Die Indianer Mittelamerikas - Die Maya, die Maya-Staaten
Die Kultur der Maya gehörte zu den höchsten Schöpfungen der altamerikanischen Hochkulturen. In der Architektur und Plastik erreichten sie einen außengewöhnlichen Stand. Zeugen ihrer Werke finden wir in den vielen Maya-Städten, so z. B.: Bonampak, Chichen Itzá, Dzibilchaltan, Kabah, Labná, Palenque, Sayil, Tikal, Tulum und Xlapak. Sie lebten und leben in Süd- und Südost-Mexiko sowie in Teilen von Guatemala, Honduras und Belize. Dieses ausgedehnte Gebiet von ungefähr 350.000 km2 bewohnen die Maya-Völker schon mindestens 2.000 Jahre. Sie sind in neun Sprachfamilien aufgegliedert. Die wichtigsten

Heute wie vor 2.000 Jahren war ihre Existenzgrundlage der Mais. Die Maya waren Ackerbauer und ihr Leben ist eng mit dieser Kulturpflanze verbunden, der auch in vorkolumbischer Zeit ihre Hauptnahrung ausmachte. Sie pflanzten weiterhin Bohnen, Chili, Kakao und in Gegenden wo es das Klima erlaubte Baumwolle an. Ergänzt wurde die Nahrung durch die Jagd, besonders auf Rehwild. Der Brandrodungsfeldbau der Maya.
Von ihren kulturellen Einrichtungen, ihrer Geschichte und Religion ist nur wenig bekannt. Das liegt daran, dass ihre Kultur zur Zeit der Ankunft der ersten Europäer in den einzelnen Maya-Staaten zu zerfallen begann. Wenn man die Kulturen der Maya und Azteken miteinander vergleicht, so kann sich die Kultur der Azteken mit der der Maya nicht messen. Allerdings ist aus der Kultur der Azteken wesentlich mehr bekannt, weil sie gerade ihren Höhepunkt erreichte als die ersten Europäer die Neue Welt entdeckten. Außerdem hat B. de Sahagún über die Azteken eine Menge an Informationen zusammengetragen. Bei der Erforschung der Maya-Kultur müssen noch viele Puzzlesteine zusammengesetzt werden bis die Arbeit abgeschlossen werden kann. Eine Hilfe haben aber die Azteken und Maya selbst hinterlassen - ihre Codices (Siehe dazu das Kapitel: Schrift, Mathematik, Astronomie). Die Grundlagen ihrer Schrift, Astronomie usw. haben die Maya von Olmeken übernommen. Man geht ferner davon aus, dass die Izapa-Kultur, benannt nach der Siedlung Izapa im mexikanischen Staat Chiapas, wie auch das weiter südlich gelegene Zentrum Kaminaljuyú einen Übergang zwischen der olmekischen und Maya-Kultur bildeten. Der Einfluß der Izapa verliert sich aber zu Beginn unserer Zeitrechnung.
Das Stammesgebiet der Maya zerfällt in zwei Gebiete mit unterschiedlichen Umweltbedingungen. Das nördliche Gebiet setzt sich aus den mexikanischen Staaten Campecho, Chiapas, Quintana Roo, Tabasco und Yucatán zusammen und hat ein erträglicheres und zugleich trockeneres Klima als das Gebiet im Süden. Dieses Gebiet bilden die Staaten Guatemala, Belize und der westliche Teil von Honduras. Hier sind ein tropisches Tiefland, ein kleiner Teil vom Hochland Guatemalas und ein dichter, feuchter Urwald anzutreffen. In der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends lebte die Mehrheit aller Maya im Petén-Gebiet - also im Norden Guatemalas. Erst später übersiedelt die Mehrzahl der Maya auf die Halbinsel Yucatán und die Städte Banampak, Negras, Piedras, Tayasal, Tikal und Uaxactun liegen verlassen da.

Der Herrscher regierte die Stadt allein. Er hatte aber einige Berater (die bei den Maya ah cuch cabob hießen) denen auch Priester angehörten. Die in den Dörfern lebenden Bauern stellten die ökonomische Grundlage des Kleinstaates dar. Sie waren persönlich frei, hatten aber umfangreiche Steuern an den Herrscher und die weltliche und geistliche Elite zu entrichten. Die batabob waren die Befehlshaber der Dörfer, führten in Kriegszeiten den Militärverband des Dorfes an und hatten die Gerichtsbarkeit inne. Die freien Bauern (ah chembal: untere Leute) und Sklaven (ppentacob) arbeiteten zusammen auf den Feldern, an öffentlichen Baustellen und in der Stadt. Sklaven waren rechtlose Einwohner in den Maya-Staaten. Sklave konnte man werden durch Mord, Diebstahl und Ehebruch, was die schwersten Verbrechen waren. Ferner wurde man auch Sklave als Schuldner, wenn beide Elternteile Sklaven waren und Ausländer konnten als Sklaven verkauft werden. Auf der Halbinsel Yucatán kostete ein Sklave 10 Kakaobohnen, was bei den Maya das Zahlungsmittel war.
Die Maya besaßen auch Kaufleute, die in erster Linie ihr Qualitätssalz, das sie in Küstensalinen gewannen, verkauften; ferner trieben sie Handel mit Kakao, Honig, Baumwolltüchern, Jadeit, Obsidian und Feuerstein. Die Kaufleute der Maya hatten eine eigene Gottheit, den sogenannten "Schwarzen Gott" (ek chuah).
Von der Götterwelt der Maya ist auch nichts genaueres bekannt. Man konnte aber mehr als zweihundert Gottheiten nachweisen. Der Weltschöpfer Hunab Ku zeugte seinen Sohn mit Namen Itzamna. Er war der "Herr des Firmaments" und zugleich Schutzherr von Tag und Nacht. Er war auch für die Mehrheit der Maya der höchste Gott. Itzamna wurde ferner als Hüter der Wissenschaften und Mayaglyphen verehrt. Ix Chel war seine Frau und zugleich die Schutzherrin der Mutterschaft und aller weiblichen Angelegenheiten sowohl Schutzherrin der Ärzte. Ixtab, eine weibliche Gottheit, war Schutzherrin des Selbstmordes. Sonnengott war Ah Kinchil. Da bei den Maya der Mais ihre Nahrungsgrundlage war, gab es auch einen Maisgott Yum Kax. Der Gott des Morgensstern war Xaman Ek. Am "Palast der Tausend Masken" in Kabah wie auch an vielen anderen Bauwerken wurde der Regengott Chac sehr verehrt. Er ist zu erkennen an seiner elefantenrüsselähnlichen Nase. Ah Puch war der Gott des Todes, welcher oft als Gerippe dargestellt wurde.

