Astronomisches Wissen der nordamerikanischen Indianer
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Man glaubt es kaum, auch in Nordamerika haben die Stämme den Himmel beobachtet nicht nur die Hochkulturen - wie z. B. die Maya - in Mittelamerika und sind dabei zu identischen Ergebnissen gekommen. Nur erreichte dieses Wissen nicht diese Vollkommenheit der Maya und anderer Völker. Dies ist kaum bekannt und soll auf dieser Webseite vermittelt werden.
Schon viele steinzeitliche Völker auf unterschiedlichen Erdteilen haben sich mit den regelmäßigen Veränderungen der Sonnenbahn beschäftigt. Dieser jahreszeitliche Rhytmus prägte die Lebensweise der seßhaften Ackerbauern. Die Jahreszeiten hängen keinesfalls nur vom Abstand der Erde zur Sonne ab, sondern auch vom Winkel unter welchem das Sonnenlicht die Erde erreicht. Dieser Winkel ist im Winter viel flacher als im Sommer. Hinzu kommt auch noch wie lange die Sonne über dem Horizont steht.
In Nordamerika haben die Forscher zahlreiche astroarchäologische Fundstätten entdeckt. Einige Stämme müssen Kenntnisse über den Himmelslauf der Gestirne besessen haben. Jedoch gibt es darüber keine Aufzeichnungen wie es die Maya in ihren Codices festhielten. Zwischen den Stämmen gab es zahlreiche und weitläufige Handelsbeziehungen. Die Pueblo-Indianer zum Beispiel besaßen Kontakte zu mexikanischen Indianern und so dürften auch die astronomischen Informationen und das dafür benötigte Wissen sich verbreitet haben. Jedoch soll das astronomische Wissen der nordamerikanischen Indianer keinesfalls geschmälert oder weniger geachtet werden, da viele Sachverhalte unabhängig voneinander und auf eigene Weise entdeckt wurden sind. Die Pueblo-Indianer im Südwesten der Vereinigten Staaten kannten bereits Sonnwenden und Tagundnachtgleiche und haben sie beobachtet. Die Hopi und Zuni sowie die Bewohner der sogenannten östlichen Pueblos im Rio Grande Valley beobachten bis heute die Stellung der Sonne. Nur ausgewählte Personen waren aber dazu beauftragt die Bahn der Sonne zu verfolgen, da diese Angaben von ritueller Bedeutung für die Festlegung und Vorbereitung von Zeremonien war.
Die Vorfahren der Pueblo-Indianer - die Anasazi - hatten Mitte des 12. Jahrhunderts im Chaco Canyon im heutigen US-Bundesstaat New Mexico ihr kulturelles Zentrum. Auf einem 120 Meter hohem Berg - dem Fajada Butte - im östlichen Teil des Canyon sind zwei Spiralen in die Felswand gearbeitet wurden. Vor den Spiralen befinden sich drei drei Meter hohe und 1 Tonne schwere aufrechtstehende Steinplatten. Genau zur Sommersonnwende um 11 Uhr gleitet zwischen den Säulen hindurch ein Lichtstreifen die Felswand hinab genau durch die Mitte der großeren Spirale. Am Frühlings- und Herbstanfang bewegt sich der Lichtstreifen links von der Spirale vorüber und ein zweiter Lichtschein durch die Mitte der kleineren Spirale. Zur Wintersonnwende erscheinen zwei Lichtstreifen und rahmen genau um 10 Uhr die größere beider Spiralen ein. Beide Spiralen sind Petroglyphen und bezeugen, dass die Anasazi dieses Lichtspiel kannten. Es wurde wahrscheinlich für rituelle Zeremonien verwendet. Vielleicht hatte die größere Spirale noch eine weitere Funktion, da sie die Extrempunkte der Mondbahn markieren. Der Mondschatten halbiert die Spirale nach dem Aufgang am südöstlichsten Punkt und streift den linken Rand nach dem Aufgang am nordöstlichsten Punkt. Parallel zur Schattengrenze wurde eine Linie in den Felsen geritzt.
