Frühe Kulturen: Sandia-Kultur


Sandia: 13000 bis 9000 v. Chr.

Im US-Bundesstaat New Mexico fand man 1936 östlich von Albuquerque in einer Höhle in den Sandia-Bergen eine umfangreiche Anzahl von Steingeräten und -werkzeugen (Feuersteinspitze, Lanzenspitzen).

Der als Sandia-Höhle bekannte Felstunnel befindet sich am oberen Rand einer 2.210 Meter hohen und fast senkrecht nach unten fallenden Steilwand. Dieser Tunnel erstreckt sich auf einer Länge von 138 Meter, 3,20 Meter Breite und fällt nach hinten um etwa 22 Meter ab.

Zwischen den oben genannten Werkzeugen wurden auch Knochen von Bison, Kamelen, Mammuts, Mastodonten, Pferden wie auch von einem Riesen-Faultier gefunden.


Eine tabellarische Skizze der Sandia-Höhle

Die Sandia-Höhle besteht aus sechs Schichten, die hier jetzt ausführlich dargestellt werden.

SCHICHTUNG DER SANDIA-HÖHLE:

neueste Schicht - obere Schicht
Diese Schicht besteht aus Staub und Fledermaus-Exkrementen. Gefunden wurden: eine Pfeilspitze, ein werkzeugartig bearbeitetes Teil eines Hirschgeweihs, Reste prähistorischen Flechtwerks und Keramikstücke (Pueblo-typisch - etwa 500 Jahre alt).
Diese Relikte fand Frank C. Hibben im Frühling 1936.

Kalzium-Karbonat-Kruste - 2. Schicht
eine extrem harte Schicht, die man mit dem Vorschlaghammer bearbeiten musste, um durch sie hindurch zu kommen.

Folsom-Schicht - 3. Schicht
Das Folsom-Depot. In dieser Schicht wurden Knochenfragmente, Zähne, Teile von Hufen und Hörnern entdeckt. Die dickwandigen Knochen stammen von längst ausgestorbenen Tieren wie Mammut, Mastodon, der Huf eines Kamels und der Unterziefer eines Bisons. Zwischen Kamel- und Bisonknochen fand man eine Feuersteinspitze, die von Menschenhand gefertigt war - als bedeutungsvollsten Fund. Die Speerspitze wurde eindeutig dem Folsom-Typ zu geordnet.

gelber Ocker - 4. Schicht
eine halb so dicke Schicht aus gelben Ocker folgte. Eine unbedeutende Schicht, die es zu durchdringen galt.

Sandia-Schicht - 5. Schicht
Hier wurden 19 Lanzenspitzen entdeckt. Ebenso Knochenreste vom ausgestorbenen Alt-Pferd (Equus Excelsus), Alt-Bison (Bison antiquus), Kamel, Mammut und Mastodon. Alt-Pferd und Kamel sind vor 10.500 Jahren ausgestorben. Das Mastodon weidete vor 10.000 Jahren auch in den Sandia Mountains und ist zusammen mit dem Faultier vor etwa 8.000 Jahren als letzte Großtiere verschwunden. Die Lanzenspitzen liegen in der gleichen Schicht und sind eindeutig durch die Ockerschicht von der Folsom-Schicht getrennt.

Lehm - untere Schicht
Der Lehmschicht folgte der Fels.

Besonders bemerkenswert sind aber die in der 5. Schicht gefundenen Speerspitzen, da sie bereits in den Blattspitzen Einkerbungen aufweisen. Es sollen die frühesten Formen menschlicher Jagdspitzen sein.

Die Speerspitzen unterscheiden sich eindeutig vom Folsom-Typ. Sie sind länger, nicht so fein und elegant gearbeitet und deuten eine primitivere Stufe an.

Die Entdeckung der Artefakte in der Sandia-Höhle sind außerordentlich bemerkenswert, da man nun davon ausgehen muß, dass die Kulturgeschichte nordamerikanischer Menschen viel früher begonnen hat als man bis dahin angenommen hatte.

Da es in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts noch keine Radiokarbon-Methode gab, konnte nur ein Geologe das Rätsel lösen. Bei späteren Untersuchungen mit der Radiokarbon-Methode konnten die Speerspitzen auf ein Alter von 25.000 Jahren datiert werden. Die Sägetierknochen stammen ebenfalls aus dieser Zeit, was bedeuten würde, dass diese Menschen bereits Großwildjäger waren.

Das Alter von 25.000 Jahren ist heute höchst umstritten, wie Ihr (Sie) bereits unterhalb der Überschrift gelesen habt (haben). Das genaue Alter ist bis heute noch nicht eindeutig gesichert. Neue Entdeckungen in Washington, Oregon, British Columbia und den Northwest Territorien bezeugen, dass der nordamerikanische Mensch wahrscheinlich älter als Folsom und Sandia ist.

Wie hat der Sandia-Mensch ausgesehen? Wahrscheinlich sah er so aus wie wir heute. Jedoch fand man keine Knochenreste von ihm - ebenso wenig seine Zähne.

Literatur:
C. W. Ceram, Der erste Amerikaner, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg, August 2001