Die Errungenschaften der Indianer - Inka-Siedlung Qoriwayrachina


Die 1999 wurden erstmals die Ruinen am Cerro Victoria - einen 3.885 Meter hohen Berg im Süden der Cordillera Vilcabamba, aus der Ferne entdeckt. In der Ketschua-Sprache wird der Ort Qoriwayrachina (= "wo der Wind genutzt wird, um Gold zu gewinnen") genannt. Der Name Qoriwayrachina bezieht sich auf die zahlreichen Minen in der Umgebung.

Über ein Areal von etwa 42 Quadratkilometer erstreckt sich diese Inka-Siedlung. Es wurden mehr als 200 Ruinen von Bauwerken wie Plattformen, Rundhäusern, Speichern, Straßen, Grabtürmen und Friedhöfen entdeckt. Qoriwayrachina liegt etwa 35 Kilometer Luftlinie von der Stadt Machu Picchu entfernt.

Wozu diente die Stadt? Ein weiteres Geheimnis der Inka welches von Altertumsforschern gelüftet werden muß. Diente Qoriwayrachina als Zufluchtsort von Manco Inca - dem 15. Inka-Herrscher - und seinen Söhnen? Nach dem Fall von Cusco 1537 hatte sich der Herrscher mit seiner Familie in die Region von Vilcabamba zurückgezogen, um den Kampf gegen die Spanier fortsetzen zu können. Oder hatte der Qoriwayrachina die Funktion eines Versorgungszentrums für Nahrungsmittel und Edelmetalle?

Wichtigste Fragen, die von Archäologen geklärt werden müssen. Wo so viele Menschen wohnten, war auch eine Wasserversorgung notwendig? Zwei kleine Quellen fand man am Berg. Also mußte die Wasserversorgung woanders herkommen. Qoriwayrachina wurde von einem Schmelzwassersee des Marcana versorgt. Eine acht kilometerlange Wasserleitung führte über Bergkämme in die Ortschaft.

Was veranlaßte die Inka an diesem Ort zu verweilen? Schon vor den Inkas haben in der Vilcabamba-Region Menschen gelebt. Nicht typisch für die Inka waren die kreisförmigen Fundamente und die unterirdischen Grabkisten, in denen die Toten bestattet worden. Ebenso wenig paßt zu den Inka die gefundenden Grabtürme, im Stil der Colla, ein Volk das am Titicacasee lebte und von den Inka unterworfen wurde.

Die Ruinen zogen sich vom Gipfel des Cerro Victoria bis ins 2150 Meter tief gelegene Tal hinunter. Der Höhenunterschied verschaffte den Bauern und Hirten verschiedenartige Ökosysteme. Auf den Bergweiden konnten Lamas und Alpakas gehalten, in der mittleren Zone Kartoffeln und Bohnen angebaut und im Tal Mais, Koka, Avocado und Papaya kultiviert werden.

Keine Spuren einer Zufluchtsstätte vom letzten Inka-Herrscher oder von einem Versorgungszentrum der Inka-Städte wurden hier in Qoriwayrachina gefunden. Genauso könnte der Ort einem anderen Zweck gedient haben, wie beispielsweise zur Beobachtung des Himmels oder als Platz zur Verehrung von Gottheiten.

Die Lage der Ruinen lassen ein grenzenloses Panorama bewundern.

Nach dem Glauben der Inka brachten die Götter der Berge ihnen den Regen und sorgten damit für die Fruchtbarkeit der Landwirtschaft und Viehzucht.