Die Indianer Mittelamerikas - Die Azteken - Götterwelt


Das göttliche Paar Ometecuhtli und seine Gefährtin Omecihuatl, Frühjahrsgott Xipe totec, Chalchiuhtlicue, die Schutzherrin der Flüsse, Regengott Tlalac, Mais-Göttin Xilonen und der Mais-Gott Tzinteotl, Xochiquetzal, wurde zur Schutzherrin der Liebe und Schutzherrin der Freudenmädchen ...

Im Laufe der 100-jährigen Herrschaft der Azteken hat sich in ihrer Religion eine umfassende Götterwelt herausgebildet. Die Anzahl der Götter wuchs auch an, weil die Azteken die Götter der Völker übernahmen, deren Gebiet sie eroberten. Mit dem Anwachsen der Götter gab es auch immer weniger Azteken, die ihren gesamten Himmel - auch Pantheon genannt - kannten. Dem Glauben der Azteken nach waren die Götter die Schöpfer der Welt. Das göttliche Paar Ometecuhtli und seine Gefährtin Omecihuatl zeugten die vier wahren Schöpfer der Welt. Am meisten wurde von den Azteken der Gott Huitzilopochtli ("Kolibri der linken Seite") verehrt. Er war der Schutzgott des Landes, der Gott der Sonne und der Gott des Krieges, der oft als Adler - Symbol des Krieges - dargestellt wurde. Die Azteken hielten sich für das Volk der Sonne, da Huitzilopochtli sie ausgewählt habe. Für ihren Nationalgott errichteten die Azteken ein riesiges Heiligtum in Tenochtitlan, entwickelten den Kult ihm zu Ehren ständig weiter und brachten ihm zu Ehren Menschenopfer.

Genauso geehrt wurde Quetzalcoatl ("Gefiederte Schlange"). Diese Gottheit wurde auch von anderen Kulturen Mexikos verehrt. Bei den Azteken war er der Gott der Bildung und des Kalenders, der Gott der Kunst und des Handwerks. Er war außerdem Schutzherr des Klerus. Die "Gefiederte Schlange" wurde auch als Gott des Windes verehrt, dabei trug er den Namen Ehécatl.

Die aztekische Mondgöttin Quetzalcoatl, der in der Religion der Azteken das Gute darstellte, besaß auch einen Gegenspieler Tezcatlipoca. Er war der Gott der Vernichtung und Zerstörung, der Gott des nächtlichen Firmaments und Sterne. Ferner war er der Patron der Magier und bösen Zauberer. Tezcatlipoca wurde auf Abbildungen mit einem Spiegel dargestellt. Neben dem "schwarzen Tezcatlipoca", der das Böse symbolisierte, den "weißen" Quetzalcoatl, der das Gute darstellte, dem "blauen" Huitzilopochtli - die mit den drei Seiten der Welt verbunden waren, gab es noch einen vierten Gott mit dem Namen "Xipe totec", der von den Azteken auch Yopi (Name eines ausgestorbenen Stammes, der in Guerrero ansässig war) genannt wurde. Er war der Patron der Frühjahrsvegetation und des Wachstums sowie Schutzherr der Juweliere und Goldschmiede.

Für die Mehrheit der aztekischen Bevölkerung war die Hauptquelle des Lebensunterhaltes die Landwirtschaft. Der traditionelle Gott der indianischen Kulturen und als Spender des Regens spielte Tlaloc eine wichtige Rolle. Seine Gemahlin Chalchiuhtlicue, die Schutzherrin der Flüsse, wurde von den Azteken auch verehrt. Für das wichtigste Produkt Mexikos den Mais waren die Göttin Xilonen und der Gott Tzinteotl zuständig. Die ursprüngliche Göttin der Blumen, Xochiquetzal, wurde zur Schutzherrin der Liebe und Schutzherrin der Freudenmädchen. Weiterhin gab es einen Gott Tepoztécatl, der für den aus Agaven gewonnenen mexikanischen Branntwein - cotli - zuständig war.

In den Heiligtümern der Azteken wurden zahlreiche Zeremonien zu Ehren der Götter abgehalten. Für die Zeremonien waren die Priester verantwortlich. Die beiden religiösen Oberhäupter, welche auch zugleich die höchsten Repräsentanten des Aztekenreiches waren, waren der Hauptredner (Kaiser) und Frauenschlange. An der Spitze des aztekischen Klerus (Priesterschaft) standen zwei Hohepriester (hueyteopixque). Hilfspriester (teopixatepachoni) leiteten die religiösen Zeremonien. Priester (cuahuehueteque) - sogenannte Seelsorger - dienten im mexikanischen Heer. Andere Geistliche dienten als Lehrer (calmecae) in den Adelsschulen, weitere gaben religiöse Bücher heraus und wieder andere nahmen die Opferzeremonien vor.

Höchstes Ansehem unter allen Opfern hatte das Menschenblut, welches in den aztekischen Codices das symbolische Zeichen für das Wort "Blume" oder "Edelstein" ersetzt. Manchmal wurden nur wenige Tropfen Blut geopfert. Je mehr Blut geopfert wurde, desto besser.

Das vorrangigste Opfer war die rituelle Tötung eines Menschen. Kriegsgefangene wie für diesen Zweck gekaufte Sklaven sowie freie Azteken, die durch ihren Tod "das Tor zum Paradies öffnen wollten", wurden geopfert. Die Opferzeremonie wurde auf einen kugelförmigen Stein, den sogenannten tichcatl, durchgeführt. Dem auf dem tichcatl liegenden Opfer wurde vom Zeremonienmeister die Brust mit einem Obsidianmesser (Er ist ein kieselsäurereiches, glasig erstarrtes, vulkanisches Gestein [Ergussstein] und wurde in der Frühzeit als Werkzeug oder Schmuck verwendet.) geöffnet und das Herz herausgetrennt. Mit dem herausspritzenden Blut wurde der Altar benetzt.

Für den Regengott Tlalac wurden auch Kinder geopfert. Weinte ein Kind vor seiner Opferung, war das ein gutes Zeichen. Die Tränen symbolisierten den Regen. Für den Frühjahrsgott Xipe totec wurden bei den Riten dem Opfer die Haut abgezogen, die dann ein Zeremonienmeister überzog. Damit sollte das neue, grüne Kleid, dass der Frühling der Erde bringt, symbolisiert werden. Menschen, die für den Feuergott Huehueteotl geopfert wurden, wurden mit Drogen betäubt und im Feuer verbrannt.

Zu Ehren der alten Göttin Tocis und zu Ehren des Gottes Tlazolteotl sowie für andere Gottheiten wurden Menschen geopfert. Die größte Opferung wurde zu Ehren Huitzilopochtli und zur Einweihung seines Tempels in Tenochtitlan vorgenommen. Der Herrscher Ahuitzotl soll innerhalb von vier Tagen 80.000 Kriegsgefangene geopfert haben. Dieses Massaker brachte den Azteken statt Glück eine furchtbare Epidemie, die durch die Nichtbestattung der Tausenden von Toten ausgelöst wurde.