Indianer Nordamerikas - Indianer in Costa Rica - HEUTE


Costa Rica Grenzübergreifend ist zwischen Costa Rica und Panama im Talamanca-Gebirge ein Gebiet von mehr als einer Millionen Hektar als Naturreservat ausgewiesen worden. Das gesamte Areal liegt in einem Bereich, der von der UNESCO zum "Kulturerbe der Menschheit" erklärt wurde. Hier leben 65 Prozent der 25.000 Indianer Costa Ricas in einem 612.715 Hektar großen Reservationsgebiet.
Aus dieser Region kommt auch die Hälfte des Trinkwassers des Landes. Ebenso ist hier 90 Prozent der Flora Costa Ricas anzutreffen und 70 Prozent der Tierwelt wird beobachtet.

Unterstützt wird dieses Umweltprojekt von den Vereinigten Staaten, der Weltbank und der Interamerikanischen Entwicklungsbank. Für zehn Jahre sind 40 Millionen Dollar vorgesehen. Der Vizepräsident für Bergbau, Energie und Rohstoffe Mario Boza hofft, dass sich für die im Gebiet lebenden Indianerstämme der Cabéca und Bribri durch diese Maßnahme die Lebensverhältnisse verbessern. Geplant sind ein Alphabetisierungsprojekt, das Wiederbeleben der Kultur und des traditionellen Handwerks, eine medizinische Versorgung sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen. Überwacht wird das Projekt von der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS). Die Privatorganisation Conservacion International setzt sich vor allem für die Erhaltung von Waldgebieten ein und hofft so ein Ökosystem dauerhaft zu schützen.

Ein Massenprotest am 7. Juni des Jahres 1986 machte auf die schlechten Lebensbedingungen der Boruca-Indianer im Südosten des Landes nahe der Stadt Buenos Aires aufmerksam. Die Demonstration wurde aus Anlass eines Besuches des Sonderausschusses für Indianerangelegeheiten von Costa Rica abgehalten. Die Nationalversammlung hatte diesen Ausschuss beauftragt, die gesetzliche Möglichkeiten für die Schaffung besserer Lebensbedingungen dieser Indianer auszuloten. Zum Thema gab es sogar eine Livediskussion im Radio.

Schon in vorspanischer Zeit waren die neun Stämme Costa Ricas - größte sind Guaymi, Bribri, Boruca, Cabécar, alles Chibcha sprechende Stämme - Kleinbauern. In der Zeit der spanischen Eroberung flüchteten die Indianer aus dem Norden des Landes in das Gebiet von Buenos Aires. Siedler aus Panama strömten in die verlassenen Regionen nach und begannen eine intensive Landnutzung - Wälder wurden gerodet und Plantagen angelegt. Damit war das Land für die Indianer für immer verloren. Der Großgrundbesitz führte außerdem zur Verelendung der Landbevölkerung. Durch die Viehzucht ging der Nahrungsmittelanbau zurück und hätte fast zum Ruin in der Region geführt. 1976 begann deshalb ein umstrittenes Entwicklungsprogramm der Regierung, welches nur die Infrastruktur verbessern sollte - Indianerorganisationen hingegen forderten Maßnahmen für Sozial- und Bildungsprogramme.

Bei Buenos Aires wurde 1949 das erste Indianerreservat eingerichtet. Da die Regierung versäumt hatte, den Verkauf von Indianerland gesetzlich zu verbieten, begannen einzelne Indianer das an sie zugeteilte Land an Weiße zu verkaufen. In den 70er Jahren forderte die indianischen Gemeinschaften das Land zurück, da es durch einzelne Stammesmitglieder nicht verkauft werden durfte.

1973 wurde die Nationale Kommission für Indianerangelegenheiten (CONAI) gegründet, die nun ihrerseits 1984 begann, die Reservationsgrenzen neu festzulegen. Hilfe erhielt die Kommission durch das 1977 geschaffene Indianergesetz, das legale Rechte von Nichtindianern auf Indianerland ausschloß. Der Verkauf von Indianerland ging trotzdem weiter, das Gesetz wurde einfach umgangen. Ein besseres Gesetz sollte dies verhindern, jedoch gab die Regierung den Forderungen der Weißen nach und so wurde nur das verbliebene Land den Indianern zugesprochen. Zwei Drittel des Reservationslandes war an Weiße gegangen. Der CONAI war trotz alledem mit dieser Entscheidung zufrieden.

Die auf dem Land der Indianer begonnene Landwirtschaft war exportorientiert aufgebaut, was nicht zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Ureinwohner führen konnte. Die Viehzucht in der Region war überdimensioniert und das Ackerland wurde immer knapper. Indianische Landarbeiter verdienen wenig Geld beim Ananasanbau oder auf Kaffee- und Bananenplantagen. Die Bezahlung ihrer geleisteten Arbeit liegt weit unter der des Mindestlohnes. So sind 90 Prozent der Indianer arme Landarbeiter. In öffentlichen Ämtern sind sie nicht vertreten und eine Berufsausbildung haben nur wenige genossen. Was noch schlimmer ist, so besitzt nur jeder dritte Indianer so viel Land, das er sich noch selbst ernähren kann.

Auf dem Reservationsgebiet bei Buenos Aires leben heute 60 Prozent Weiße.


Literatur:
Unsere Zukunft ist eure Zukunft, Luchterhand Literaturverlag, Hamburg, März 1992