Anmerkung: Beide Spiralen haben eine elliptische Form. Die größere hat 9 1/2 Spiralbogen und mißt eine Größe von 34 x 41 Zentimeter, die kleine hat gerademal 2 1/2 Spiralbogen. Beide Spiralen sind durch die davorstehenden Felsplatten nur schwer auszumachen.


Natürliche Punkte bei Hovenweep, so vermutet man, dienten ebenfalls zur astronomischen Beobachtung. Nahe Holly House, benannt nach einem Farmer, erheben sich zwei große Felsen, die einen fünf Meter langen Gang bilden, der zufälligerweise auf dem Punkt der Tagundnachtgleiche bei Sonnenaufgang liegen. Auf einen dieser Berge sind Petroglyphen der Pueblo-Kulturen in Form des Sonnensymbols - drei konzentrische Kreise mit einem Punkt in der Mitte - entdeckt worden. Der Abschnitt diente den Anasazi womöglich als Kalenderzeiger. 45 Minuten nach Sonnenaufgang strahlt die Sonne genau zwischen den beiden und einen dritten Felsen hindurch. Zwei Lichtstreifen kommen außerdem innerhalb von sieben Minuten aufeinander zu und verschmelzen. Genau auf dieser Linie sind zwei Spiralen und das Sonnensymbol in den Fels geritzt.
Bei Chimney Rock, 160 Kilometer in nordöstlicher Richtung von Chaco Canyon entfernt, liegen Außenposten, die von 925 bis 1125 bewohnt waren. Hier erbaute man acht Siedlungen - nur eine davon im Stil des Chaco. Das untere Geschoß besteht aus 35 Räumen, das obere aus 20 plus zwei Kivas. Die Siedlungen befinden sich im unwirtlichsten Gebiet aller Außenposten. 400 Meter über dem Talboden und 2.300 Meter über dem Meeresspiegel sind die Siedlungen errichtet worden. Die Wasserquellen liegen unten im Tal wie auch die Felder. Der Ackerbau wurde an der Grenze des Möglichen betrieben. Vielleicht lebten in dieser unwirtlichen Gegend Chaco-Priester, die von der örtlichen Bevölkerung ihre Wohnstätten errichtet bekamen. Warum gerade hier die Siedlungen errichtet worden, weiß man nicht. Vielleicht der super Ausblick und die natürlichen Felserhebungen - die Kamine genannt werden - und 100 Meter östlich des Pueblos lagen, boten gute Beobachtungsmöglichkeiten für die Sonne und die Mondbahn. Zeremonien könnten hier auch zelebriert worden sein.
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Außer den Anasazi beobachten auch noch andere Pueblo-Indianer die Sonne und dies schon vor 2.000 Jahren in den Tälern des Gila und Salt River. Es war Menschen der Hohokam-Kultur, deren Kultur wieder im 15. Jahrhundert verschwand. Südlich von Phoenix im Bundesstaat Arizona ist der Casa Grande (= das große Haus) von den Hohokam errichtet wurden. Es handelt sich dabei um eins der wenigen freistehenden Ruinen im Südwesten der USA, die aus Lehm erbaut wurden, einen viereckigen Grundriß aufweisen und drei bis vier Stockwerke besaßen. Es stand einst im Zentrum einer größeren Siedlung, wie man anhand von Fundamentmauern feststellte. Im 2. wie auch im 3. Stock sind 14 schmale Lichtdurchlässe angebracht wurden, die aber eine Ungenauigkeit von zwei Tagen betragen. Sie dienten der Bestimmung der Tagundnachtgleiche und den Sonnenuntergang der Sommersonnwende. Andere Fenster könnten womöglich für die Extrempunkte der Mondbahn ausgerichtet gewesen sein. Weitere Öffnungen besaßen vielleicht kalendarische Funktionen und markierten bestimmte Punkte auf den Innenseiten der gegenüber liegenden Wände.