Die Indianer Mittelamerikas - Die Tolteken, Hochkultur


Pyramide der ausgedehnten toltekischen Stadt Xochicalco im mexikanischen Staat Moreolos, dem Gott Quetzalcoatl geweiht, mit Relief verziert. In mehreren Wellen strömten Indianervölker aus dem Norden Mexikos in den Herrscherbereich Teotihuacans ein und vernichteten es. Dabei handelte es sich um das Volk der Tolteken und Völker, die sich ihnen anschlossen. Toltecatl wurde in aztekischer Zeit für den Begriff Erbauer und Künstler gebraucht. Der Name der Tolteken ist abgeleitet von den Namen ihrer Hauptstadt Tula oder Tollan.

Die Tolteken stammen aus dem Norden oder Nordwesten von Mexiko. Wie sie dort hießen, ist unbekannt. Aber sie sprachen wie alle anderen Völker des Nordens Nahuatl, die zur Sprache Zentralmexikos wurde. Die kriegerischen Tolteken sollen unter Führung Mixcoatls ("Wolkige Schlange") nach Zentralmexiko gekommen sein, wo sie sich zuerst in Colhuacan später in Tula niederließen. Nach einer mythischen Überlieferung soll Mixcoatl die Erdgöttin Chimalma geheiratet haben, aus deren Ehe stammt ihr im Jahre 947 geborener Sohn Topiltzin ("Unser Fürst eins Rohr"), welcher auch Quetzalcoatl genannt wurde. Quetzalcoatl war der Hohepriester des Kultes der "Gefiederten Schlange", der auch in Tula verehrt wurde. 980 bestieg er den Thron, nach dem er den Herrscher Actepanectl von Tula in einem Kampf besiegt hatte. Quetzalcoatls Geburtsdatum, das Datum seiner Thronbesteigung und sein Name sind in die Felsen von Cerro de la Malinche im mexikanischen Staat Hidalgo gemeißelt wurden. Er ist also die erste historisch belegte Gestalt Mexikos. Die Zeit seiner Herrschaft wird als jene Goldene Zeit des Landes bezeichnet als es dem Volk gut ging.

In dieser reichen Zeit muß es in Tula zur Rebellion gekommen sein. Der Gegner von Quetzalcoatl Tezcatlipoca ("Rauchender Spiegel") errang bei der Schlacht im toltekischen Schisma den Sieg. Quetzalcoatl mußte mit seinen Anhängern im Jahre 999 aus Tula fliehen.

Viele Gruppen der Tolteken folgten ihm. Ein Teil der Tolteken gelangten bis zur Halbinsel Yucatán und konnte die Herrschaft über einige große Maya-Städte erringen. Eine weitere Gruppe ließ sich in Oaxaca nieder, wo sie die Mixteken kulturell beeinflußten. Eine andere Gruppe der Tolteken zog bis in den Staat El Salvador, wo ihre Nachkommen, die sich Pipil nennen, noch heute Nahuatl sprechen. Die Tolteken haben die Völker dort wo sie hingezogen sind mit ihrer Kultur, ihren technischen Errungenschaften so wie ihrer traditionellen Kultur beeinflußt.

Nach dem Weggang Quetzalcoatls aus Tula sind aber einige toltekische Gruppen in der Stadt geblieben.

Im 11. Jahrhundert kam eine neue Königsfamilie. Ihr Gründer war Matlaxcóchitl ("Herr der 9 Blüten"), unter dessen Herrschaft eine 44-jährige Dürre herrschte. Letzter Nachfolger dieses Herrschergeschlechts war Huemac, der sich durch eine grausame Herrschaft auszeichnete und später durch seine Feinde auf rituelle Weise mit Pfeil und Bogen zu Tode gequält wurde. Nach seiner Opferung an die Götter kam es in Tula zum Bürgerkrieg bei dem Tula völlig zerstört wurde.

Eine andere Version ist: Die Tolteken aus Tula, die auch als Tula-Tolteken bezeichnet werden, siedelten sich im Mexiko-Tal in Colhuacan sowie in Tenuyuca an, die bis 1224 unter ihrer Herrschaft standen. Im 13. Jahrhundert beginnt die Macht der Tolteken ihren Einfluß zu verlieren. Die Chichimeken zerstören die Stadt Tula völlig (Anmerkung: Von wen Tula zerstört wurden ist, weiß man nicht genau. Es gibt eben mehrere mythische Überlieferungen aus jener Zeit.). Jedoch haben die Tolteken die Chichimeken, die Maya, die Azteken sowie die Bewohner einiger mittelmexikanischer Gebiete mit ihrer Kultur und Kunst maßgeblich beeinflußt. Den Teotihuacanern waren die Tolteken gefolgt. Beide Gruppen hatten aber prinzipielle Unterschiede. Die Teotihuacaner lebten völlig im Zeichen der Religion und widmeten sich dem Anbau des Maises.

Die Zeit der Tolteken war später als die der Teotihuacaner und war eine andere. Der bedeutendste König der Tolteken Quetzalcoatl hatte Frieden und Verständigung gefordert. Die Tolteken waren gute Künstler und Bildhauer, aber auch Soldaten und Krieger. In dieser Zeit entwickelte sich der Gebrauch von Pfeil und Bogen, aber auch Metall wurde für ihr Ausrüstung verwendet. Über die Kriegskunst der Teotihuacaner ist nichts bekannt. Überall wo der Einfluß der Tolteken zur Geltung kam, wurden Kriegskulte abgehalten.

In ihrer Plastik sind die Kolosse, die auch als Atlanten bezeichnet werden, zu nennen, die das Dach des Morgenstern-Tempels trugen. Es wurden aber auch Reliefs gefunden, auf denen Adler und Jaguare Menschenherzen verschlingen, was das Symbol der Krieger-Kaste symbolisiert.

