Die Indianer in Südamerika - Die Gesellschaft der Inka


Im Inka-Staat "Tahuantinsuyu" gab es zwei diametral unterschiedliche Gesellschaftsschichten. Beide hatten voneinander einen extrem unterschiedliches Lebensniveau. Die einen waren die Vornehmen oder der Adel und die anderen der einfache gemeine sowie freie Bauer. Für einen zwischen ihnen existierenden sogenannten Mittelstand war kein Platz.

1. Gesellschaftsschicht - Die Vornehmen (Privilegierten), der Adel mit dem Herrscher an der Spitze

An der Spitze der Gesellschaft stand der absolute Herrscher der "Sohn der Sonne", der den Titel "Sapay Inca" trug. Er heiratete als Hauptfrau seine Schwester. Aus dieser Verbindung stammte der nachfolgeberechtigte Erbe, der allerdings nicht der erstgeborene Sohn sein mußte - der Herrscher suchte sich seinen Nachfolger selbst aus. Außerdem besaß er wie alle Vornehmen des Reiches eine große Anzahl von Nebenfrauen.

Im Inkareich gab es eine Reihe von gesellschaftlichen Klassen. Den hohen Adel bildeten vor allem Angehörige des Inka-Ayllus, die an ihren Rangabzeichen - großen Ohrgehängen - zu erkennen waren. Ihnen waren hohe Ämter in Verwaltung und Militär vorbehalten und sie erhielten vom Inka Auszeichnungen und Geschenke an Ländereien, Frauen und kostbare Kleidung. Eine Klasse unter ihnen stand die Klasse der "Curaca", die Fürsten oder Häuptlinge der unterworfenen Völker, denen je nach Stärke und Bedeutung ihres Stammes eine Funktion im Inka-Reich zugewiesen wurde.

Ferner gab es einen sogenannten Verdienstadel, der aus Leuten bestand, die sich durch bedeutende Leistungen hervorgetan hatten. Der Hauptbevölkerungsanteil lebte auf dem Lande. Sie gehörten in der Gesellschaft der Ayllu, der Verwandtengruppe an, deren Mitglieder ihre Existenz von einem gemeinsamen Vorfahren ableiteten, in einem bestimmten Wohnbezirk lebten und als Kollektiv Eigentümer der Dorfflur waren.

2. Gesellschaftsschicht - Der einfache, gemeine, freie Bauer - Hatun Runa

Dem Vornehmen stand der einfache, gemeine, freie Bauer mit extrem niedrigem Lebensstandard gegenüber. Dessen Gesellschaftsschicht stufte sich in 10. Altersklassen je männlich wie weiblich. Hier eine Übersicht:

1. Klasse
Neugeborene Jungen + Die kleinsten Mädchen gehörten zu diesen Altersklassen, die noch keine Pflichten hatten.

2. Klasse
Säuglinge und Kleinkinder bis 3 Jahre (Jungen) + Mädchen siehe 1

3. Klasse
Spielende Kinder". Bestand aus Knaben bis zum 9. Lebensjahr, die bereits bei leichteren Hausarbeiten mithelfen mußten. +
Mädchen, von fünf bis neun Jahren, mußten bei Hausarbeiten mithelfen und bestimmte Fertigkeiten erlernen. Einige wenige kamen in die Klöster der Sonnenjungfrauen und mußten als sogenannte Vestalinnen der Inka dienen.

4. Klasse
"Jene Jungen, die Vögel fangen". Die 9- bis 12-Jährigen Jungen +
Mädchen, von 9 bis 12 Jahren, wurden schon zu üblichen Landarbeiten wie Kräutersammeln und in die Kunst des Webens eingeführt.

5. Klasse
Jünglinge, von 12. bis zum 18. Lebensjahr, die als Lamahirten eingesetzt wurden. +
Frauen, von zwöf bis achtzehn Jahren, die noch bei ihren Eltern lebten. Sie mußten ihre Keuschheit bewahren, sonst hätte man sie mit dem Tod bestraft. Die schönsten und intelligentesten Mädchen kamen in die Klöster der Sonnenjungfrauen.

6. Klasse
Saia Paiac = 18. bis zum 25. Lebensjahr. Männer in dieser Altersgruppe wurden zum Wehrdienst heranzogen oder wurden als Kurier, als Meldeläufer - dem Casqui auf Quechua - des Postdienstes des Reiches eingesetzt. +
Frauen erwarben mit achtzehn Jahren das Recht zu heiraten. Während ein Mann verpflichtet war, eine Frau zu heiraten, wollte eine Frau lieber die Kebsfrau eines Würdenträgers werden.

7. Klasse
Diese war die bedeutendste Altersklasse der Männer, die 25- bis 50-Jährigen. Sie waren die echten Bürger des Staates - die Purice. Sie waren die Steuerzahler des Staates, die kein Geld zahlen mußten, sondern durch ihre Arbeit die Schuldpflicht beglichen. +
Frauen, von achtzehn bis dreißig Jahren, gehörten zu dieser Altersklasse. Wenn sie keinen Lebenspartner fanden, konnten sie zuweilen die Konkubine eines hohen Staatsbeamten werden.

8. Klasse
Männer, vom fünfigsten bis achtzigsten Lebensjahr, mußten auch noch arbeiten, aber weniger körperlich anstrengende Arbeit, wie beispielsweise die öffentliche Erziehung der Jugend ihrer Gemeinde, verrichten. +
Frauen, von dreißig bis fünfzig Jahren, die unverheiratet waren, gehörten zu dieser Altersklasse.

9. Klasse
Männer über dem achtzigsten Lebensjahr, Greise gehörten dieser Altersklasse, die auch als Schlä,fer bezeichnet wurden, an. Ihre vornehmliche Beschäftigung sagt schon diese Bezeichnung. +
Frauen, zwischen dem fünfzigsten und achtzigsten Lebensjahr.

10. Klasse
Diese Altersklasse war altersmäßig nicht genau definiert. Ihnen gehörten Kranke und körperbehinderte Männer angehörten. +
Zu dieser Altersstufe gehörten Frauen, die selbstständig, aber altersmäßig nicht genau definiert und invalid waren.