Die Indianer Südamerikas - Gran Chaco und Randgebiete
In der Mitte von Südamerika, bergumschlossen und nur nach Süden offen, liegt der Gran Chaco. Er wird im Nordosten abgegrenzt durch das brasilianische Bergland, im Westen durch die Anden und im Süden schließt sich die Pampa an. Der Name Gran Chaco ist von den Quechua-Wort chacú "die große Jagd" abgeleitet. Er wird durch drei große quer durchlaufende Flüsse durchflossen: im Norden der Pilcomayo, der Bermejo-Teuco in der Mitte und der Rio Salado im Süden.
Im Gran Chaco leben Völker von sieben Sprachgruppen: Guaicurú (Guaykuru), Mascoi, Lule-Vilela, Matacó, Zamuco und Splittergruppen der Aruak und Tupi-Guarani. Sie alle kannten die Töpferei, hatten die für Südamerika seltene Sitte des Skalpierens, die mit der Kopfverehrung der Bodenbauern zusammenhängt. Alle Chaco-Stämme, die in dieses Gebiet abgedrängt wurden, sind Sammler, Jäger und Ernter von Samen, Früchten und Knollen. Der Ackerbau war nur selten anzutreffen. Um ihre Nahrung zu erlangen, wurden lange schwere Grabstöcke, große Sammeltaschen und an einem langen Pfahl angebrachte Holzhaken zum Herunterbiegen von Zweigen bei der Algarroba-Ernte verwendet.
Die Pilaga, ein Stamm der Guaicurú, lebten an Flüssen und bedienten sich verschiedenen Netzformen beim Fischen. Die Verwendung von Fischgiften war unbekannt. Ihre Behausungen waren roh zusammengebaute Windschirme. Fellmäntel waren ursprünglich ihre Kleidung, später Wolldecken manchmal der Poncho der Anden. Sandalen war ihr Schuhwerk.
Kulturell wie auch geistig drangen die Einflüsse des Südens und des Ostens in das Gebiet der Chaco ein.
Die Völker der Chaco wurden nicht bekannt durch Juan de Solis, der 1516 am La Plata landete oder durch Ullrich Schmiedel der im 16. Jahrhundert über diese Indianer ausführlich schrieb, sondern durch ihre Missionierung und Erforschung durch die Jesuiten und somit Weltinteresse auf sich zogen. 1588 entstand in Paraguay der weltberühmte Jesuitenstaat, deren Urheber aus Südamerika wegen mancherlei Gründe verbannt wurden.
Das Pferd war für die Indianer der Chaco der zweite entscheidende Einschnitt im 17. Jahrhundert in ihrem Leben, welche sie in zwei Gruppen zerfielen ließ: die berittenen Stämme und die Stämme ohne Pferd. Zu den berittenen Stämmen gehörten die Abipón, Mocovi, Mbaya-Cadiueo und Payagua, die alle der Sprachgruppe der Guaicurú angehören, mit sich ausbildenden sozialen Schichten, wie Häuptlinge, Oberhäuptlinge und einer feierlichen Zeremonie des Lageraufbruchs. Zu den Fußindianern zählten Mataco (einschließlich Choroti, Ashluslay), Lule-Vilela, Chamacoco und weiter Stämme. Sie trafen sich während der großen Algarrobaernte. Ihre Häuptlinge wurden oft durch ihre überirdischen Fähigkeiten für ihr Amt qualifiziert. Auch der Schamanismus war für sie wichtig.
Für die Erntevölker war der Algarroba die Hauptnahrungsquelle. Der Ackerbau ist bekannt. Abneigung gegen ihn zeigten die berittenen Stämme, die ihre Nahrung durch Raub oder wie die Mbaya durch Tributforderungen sich verschafften. Der Anbau von Pflanzen hatte in der Chaco wenig Tradition. Jedoch die Zamuco lebten als Bodenbauern neben den Chamacoco, die Sammler und Jäger waren. Die Bodenbauern pflanzten Mais, Maniok, Bohnen, Kürbisse, Wassermelonen, Süßkartoffeln, Tabak, Baumwolle und Zuckerrohr auf den gerodeten Feldern an. Einige Stämme betrieben in geringen Umfang Viehzucht. Seit Ende des 17. Jahrhunderts züchteten sie Schafe und Ziegen. Als die Weißen kamen, nahmen sie die Tiere im Rahmen ihres Wanderlebens an, indem sie Rinder und Esel raubten.
Im Norden der Chaco leben Mitglieder großer Sprachfamilien, wie die Chiriguano der Tupi-Guarani-Sprachfamilie und die Chané, der südlichen Aruak-Sprachfamilie. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wanderten Guarani aus Paraguay quer durch den Chaco, um im Inkareich Gold und andere Schätze zu erbeuten. Vor den Feinden verborgen sie sich in der abgelegenen Wildnis, wo sie Felder anlegten, die Ernte abwarteten und dann weiter zogen. Im Norden der Chaco stießen sie auf die Ackerbau treibenden Chané. Sie vernichteten die Männer und heirateten die Frauen und erzeugten auf diese Weise eine Mischkultur aus Anden-, Aruak- und Guarani-Elementen. Sie waren zahlenmäßig den Chané, die ausgezeichnete Farmer waren, weit unterlegen, vermochten sie aber als Sklaven zu halten. Sie nahmen sogar die Kultur der besiegten Bodenbauern an.
Die Stämme die im Süden der Chaco lebten, sind heute verschwunden. Die nördlichen Stämme leben zum Teil noch nach ihrer alten Art.