Das Schicksal der Tolteken ist eng mit dem Schicksal der Stadt Tula verbunden. Über Tula gibt es mehr Nachrichten und Legenden als über jede andere Stadt der Mesa Central. Jedoch weiß man viel weniger über Tula als über die viel ältere Stadt Teotihuacan. Bis ins 20. Jahrhundert hinein war nicht einmal bekannt, wo Tula überhaupt lag. Dabei liegt im mexikanischen Staat Hidalgo nördlich von Mexiko City eine Stadt mit dem Namen Tula de Hidalgo, die Reste vorkolumbischer Zeit auszuweisen hat. Die Stadt Tula wurde stets woanders gesucht. Erst als 1940 Archäologen auf dem Hügel Cerro del Tesoro der Stadt Tula de Hidalgo Ausgrabungen ausführten, fand man die Stadt Tollan = Tula.

Tula war in ihrer Ausdehnung viel kleiner als die Stadt Teotihuacan. Während Teotihuacan die Wohnstätte der Götter und diesen gewidmet war, war Tula die Stadt der Krieger. Die Gebäude und Statuetten in Tula wurden zum Ruhm der toltekischen Toltekische Stele mit den auf allen vier Seiten eingehauchenen Relief des Kalenders. Das menschliche Gesicht tritt aus dem Maul einer gefiederten Schlange hervor. Krieger erbaut. Zur Zeit der Tolteken wurde der Kult und die Rituale immer militanter. Auch die Religion wurde immer grausamer und die Menschenopfer wurden zahlreicher. Die Stadt Tula existierte nur 400 Jahre und wurde nie fertiggestellt. Das markanteste Bauwerk der Stadt ist der Tempel des Morgensterngottes. Sie ist verziert mit waagerechten und abschüssigen Bändern und verkleidet mit Reliefplatten, die durch Zapfen verkleidet sind. Hervorstehende Steine beleben die Pyramide. Bei anderen Bauwerken ist mehr Wert auf die äußere Erscheinung gelegt wurden als auf die Haltbarkeit. Die Steine, die aus Trockenziegel bestanden, wurden ohne Verwendung von Mörtel übereinandergesetzt. Für die Architekturentwicklung hat Tula einen wesentlichen Beitrag geleistet, und zwar bei der Lösung der architektonischen Stützbalken.

Die Morgenstern-Pyramide in Tula war einst 28 Meter lang. Nur die vier Pfeiler in Form einer stehenden Figur, die mit Flachrelief verziert sind und das Säulengebälk trugen, sind erhalten geblieben. Sie besitzen eine Länge von etwa 5 Meter. Sie sind aus vier Basaltquadern zusammengesetzt worden und stellen Krieger mit Lanzen und Lanzenschleudern dar. Die Brust der Krieger ist von einem Schild bedeckt, dessen Rückseite die Sonnenscheibe darstellt. Plastische Details lassen sich nicht ausmachen, aber der Mund und die Augen bestanden aus Halbedelsteinen (wie bei Untersuchungen festgestellt wurde), welche deren Betonung verstärkten. Auch die Trägerpfeiler der Kolonnaden vor dem Heiligtum besitzen Flachreliefs, welche ebenfalls toltekische Krieger symbolisieren. Der Kopf und die Beine sind im Profil, der Körper ist nur zu drei Viertel im Profil dargestellt. Im Eingangsbereich der Vorhalle des Tempels standen zwei Säulen, die die Gestalt der Schlange hatten, bei welcher der Kopf auf dem Boden lag, während der Schwanz das Gebälk trug. Diese beiden Säulen waren zugleich Tempelwächter, die Eintretende drohend ihr Maul entgegenstreckten. Diese Elemente sind später nach der Besetzung Chichen Itzás auch dort zu finden. An den Wänden des Heiligtums verläuft ein Monumentalfries, auf dem die heiligen Tiere der Tolteken Jaguar, Kojote, ein Menschenherz fressendes Adlerpaar und die Götter der Tolteken sich abwechseln. Am Fuße der Pyramide stand eine vorn offene Pfeilerhalle mit den Massen 55 x 15 Meter. Durch Verwendung vieler Säulen sah man das Bestreben der Tolteken, das Innere eines Raumes Breite zu verleihen.

Bei der Herstellung von Plastiken zeigten die Tolteken eine außergewöhnliche Geschicklichkeit. Davon zeugt eine Keramikfigur des Gottes Xipe in Menschengröße. Kleinere Statuen wurden oft nur sehr roh gearbeitet. Die Töpferwarenerzeugnisse wurden von den Tolteken von anderen Gebieten eingeführt.

Eins dieser Erzeugnisse die Archäologen fanden, stammt wahrscheinlich aus Südmexiko aus der heutigen Stadt Chiapas und wird als sogenannte Mazapan-Keramik bezeichnet. Bei der Gestaltung dieser Keramikerzeugnisse herrschte rote Farbe vor und das Muster bestand aus parallelverlaufenden Wellenlinien. Ein zweites Erzeugnis das die Tolteken einführten, wird als Matlatzin-Keramik bezeichnet. Hier waren die Erzeugnisse mit kastanienroten Ornamenten bedeckt. Dickwandige Gefäße haben einen rauhen Boden, stehen auf drei Füßen und dienten zum Zerreiben der Chili. Die dritte Gruppe der Keramik, die man fand, wird der Bleiglanzkeramik zu geschrieben. Die mit Bleisalzen bearbeitete Oberfläche schillerte. Dieser Glanz der Glasur besaß aber keinen praktischen Zweck. Es wurden aber auch Gefäße gefunden, die besonders mit Weiß und Orange verziert waren.