Die Indianer Nordamerikas - Die Piégan, Prärie-Stamm

Hier mußten sie sich den ständigen feindlichen Berührungen mit Büffeljägerstämmen erwehren, die bereits Pferde hatten und ihnen ihr Land streitig machen wollten. Diese Stämme fielen in das Gebiet der Süd-Piégan ein und brachten den mit Pferden unerfahrenen Blackfoot-Stämmen eine schwere Niederlage bei. Nun überfielen die Piégan ihrerseits ihre überlegenen Nachbarn und raubten soviele Pferde, dass ihre Krieger ab diesem Zeitpunkt an beritten waren und noch eine eigene Pferdezucht aufbauen konnten. Kurze Zeit später waren die Piégan ihren Nachbarn, was die Zahl der Pferde und in Hinsicht was die Taktik zu Pferde betraf, weit überlegen. Aber nun fiel ein neuer Feind in das Stammesgebiet der Nord-Piégan ein, und zwar die Cree und Assiniboin. Diese waren mit Gewehren ausgerüstet, hingegen die Blackfoot-Stämme immer noch mit Pfeil und Bogen, Tomahawk und Lanze kämpften. Diesen Rückstand in der Bewaffnung glichen aber die Piégan durch ihre Reitkunst wieder aus. Erst als die Cree und Assiniboin die gesamte Nordgrenze angriffen, wurde die Lage der Piégan ernst, aber die vereinigten Blackfoot-Stämme konnten die Übergriffe erfolgreich abwehren. Nachdem sie Waffen erbeutet bzw. eingetauscht hatten, gingen sie zum Gegenangriff über und konnten die feindlichen Linien durchbrechen.
Der mächtige Stamm der Süd-Piégan dehnte nun seine Raubzüge bis auf die Westseite der Rocky Mountains aus, da die hier beheimateten Stämme nur wenige Gewehre basaßen.
Um das Jahr 1820 drangen weiße Trapper in das Gebiet der Süd-Piégan ein (das Stammesgebiet der Süd-Piégan erstreckte sich von dem kanadischen Staat Alberta bis in den Norden des US-Bundesstaates Montana hinein), welche sofort angegriffen wurden. Die Piégan wurden von kanadischen Pelzhändlern, die in ihrem Stammesgebiet Pelzhandelsstationen errichtet hatten, in dieser Hinsicht unterstützt - standen doch hohe Verluste auf dem Spiel.
Bei Überfällen in den Jahren 1836, 1845 und 1857 auf ihre Feinde, wurden die Blackfoot von einer Blatternepidemie heimgesucht. Dabei wurde ihre Anzahl von 10.000 Personen auf ein Drittel dezimiert. Gegenüber den Weißen wurden sie stark geschwächt, aber ihre indianischen Feinde hatten auch unter der Seuche stark zu leiden, weshalb die Piégan ihren Einfluß behaupten konnten. Aber nicht nur die Blattern hatten den Blackfoot-Stämmen stark zugesetzt, sondern auch der aus den Vereinigten Staaten illegal eingeführte Alkohol, der in Kanada verboten war. Schwarzhändler verleiteten die Piégan von den weißen Ranchern Pferde und Rinder zu rauben und gegen Alkohol einzutauschen. Die Häuptlinge waren zwar strikt gegen den Alkoholmißbrauch, aber die Krieger verweigerten ihr Gehorsam. Im Norden von Montana wurde für die Süd-Piégan eine Reservation eingerichtet, aber der Verwalter war gegen die Ausschreitungen machtlos. Im Jahre 1868 griffen die Bewohner Montanas zur Selbsthilfe, um die Ordnung wieder herzustellen. Für sie waren die Süd-Piégan die Schuldigen, da sie in ihrer Nähe wohnten und deshalb auch für die Überfälle ihrer nördlichen Stammesverwandten gerade stehen mußten.
Im Morgengrauen des 23. Januar 1870 überfielen Soldaten der zweiten Kavallerie unter Colonel Baker aus Fort Ellis das friedliche Lager der Süd-Piégan unter Führung von den Häuptlingen Bear Chief und Red Horn im Mariastal. Bei diesem Massaker wurden 173 Süd-Piégan ermordet, nur 9 entkamen diesen Gemetzel.
Es traf die Süd-Piégan aber noch schlimmer, denn im gleichen Jahr des Massakers brachen erneut die Blattern aus. Damit war die Macht der Süd-Piégan gebrochen. Sie unterwarfen sich nun den Vereinigten Staaten und waren einverstanden, nie wieder die Grenze in Richtung Kanada zu überschreiten.
Ein neueingesetzter Regierungsbeauftragter stellte die Macht der Häuptlinge wieder her. Mit dieser Entscheidung wurde der Stamm der Piégan vor dem endgültigen Untergang gerettet. Aber mit der Vernichtung der Büffel im Jahre 1883 starben viele Piégan an Hungersnot. Die Häuptlinge konnten aber ausreichende Lebensmittelrationen besorgen, womit diese Not überwunden werden konnte.
Die Anzahl der Süd-Piégan stieg ab 1900 wieder an und im Jahre 1937 war ihre Zahl auf 2.250 Stammesangehörige wieder gewachsen. Die Nord-Piégan hingegen lebten mit ihren Vettern, den Blood, und den nördlichen Blackfoot in Reservationen in Kanada. Sie paßten ihre Lebensweise der der Weißen an. Sie beendeten ihre Überfälle nach Montana erst um das Jahr 1885. Sie hatten aber nicht nur die Siedler überfallen, sondern stellten auch dem Büffel nach, den es in Montana bis 1883 in ausreichender Anzahl noch gab.