Das Kulturareal Prärie


Die Prärie ein vier Millionen Quadratkilometer umfassender Streifen baumarmen Graslandes, der von den kanadischen Provinzen Alberta, Saskatchewan und Manitoba bis zum Golf von Mexiko hinunterreicht. In der Breite erstreckt sie sich vom Felsengebirge im Westen bis zur Seenplatte und Mississippi im Osten.

Das Präriejägertum ist die historisch jüngste, eigenständig geschaffene Wirtschaftsform. Sie hätte aber ohne den Besitz des Pferdes nicht stattfinden können. Die Pferde wurden erst durch die Spanier im 16. Jahrhundert eingeführt. Die Prärie-Indianer (auch Plain-Indianer genannt) werden auch als Bisonjäger bezeichnet, weil ihre gesamte Lebensweise auf die Jagd dieses Tieres ausgerichtet war. Neueste Erkenntnisse wollen beweisen, dass die Plains seit Jahrhunderten von zahlreichen Generationen von Jägern und Bauern besiedelt war. Siehe dazu Prä(vor)kolumbische Indianer-Kulturen: Lebensweise in der Prärie.

Zeltdorf mit Bestattungserüst für einen Sioux-Häuptling (1834) Die hügeligen und mit leichtem Buschwald bewachsenen Grassteppen waren vor ihrer fast völligen Ausrottung von riesigen Bison- und Büffelherden bevölkert. Zur Paarungszeit zogen die Herden vom Norden in südliche Gebiete. In dieser Zeit unternahmen die Indianer weite Streifzüge in den Prärien. Auch Sioux-Stämme aus den Randgebieten im Osten beteiligten sich daran, die in festen Dörfern lebten und Pflanzen anbauten, dennoch aber die Jagd als wichtigen Wirtschaftszweig weiterhin betrieben. Die nördlichen und westlichen Randstämme lebten auch zu jener Zeit ausschließlich von der Jagd und dem Sammeln wildwachsender Nahrungspflanzen.

Vor Einführung des Pferdes bevorzugten die Indianer die Treibjagd. Die Bisonherden wurden entweder durch angelegte Grasbrände eingekreist und von postierten Jägern mit Pfeilen abgeschossen oder durch kilometerlange Steinsetzungen getrieben, die in Pferchen oder an steil abfallenden Flußufern endeten. Die Einzeljagd scheint wegen der geringen Erfolge nicht von Bedeutung gewesen zu sein.

Die ersten Pferde dürften die Indianer um 1600 kennengelernt haben, als spanische Siedler im Gebiet des Rio Grande Pferdezuchtfarmen einrichteten. Zur Pflege der Pferde beschäftigten sie indianische Hirten aus den benachbarten Stämmen, die schnell den Besitz eines Pferdes schätzen und die Vorteile des Reitens begreifen lernten. So wurden innerhalb von 50 Jahren die südlichen Präriestämme zu Reiternomaden, die auf Grund ihrer Beweglichkeit dem weiteren Vordringen der Spanier erfolgreichen Widerstand entgegensetzten. Durch Tauschhandel oder Raub dürften um 1750 auch die Stämme nördlich des Missouri in den Besitz von Pferden gelangt sein. Beim Tauschhandel spielten die etwa zur gleichen Zeit von Nordosten her ins Präriegebiet gelangenden europäischen Feuerwaffen eine wesentliche Rolle. die Raubzüge führten die Indianer bei weit nach Süden. Schwarzfuß-Indianer aus dem Gebiet der heutigen kanadischen Grenze begaben sich bis nach Neu-Mexiko, um bei südlichen Indianerstämmen oder direkt auf den spanischen Viehzuchtfarmen zu rauben. Nun konnten die Indianer mit schnellen Reittieren den Bisonherden folgen und Tiere in größerer Zahl erlegen. Die Fleischreversen waren unerschöpflich, denn durch die von den Indianern angewandten Jagdmethoden verringerte sich die Zahl der Büffel nicht. Allein der Bison lieferte zehnmal so viel Fleisch als ein Hirsch - etwa 500 Kilogramm. was der Bison den Indianern bedeutete, zeigte sich besonders um das Jahr 1880, als weiße Büffeljäger die Tiere zu Tausenden (Mit Kanonen wurde den Büffeln nachgestellt. Von der großen Südherde wurden von 1871 bis 1874 3.158.820 Tiere vernichtet. Die Nordherde verschwand von 1872 bis 1883.) abschossen. Der Bison diente den Indianern nicht nur zur Nahrung, sondern das Leder seiner Häute benutzte man zur Herstellung von Kleidung und Zeltdecken. Aus Knochen und Horn wurden Geräte gearbeitet. Die Sehnen dienten als Nähfäden. Damit sind noch lange nicht alle Möglichkeiten der Verwendung des Bisonkörpers genannt. Die Spezialisierung auf die Büffeljagd zwang die Prärie-Indianer jedoch noch zu anderen Konsequenzen. Ihre Behausungen mußten für den häufig notwendigen Wechsel der Wohnplätze geeignet sein. Auch die Geräte und Gegenstände des täglichen Leben mußten transportabel sein. Deshalb übernahmen die Indianer, auch die es vorher nicht kannten, das kegelförmige Stangenzelt, das Tipi. Zum Transport der Gegenstände diente das Pferd. Im großem Umfang mußten sich die Prärie-Indianer den neuen Lebensbedingungen anpassen. Diese neue Wirtschaftsform veränderte aber auch die ursprüngliche soziale und politische Organisation beträchtlich und prägte neue Vorstellungen im geistigen, vornehmlich im religiösen Lebensbereich. Die Indianer der Prärie werden in ihrer Herkunft in vier Gruppen zusammengefaßt. Siehe Tabelle.

Region und deren Stämme

Nördliche Stämme
Assiniboin, Schwarzfuß, Crow, Gros Ventre, Prärie-Cree, Sarsi, Teton-Dakota

nördlich des Missouri, am Missouri, südöstl. Yellowstone, westl. Missouri, nördl. Black Hills, nördlich des Missouri, nordöstl. der Schwarzfuß, nördlich der Assiniboin, westlich und östlich des Missouri

Westliche Stämme oder Plainstämme
Bannock, Nez Percé, nördliche Schoschonen, Wind-River-Schoschonen
Ute

Quellgebiet des Missouri, nordwestlich des Quellgebietes des Missouri, östlich des Green River

Östliche Stämme
Arikara, Hidatsa, Iowa, Kansas, Mandan, Missouri, Omaha, Osage, Oto, Pawnee, Ponca, Santee-Dakota

östlich des Missouri, südlich der Mandan, östlich des Missouri, nördlich der Mandan zwischen Missouri und Mississippi, westlich des Missouri, östl. des Missouri, nördl. der Arikara, südl. der Hidatsa, südwestlich der Omaha
westlich des Missouri, südlich des Arkansas, südwestlich der Omaha, westlich des Missouri, nordwestlich der Omaha, westlich des Missouri, nördlich der Pawnee, westlich des Mississippi

Die östlichen und seßhaften Stämme wohnten in festen Dörfern und betrieben weiterhin den Anbau von Pflanzen

Südliche Stämme
Arapaho, Cheyenne, Komantschen, Kiowa

nördlich der Cheyenne, südlich des Oregon-Trails, südlich der Arapaho, nördlich des Arkansas, südlich des Red River, am North Canadian River