Kultstätten der nordamerikanischen Indianer
Die Kultstätten im Einzelnen

An diesen Kultstätten wurden Zeremonien der Danksagung, Geisterbesänftigungen wie auch Initiationsriten, Visionssuche und Begräbnisse abgehalten. Die gesamte Umgebung wurde von den Indianern in Ehren gehalten, damit die Geister, welche an diesen Orten sich aufhielten, nicht erzürnt worden.
Von den Indianern wurden besonders die mythischen Kräfte der Natur geehrt und die bösen Mächte beschworen. Der Church Rock im US-Bundesstaat Utah wurde von Schamanen aufgesucht, um an diesem Ort Visionen zu bekommen. Der Stek-ya-den in British Columbia (Kanada) war nach der Mythologie der Nordwestküsten-Indianer eine Stätte der Vergeltung und des Todes. Der Gipfel des Big Foot Pass in den Badlands im Bundesstaat South Dakota besaß ebenfalls für die Indianer dieser Gegend mythische wie auch heilige Bedeutung. Die Berge der Sierra Nevada waren für die Maidu heilig. Eine spirituelle Stätte der Lakota war der Bear Butte (Abbildung auf der Dakota-Seite).
Aber auch die Vorfahren der heutigen Stämme besaßen heilige Orte. Der Chelly Canyon in Arizona wurde von den Anasazi als heilige Stätte verehrt. Dieser Ort wurde später von den Pueblo-Indianern - den Hopi und Navajo - weiter verwendet. Am Crooked River in Oregon gab es Kultstätten, wo man heute noch die Petroglyphen, der hier ansässigen Indianer bewundern kann. Bereits zwischen 850 bis 1150 n. Chr. gab es am Missouri bedeutende Kultzentren der sogenannten Mississippi-Kultur. Hier waren mehr als 100 Pyramiden, Tempel und Grabhügel errichtet worden. Die bekannteste Metropole war Cahokia mit 20.000 Einwohnern nahe dem heutigen St. Louis im US-Bundesstaat Illinois.
Ein weiterer heiliger Ort war der Pipestone (= Pfeifenstein) - ein heiliger Steinbruch in der Prärie du Chien oder der Côteau des Prairies im heutigen US-Bundesstaat Minnesota. Er diente als Weihe- und Wallfahrtsort und galt als Land des Friedens. Der Pipestone war die Heimat der Yankton-Dakota. George Catlin kam 1837 zum heiligen Steinbruch nach dem das neuentdeckte Mineral - der Catlinit - benannt wurde. Siehe Kasten direkt hier darunter.
Georg Catlin war Maler aus Pennsylvania. Er wurde am 26. Juni 1796 in Wilkesbarre
geboren und starb ein Tag vor Heiligabend des Jahres 1871. Georg Catlin bereiste die
Prärien und Plains von 1832 bis 1840 und malte auf Leinwand den Alltag, das
Schicksal sowie Häuptlingsporträts der Indianer des Westens. Ferner beschrieb
er das Leben der Indianer. Seine Bilder wurden auf Wanderausstellungen auch in Europa
gezeigt. Diese Ausstellungen begleiteten Indianer. Er befürchtete 1832, dass durch
den Fortschritt das wilde Land westlich des Mississippi bald von den Weißen
überflutet werden würde. Catlin schlug deshalb vor, die Großen Ebenen
durch bestimmte, weitreichende Schutzmaßnahmen des Staates als grandiosen Park zu
erhalten. Die Nation war mit der Entwicklung beschäftigt und die meisten Amerikaner
waren nicht bereit seine Gedanken zu teilen.
Pipestone, der heilige Steinbruch

In ihrem Innersten glaubten die Befähigten das Klopfen der weiblichen Schutzgeister zu hören, was das Betreten des Steinbruches bedeuten würde. Am anderen Morgen näherten sie sich dem heiligen Ort unter langsamen rhythmischen Gesang und mit der für diese Zeremonie typischen Kleidung. An der Stelle, wo der rote Catlinit gebrochen werden sollte, warf der Schamane Kinnikinik (Tabak) in die Luft und auf den Boden, erhob seine Pfeife zur Sonne und in alle vier Himmelsrichtungen. Erst nach dieser Zeremonie durfte Gegraben werden. Die über dem Pfeifenstein befindliche Porphyrschicht wurde freigelegt. Der Schamane hob einen großen Brocken des Pfeifensteines hoch und ließ ihn fünfmal auf den Boden fallen, währenddes er ein rituelles Lied sang. Wenn die Absichten der Auserwählten rein waren, so riß der Stein, waren sie falsch und unaufrichtig, so würde Manitou und Wakonda den Pfeifenstein hart werden lassen und er würde sich nicht brechen lassen. Nach diesem Ritual wurden die Zelte aufgestellt und die Arbeit des Steinbrechens begann. War der Bedarf an Steinen gedeckt, schloß man die Bruchstelle und der heilige Steinbruch wurde mit einer Zeremonie verlassen. Sobald man danach im heimatlichen Dorf angekommen war, wurde ein Dankesfest veranstaltet und die Steine den Personen übergeben, die berechtigt waren, Pfeifenköpfe herzustellen.
Das Land des heiligen Steinbruchs ist flach und hohe Gräser verdecken den Zugang. Nur Sachkundige erkennen den Standort, da die Bruchstellen nach dem Brechen des Steins immer wieder verschlossen wurden. Für das Bedecken des Steinbruchs werden von den Indianern rituelle Gründe angegeben, aber wenn der Stein nicht wieder zugedeckt werden würde, trocknete er aus und eine Bearbeitung wäre unmöglich. Die Bruchstelle durfte auch von keinem anderen angetastet werden.