Die Astronomie der Indianer - Medizinrad mit 28 Speichen


Auf Berggipfeln, Hügeln und hochgelegenen Plateaus findet man Gebilde - sogenannte Medizinräder - mit teilweise astronomischen Funktionen. Sie sind so ausgerichtet, dass sie einen ungehinderten Blick zum Horizont ermöglichen. Gefunden wurden sie in den Prärien von North Dakota, Wyoming und in den kanadischen Provinzen Alberta und Saskatchewan.

Diese rund 50 Medizinräder sind 6 bis 100 Meter große Steinaufschüttungen, die von oben gesehen ein Rad darstellen. In der Mitte befindet sich ein zentraler Steinhaufen von dem strahlenförmig zahlreiche Speichen zum Außenkreis führen wo wiederum Steinhaufen aufgeschütet wurden. Um diese Gebilde zu konstruieren, wurden mitunter bis zu 100 Tonnen Steine bewegt. Als Grund dieser Bauaktivitäten könnten vor allem magisch-religiöse Einflüsse eine Rolle gespielt haben.

Das bekannteste und zugleich am besten untersuchte ist das Bighorn Medicine Wheel auf den Medicine Mountain in den Bighorn Mountain im US-Staat Wyoming. Es liegt 3.200 Meter über dem Meeresspiegel und hat einen Durchmesser von etwa 30 Metern und 28 Speichen. Es besitzt einen zentralen sowie sechs periphere Steinhaufen, die wahrscheinlich als Stützen von Visierpfosten dienten. Einige gedachte Linien gehen durch die Steinhaufen und wurden als astronomisch bedeutsam erkannt. Zwei der Linien zeigten auf die auf- und untergehende Sommersonnwendsonne, drei weitere Linien - alle von einem Haufen ausgehend, geben den Ausgangspunkt von drei der hellsten Fixsternen Aldebaran, Rigel und Sirius an. Sie gehen im Sommer kurz vor der Sonne auf und eignen sich deshalb zur Bestimmung der Sommersonnwende.

Wahrscheinlich entstand das Medizinrad zwischen 1200 und 1700 als Aldebaran das erste Gestirn am morgenlichen Himmel der Sommersonnwende war. 28 Tage später folgte Rigel zum gleichen Zeitpunkt und nach weiteren 28 Tagen Sirius. Witterungsbedingt war dann womöglich keine Beobachtung mehr möglich.

Ob diese These hundertprozentig richtig ist, kann nicht mehr exakt festgestellt werden, da sich die Erdachse leicht verschoben hat. Die 28 Speichen dienten womöglich zum Abzählen der Tage.

Bighorn Medicine Wheel war wahrscheinlich ein heiliger Ort von Schamanen und Priestern. Gleichzeitig diente er als astronomischer Posten für kalendarische Bestimmungen.

Moose Mountain Medicine Wheel im südöstlichen Saskatchewan hatte dieselben Aufgaben. Es besteht aus einem im Zentrum befindliche Steinhaufen, der viel größer ist und einem Oval aus Steinen rings darum von dem nur fünf aber viel längere Speichen wegführen. Es wurde nur der Aufgangsort der Sommersonnwende fixiert und die drei genannten Sterne, aber nicht der Untergang. Hier wich die Position der Sterne weitaus mehr ab als bei dem Bighorn Medicine Wheel, was auf ein viel früheres Entstehen schließen läßt.

Der sechsstrahlige Stern des Medizinrades bei Fort Smith im US-Bundesstaat Montana ist ebenfalls zur Sommersonnwende fixiert. Andere untersuchte Medizinräder besitzen keine Visierlinien.

Von den Pawnee, einem Präriestamm, sind gezeichnete Sternkarten auf Leder bekannt.