Am zahlreichsten war die Gruppe der Maya-Priester (ah kin). Eine andere Gruppe waren die chilan, die die zeremoniellen Handlungen der Menschenopfer durchführten. Diese Zeremonien hatte zentralmexikanischen Einfluß, und begann erst als die meisten Maya nach Yucatán umgesiedelt waren.
Warum die Maya das Zentralgebiet Petén verließen, konnte bis heute noch nicht geklärt werden. Einige Forscher nehmen an, dass durch die intensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung der Boden keine Erträge mehr brachte. Andere vermuten, dass gewaltige Naturkatastrophen und Erdbeben die Maya dazu bewegte ihr Stammgebiet zu verlassen. Gegen Ende des ersten Jahrtausend entstehen im Norden der Halbinsel Yucatán neue Maya-Staaten. Zu ihnen gehören Dzibilchaltun als erste, gefolgt von den Städten Chichen Itzá (was soviel bedeutet wie "Am Brunnen des Itzá-Stammes") im Jahre 495, Coba, Edzna, Ictapaatun, Oxkintok und Tulum. Im Gebiet der Stadt Chichen Itzá befindet sich ein natürliches Wassersammelbecken, das die Maya cenot nennen, in das für den Wassergott zahlreiche Jungfrauen als Opfer geworfen worden.
Ende des 10. Jahrhunderts erscheinen die Tolteken, die das Leben und die Entwicklung der Maya wesentlich beeinflussen. Sie sind aus der Stadt Tula vertrieben worden und sind in mehreren Wellen und verschiedenen Gruppen nach Nord-Yucatán ausgewandert. Die Offiziersfamilie Cecom gründen die Stadt Mayapan im Norden von Yucatán. Das Geschlecht der Xiu unter dem Herrscher Ah Zuitok Tutl Xiu und dessen Gefolge, deren Nachfahren heute noch leben, gründen bzw. erneuern eine weitere Großstadt Uxmal. Eine weitere Gruppe unter den Häuptling Quetzalcoatl - "Gefiederte Schlange" (was in der Maya-Sprache Kukulkan bedeutet) - herrscht über die Stadt Chichen Itzá. In der gesamten Maya-Kultur von Nord-Yucatán setzt sich der toltekische Einfluß durch. Die Gesellschaft wird militarisiert, durch die Offizierselite setzt sich der Kriegskult durch und es gibt nun auch die Götter der Tolteken wie auch ihre grausamen Riten. Tulum erhält zur Zeit der Tolteken rund um die Stadt nach drei Seiten Mauern. Die vierte Seite hat die Karibische See als Schutz. Den bedeutendsten Einfluß haben aber die Städte Chichen Itzá, Mayapan und Uxmal.

Erst 250 Jahre später im Jahre 1441 gelingt dem König von Uxmal, Ah Xupan Xiu, mit seinen Verbündeten sich vom Joch der Cocom zu befreien. Mayapan wird dem Erdboden gleich gemacht. Somit blieb von Mayapan kein Stein auf dem anderen im Unterschied zu den anderen Städten. Die Adelsfamilie Chel mit Tecoh an der Spitze gründeten einen neuen unbedeutenden Staat.
Auf der Halbinsel Yucatán und angrenzenden Gebieten existieren jetzt 18 unabhängige Staaten. Nach der Zerstörung von Mayapan wird auch ohne jeden ersichtlichen Grund die Stadt Chichen Itzá von seiner Bevölkerung verlassen. Der Stamm der Itzá gründen auf einer Insel mitten auf einem See die Stadt Ta Itzá, die noch zweihundert Jahre nach Ankunft der ersten Europäer ihr eigenes Leben führte. Auch die Xiu verlassen die Stadt Uxmal und gründen die Stadt Mani.
Noch bevor die ersten Europäer die Halbinsel Yucatán betreten, bricht auf ihr eine verheerende Pestepidemie aus. Auch die Opfer von weiteren Jungfrauen in den cenot der verlassenen Stadt Chichen Itzá brachte keine Linderung. Der Zerfall ihrer Einheit, die Pestseuche sowie die mordenden Spanier brachten der Kultur der Yucatán-Maya das Ende.