Verständigung und Zeichensprache


Die nordamerikanischen Indianer waren auch ohne die Kenntnis von Schriftzeichen in der Lage Informationen oder Nachrichten untereinander auszutauschen. Die wichtigste Informationsquelle war die Sprache, ihr folgten die Zeichensprache, die Signalsprache oder auch das Bemalen von Decken mit Zeichen und Symbolen. Eine weitere Möglichkeit war das Einweben von wichtigen Informationen in Decken oder das Aufreihen von Venusmuscheln und Wellhornschnecken auf Schnüren, die zu breiten Gürteln geflochten wurden, eine bestimmte Farbreihenfolge und Muster besaßen und bekannt wurden unter den Begriff Wampumgürtel, die für Vertragsabschlüsse oder als Urkunden dienten.


Mischsprachen

Eine Indianer-Sprache gab es nicht allein in einer Region, sondern stand immer im Kontakt mit anderen Sprachen. Fast immer kam es dazu, dass eine Sprache als Verständigungsmittel einer Gegend benutzt wurde, so z. B. beim Tauschhandel. Diese Sprache wird dann als Verkehrssprache bezeichnet. Sie wurde bereichert mit Worten aus anderen Sprachen - sogenannten Lehnwörtnern. So ist manch eine dieser Verkehrssprachen mit Wörtern anderer indianischen Sprachen wie auch von englischen und französischen Begriffen entlehnt worden.


Zeichensprache

Die Zeichensprache hatte sich im Gebiet der Plains unter den Stämmen entwickelt und war allen Stämmen bekannt. Sie gab es schon vor Entdeckung durch Kolumbus, hat sich aber erweitert. Mit Finger, Händen und Armen konnten Gesten und mit Zeigen auf Körperteile und Objekte konnten sich die Prärie-Indianer unterhalten, Verträge schließen wie auch Handel treiben. Diese lautlose Sprache war besonders wichtig bei der Kriegszügen und Jagd. So stießen auch oft Jäger verschiedener Stämme bei der alljährlichen Büffeljagd aufeinander und konnten mit Hilfe der Zeichensprache sich als Freund oder Feind verständigen. Mit nur 400 Gebärden konnten 1.000 bis 1.200 Wörter ausgedrückt werden. Selbst schwierigste Verhandlungen wurden geführt ohne einen Laut von sich zu geben.

Einige Beispiele der Zeichensprache:

- Wenn man sich mit gespreizten Fingern durchs Haar fuhr als würde man sich kämmen, war das die Gebärde für Frau.
- Wenn man mit dem rechten Zeigefinger quer über die Stirn in Andeutung einer Hutkrempe strich, meinte man einen Weißen Mann.
- Wenn man die rechte Hand schloß, Zeige- und Mittelfinger gen Himmel hob und die Hand mit der Handfläche nach außen langsam von der Gürtellinie bis auf Schulterhöhe bewegte, so gab man sich als Freund zu erkennen.

Die Zeichensprache der Prärie-Indianer ist wahrscheinlich an der Südgrenze der Plains entstanden oder an der Golfküste des heutigen US-Staates Texas. Sie hatte bei den Arapaho, Cheyenne, Kiowa und Comanchen eine besonders große Vielfalt an Zeichen erreicht. Diese Stämme kannten 3000 verschiedene Zeichen (zum Vergleich kommen Gehörlose mit ihren Gebärden nur auf 750 Zeichen). Selbst Dialekte bildeten sich bei dieser Zeichensprache heraus, die auch heute noch in Kanada in den Provinzen Alberta, British Columbia, Manitoba und Sakatchewan Verwendung findet.


Signalsprache

Um über weite Entfernungen Mitteilungen auszutauschen zu können, wurde die Signalsprache eingesetzt. Die Indianer kannten Zeichen, die sowohl am Tage als auch bei Nacht übertragen werden konnten. Schon ein Reiter war in der Lage über große Entfernungen mit eingeweihten Personen Informationen auszutauschen, in dem er mit seinem Pferd große oder kleinere Kreise machte, vor- oder zurückritt oder einen Hügel hinauf- oder hinabritt. Auch mit geschwenkten Decken ließen sich Nachrichten austauschen. Mit Hilfe der Sonne konnten auf Metallscheiben kurze oder lange Blitze erzeugt werden und somit auf eine größere Entfernung übertragen werden. Eine weitere Möglichkeit war ein Feuer auf einer Anhöhe zu entfachen und in der Nacht durch Abdecken und wieder Aufdecken Signale weiterzuleiten. Mit dem gleichen Feuer konnten tagsüber wiederum durch Auf- und Abdecken Rauchsignale übermittelt werden. Selbst Staubzeichen dienten den Indianern zur Übermittlung von Informationen. An Bäumen und Felsen wurden Tier- oder Pflanzenbilder zur Weitergabe von Nachrichten angemalt.


Schrift

Die erste Schrift eines nordamerikanischen Indianers wurde von Sequoya, einem Cherokee - der von 1760 bis 1843 lebte, entwickelt. Mit diesem Alphabet konnte die Kultur der Cherokee aufgeschrieben werden, was einen unschätzbaren Wert für diesen Stamm bedeutete. Sequoya hatte 1809 das Cherokee-Alphabet entwickelt und war der Überzeugung, dass ein gebildeter Indianer mehr Chancen und Möglichkeiten gegenüber den Weißen hatte. Die Schrift wurde bei den Cherokee probeweise eingeführt und brachte einen solchen Erfolg, dass bereits nach wenigen Monaten ein Großteil der Cherokee lesen und schreiben konnte. Die erste Zeitung in der Cherokee-Sprache erschien 1828.