Die Indianer Nordamerikas - Die Haustypen der Inuit
Das Wort "Iglu" steht nicht nur für die typische kuppelförmige Behausung aus Schneeblöcken der Inuit, sondern ist in der Eskimo-Sprache die Bezeichnung für Haus. Im Winter lebten die meisten Inuit-Völker in Stein-, Erd- oder Holzhäusern und im arktischen Sommer in Zelten, die mit Karibuhaut bespannt waren.
Das Schnee-Iglu ist kulturgeschichtlich eine Meisterleistung der Architektur. Im Eis der Arktis wurde das Prinzip eines echten Gewölbes beim Bau des Iglus eingesetzt.
Eine solche Behausung konnte sehr schnell errichtet werden und wurde bei Wanderungen der Inuit eingesetzt. Feste Wintersiedlungen von Iglus wurden in der Zentral-Arktis gebaut. Dabei konnte eine solche Behausung einen Durchmesser von sieben Metern erreichen und wurde monatelang bewohnt.
Aus dem harten Schnee können zwei Männer innerhalb einer Stunde ein Iglu errichten. Zuerst wird der Radius des Grundrisses markiert. Mit einem Schneemesser wird dann im Inneren des Kreises die ersten Schneequader geschnitten, um den Innenraum abzusenken - ein solcher Schneeblock hatte eine Dicke von 30 Zentimetern.
Im Innern seines Hauses stehend, setzt der Iglu-Bauer Reihe um Reihe von Schneequadern spiralenförmig übereinander, wobei sich der Radius nach oben ihn immer mehr verringert. Nach Vollendung der zweiten Reihe wurde der Eingang ausgeschnitten, so dass der Iglu-Bauer sein entstehendes Werk von außen kontrollieren kann. Der Abschluß bildet ein genau eingepaßter Schneequader.
Nun wird der Eingangsbereich tunnelförmig als Kältefalle ausgebaut. Die Röhre wird dazu vertieft. Die kalte Außenluft sinkt zuerst in die Vertiefung ab, während das Innere von der Öllampe und der Körperwärme geheizt wird. Auch dies ein sensationell technisches Wissen.
Die Kältefalle führten kanadische Eskimos von Baffinland bei den Polareskimos Grönlands ein, als sie sich dort ansiedelten.
Das Iglu bot den Inuit auch Unterschlupf, wenn sich das Wetter plötzlich verschlechterte.
Winterhäuser wurden in Grönland aus Stein und Grassoden, in der zentralen Arktis aus Schnee und in Alaska halbunterirdisch aus Erde und Holz gebaut, meist beherbergten sie mehrere Familien.
Die Koniag - westliche Pazifik-Eskimos, die auf Kodiak Island und der Halbinsel Alaska beheimatet waren - lebten in sogenannten Dorfhäusern. Jede Familie lebte in einem eigenen Zimmer, welches von einen zentralen, durch die Dachluke zugänglichen Raum betreten werden konnte. In jedem dieser Häuser konnten vierzig und mehr Personen wohnen.
In einem großen Haus lebten die Yupik-Frauen - Yupik, Gruppe westlicher Eskimo, die in Sibirien und in Alaska südlich von Norton Sound leben - mit ihren Schwestern. Sie hatten jeweils ihre eigene Kochstelle. Das Haus war halbunterirdisch, besaß nur einen Raum, in dem man durch einen niedrigen Eingangstunnel von außen gelangte. Die Männer der Yupik wohnten in einem Versammlungshaus, von dem es in jeden Dorf eins oder mehrere gab, und kamen nur zu Besuch zu ihren Frauen, Mütter und Schwestern.
Auch an der Nordküste Alaskas benutzten die Inupiaq-Walfänger - Inupiaq gleich Eigenbezeichnung der Eskimo-Völker Nordalaskas - solche Versammlungshäuser - . qarigi, in der Sprache der Inupiaq. Qarigi entspricht dem Wort «qasgiq», der Yupik-Sprache. Einem umialik - Umiak-Besitzer, Umiak = Boot zur Waljagd - gehörte ein solches qarigi-Haus. Mit dem Versammlungshaus hatte der Umialik seinen Platz in der eskimoischen Gesellschaft.
Die halbunterirdischen Erdhäuser besaßen einen langen Eingangstunnel. Er diente zugleich als Windfang, Kältefalle und Abstellkammer. Diese Häuser schützten gut vor Kälte und Stürmen. Nachteil waren die kleinen Räume und die schlechte Belüftung, weshalb sie im Laufe des Winters eng und stickig wirkten. Boden und Wände wurden beim einsetzenden Tauwetter matschig. Missionare des 19. Jahrhunderts, die unter den Yupik predigten, empfangen die halbunterirdischen Erdhäuser als unhygienisch.
Bei den Aléuten - keine Inuit-Gruppe - hingegen bestieg man die Häuser durch eine Dachluke, sie waren mit Matten ausgelegt, die das Haus in mehrere Bereiche teilte und einzelnen Familien als Wohnraum dienten.
Die Aivilingmiut kamen im Januar/Februar zusammen und lebten in großen Schneehäusern, auf Reisen bauten sie Iglus und in Winterdörfern mußten die Häuser mehrere Monate überdauern. Die Häuser besaßen auch Eingangspassagen - Tunnel - und auf den Seiten Kleider- und Vorratskammern. Manchmal waren die Behausungen auch miteinander verbunden, so dass man ohne nach draußen zu gehen, sich gegenseitig besuchen konnte.
Literatur:
Der große Bildatlas Indianer, Bechtermünz-Verlag, Lizenz für Weltbild Verlag GmbH, Augsburg 1999
Kulturen der nordamerikanischen Indianer, Könemann Verlagsgesellschaft mbH, 2000