, jedoch von den Beschlüssen des
Häuptlingsrates abhängig blieb.
Das Bestehen mehrerer Kriegsgesellschaften innerhalb eines Stammes war eine für die
Prärie-Indianer typische Erscheinung. Am häufigsten traten die Bünde der
"Hunde", der "Raben", der "Tapferen", der "Verrückten" und der "Bisonstiere" auf.
Beim Eintritt in einen Bund waren Abgaben in Form von Pferden, Gewehren, Decken und
anderen Gegenständen zu entrichten. Jeder Bund zeichnete sich durch besondere
Tänze, Gesänge, Zeremonien, Würdezeichen und Bemalung aus.
Bei jedem Stamm übte eine Gesellschaft Polizeigewalt aus, mit deren Wahrnehmung
entweder ein Bund für ständig beauftragt war oder sich verschiedene darin
abwechselten. Bei den
Arapaho, Blackfeet, Mandan und anderen Stämmen
gab es auch Frauenbünde. Das Ansehen des Indianers wurde in erster Linie durch seinen
Mut- und Kriegstaten und durch seinen Besitz an Pferden geprägt. Auch hier spiegelt
sich die Bedeutung des Pferdes wider. Wer viele Pferde besaß, war in der Lage, den
Brautpreis für mehrere Frauen zu bezahlen. Indianer ohne Pferde mußten sich
Reit- und Zugpferde ausleihen und hatten dafür einen Teil ihrer Jagdbeute abzugeben
und die Herden der Pferdebesitzer zu hüten. So führte der unterschiedliche
Besitz von Pferden bereits zur Herausbildung von Reichtums- und darauf begründeten
sozialen Unterschieden.
Die religiösen Anschauungen waren bei den einzelnen Präriestämmen sehr
unterschiedlich. Es gab darin jedoch auch charakteristische Gemeinsamkeiten. So der
Glaube, dass allen belebten und unbelebten Dingen eine besondere magische Kraft oder ein
Geist innewohne, der auch als Schutzgeist der Menschen wirksam werden kann. Der Sonne, dem
Himmel, der Erde, den vier Himmelsrichtungen mit den Winden, dem Donnervogel und dem
Büffel wurden besonders starke Zauberkräfte zugesprochen; von den Dakota als
Wakan bezeichnet. Die Anrufung eines
"Großen Geistes"
ist möglicherweise auf christliche Einflüsse zurückzuführen.
Wie jeder einzelne Krieger, so besaßen auch die Gruppen und Stämme eine
Schutzmedizin in Form eines heiligen Bündels, in dem sich vom Medizinmann geweihte
Objekte, wie etwa Skalpe, Bälge heiliger Vögel (Adler und Falke), Tabak und heilige
Steine befanden.
Die heiligen Zahlen vier und sieben hatten besondere Bedeutung. Der zeremonielle Gebrauch
eines Schwitzzeltes war ebenfalls weit verbreitet. Masken waren bei den Prärie-Indianern
weniger in Gebrauch. Hier wären die Masken der "Clown-Gesellschaft" der
Assiniboin zu nennen.
Bei den allerdings weiterhin Bodenbau betreibenden und in festen Häusern wohnenden
Mandan trugen die Anführer der "Bisongesellschaft" Büffelkopfmasken. Bei den
Crow gab es eine geheime "Tabakgesellschaft", deren Mitglieder
einen für zeremonielle Zwecke verwendeten Tabak (Nicotiana multivalvis) anpflanzten.
Zum Rauchen bei sonstigen Anlässen diente ein anderer Tabak (Nicotiana
quadrivalvis).
Der meistens im Spätfrühling stattfindende
S o n n e n t a n z
war Angelegenheit des gesamten Stammes, wenngleich der Anlaß dazu von Einzelpersonen
ausging, die, durch verschiedene Ereignisse beeinflußt, die Durchführung eines
Sonnentanzes öffentlich versprochen hatten. Der Sonnentanz dürfte hauptsächlich
der Erhaltung und dem Wohlergehen des Stammes sowie der Sorge um die tägliche Nahrung
gedient haben. Zauberhandlungen, Gebete, Gesänge, Tänze und Fasten, bei einigen
Stämmen auch die Tortur, waren die sichtbaren Zeichen des Sonnentanzes. Der Tanz fand
in einem aus grünen Zweigen errichteten Zelt statt, in dem sich auch ein Altar aus
Büffelschädeln befand. Der Sonnentanz hat in abgewandelter Form überlebt.
Im Jahre 1904 durch die amerikanische Regierung verboten, begannen ihn einige Stämme
um 1935 wieder durchzuführen.
Medizinmänner spielten im religiösen Leben der Prärie-Indianer eine
herausragende Rolle. Sie erhielten ihre Zauberkraft durch besondere Schutz- und
Hilfsgeister. In ihrem Aufgabenbereich lag es, nicht nur Kranke zu heilen, sondern durch
in Träumen und Visionen von den Geistern erhaltene Hinweise auch den Ausgang von
Jagd- und Kriegszügen und das Schicksal des Stammes vorauszusehen. Mit ihren
Zauberhandlungen wehrten sie den Einfluß böser Mächte ab. Das geschah
durch Gesänge und Tänze unter Benutzung von radförmigen Handtrommeln und
Rasseln.
Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ist durch blutige Auseinandersetzungen
zwischen Prärie-Indianern und Regierungstruppen gekennzeichnet. Sie enden mit der
Unterbringung der Indianer in Reservationen.