Die Indianer Südamerikas - Antillen, Kuba, Hispanola
Auf den Antillen lebten einst eine von Florida herübergekommene Sammler- und Jägerbevölkerung, die Ciboney, die in Höhlen- und Felsverstecken wohnten und auf Westkuba ihre Muschelgeräte und Hammersteine als archäologische Fundstücke hinterlassen haben.
Nach ihnen kamen die Aruak (Aruaken), die wahrscheinlich bei einer Rückwanderungswelle aus Südamerika sich auf den Antillen niederließen. Sie zogen den Ackerbau der Fischerei vor und siedelten sich im Inselinneren an. Die Aruak waren auch die ersten Indianer des Gebiets, die 1492 Weiße unter Christoph Kolumbus sahen. Ihre Dörfer hatten dreitausend Bewohner und waren wie in Mexiko mit Ballspielplätzen ausgestattet. Häuptlinge, Anführer und ein Oberhäuptling regierten das in Dörfer, Distrikte und Provinzen eingeteilte Land. Es gab eine Drei-Klassengesellschaft, bestehend aus Adligen, Gemeinen und Sklaven. Die Objekte religiöser Verehrung wurden Zemis genannt. Sie symbolisieren Pflanzen-, Tier- und Menschengeister. Schamanen hielten in Höhlen öffentliche Gottesdienste ab, um mit den Zemis in Verbindung zu treten. Die Toten wurden begraben, jedoch ihre Köpfe in Körben im Hause aufbewahrt. In ihrer Kunst stellten die Aruak schöne Schildtrommeln und gutaussehende tierköpfige Reibsteine her. Typische Vertreter der Aruak waren die Taino von Puerto Rico und die Hispanola auf Haiti und Ostkuba, die es verstanden künstliche Bewässerungsgräben anzulegen und bitteren, süßen und ungiftigen Maniok anbauten.
Dafür benutzten sie einen feuergehärteten Grabstock, zur Verarbeitung ein Reibbrett und eine Maniokpresse. Nach dem Kommen der Weißen wurde vorrangig Mais angebaut. Weiterhin waren auch der Pfeilwurz und die Kartoffel Pflanzen, die kultiviert wurden. Ihr Wild waren kleine Nager, Eidechsen und Tiere aus dem Meer (Krebse, Fische, Schildkröten). Sie bedienten sich dabei womöglich einer südamerikanischen Praktik, und zwar dem Vergiften fischreicher Gewässer.
Zur Zeit als Kolumbus Amerika entdeckte, waren die Aruak zum größten Teil von den ebenfalls aus Südamerika herkommenden wilden Carib (Kariben) vertrieben worden. Deren Kultur glich denen der Aruak, war aber geistig mit den Stämmen des tropischen Waldgebietes verwandt.
Nach dem Kommen der Spanier wurden die Indianer der Antillen zu Sklaven gemacht. Als man sah, dass die Indianer unter der Zwangsarbeit dahinstarben, wurden Afrikaner eingeführt, welche nun die Arbeit verrichten mußten. Das gemeinsame Schicksal und der Zwang zur Arbeit brachte die Menschen zweier Erdteile einander näher. Bei dem berühmt gewordene Schiffbruch von 1675 konnten sich Negersklaven retten. Diese verheirateten sich mit Frauen der Kariben von St. Vincent (Kleine Antillen) und die Rasse der Carif oder Schwarzen Carib war gegründet. Die Heirat zwischen Negern und Indianern wurde bald eine häufige Erscheinung und heute gibt es auf der Insel Dominica authenische Abkömmlinge.