Die Indianer Nordamerikas - Die Irokesen-Liga
Bevor die Weißen Nordamerika - die Neue Welt - betraten, gründeten die Irokesen die fünf Nationen, ihre berühmte Liga - die sie "Großer Friede" nannten. Deganawida - ein großer Prophet - hatte die Vision, dass die Spitze eines Tannenbaumes durch den Himmel in das Land des Herrs des Lebens reichte. Der Baum sollte die Bruderschaft aller Stämme und seine Wurzeln die fünf Nationen der Irokesen darstellen. Auf der Spitze sollte ein Adler sitzen, der nach Feinden Ausschau halten sollte, die den Frieden verletzen wollten. Deganawida wollte den Frieden als Weltbund. Seine Lehre stützte sich auf den religiösen Idealismus und seine Anhänger sollten drei Prinzipien praktizieren:
- Gesundheit an Leib und Seele - und Frieden zwischen den einzelnen und den Stämmen
- Rechtes Betragen und gute Gedanken - und Gerechtigkeit und Achtung der Menschenrechte
- Bereitsein zur Verteidigung - und Bewahrung und Stärkung der geistigen Kraft Orenda
Sein erster Anhänger war Hiawatha, dessen Hauptverdienst es war, eine brauchbare Sprache geschafft zu haben. Hiawatha, ein Staatsmann, vereinigte um das Jahr 1570? die Onondagas, Oneidas, Senecas, Cayugas und Mohawks in einer wirklichen Union, der Liga der Irokesen. 1715 traten die Tuscarora der Liga bei, die nahe dem Cherokee-Land gelebt hatten und nach Norden gewandert waren, um den Angriffen der Weißen zu entgehen. Die Liga besteht seit mehr als 400 Jahren und bewährt sich heute noch.
Innerhalb der Liga wurde die Blutrache beendet, in dem für einen Mord eine bestimmte Buße festgelegt wurde. Gab es Streit zwischen zwei Mitgliedsstaaten, den sie selber nicht beilegen konnten, wurde der Rat eingeschaltet. Hiawathas Verfassung verband unabhängige Stämme, die vor der Welt als vereint auftreten konnten. Der Rat der Liga mischte sich nicht in die inneren Angelegenheiten eines Stammes ein. Als die Verfassung der Vereinigten Staaten ausgearbeitet wurde, sahen sich die Politiker den gleichen Problemen der Vereinigung von selbständigen Staaten gegenüber wie einst die Irokesen. Deshalb sind auch Ideen der Liga der Irokesen in die Verfassung der Vereinigten Staaten aufgenommen wurden.
Die Irokesen-Liga hielt durch die feste innere Bindung zwischen den eng verknüpften Sippen. Nach außen erschien die Liga als Konföderation von fünf später sechs Stämmen. Die Liga war nach ihrer politischen Struktur eine Mischung von Rätesystem und Oligarchie. Ein Häuptlingsrat übte die Regierungsgeschäfte aus. Die wichtigsten Entscheidungen, die alle Nationen betrafen, wurden vom Bundesrat entschieden. Frauen- und Kriegerräte hatten nur beratende Funktion.
In den Bundesrat delegierten die Fünf Nationen 50 Sachems. Diese 50 Sachems waren im Rang und in der Autorität ebenbürtig. Die Sitze in diesem Rat waren wie folgt verteilt: die Onondaga erhielten 14 Sitze, die Cayuga 10, die Mohawk wie auch die Oneida 9 und die Senaca 8 Sitze. Die Abstimmung im Bundesrat erfolgte stammweise, weshalb die Anzahl der Sitze hierfür bedeutungslos war. Jede Nation besaß ein Vetorecht, denn für jeden Beschluß war Einstimmigkeit unerläßlich. Wurde einmal keine Einigung erreicht, hatten die Onondaga das Recht für eine Einigung zu sorgen oder zwischen den Fraktionen zu vermitteln. Brachte dies keinen Erfolg konnten sie das Thema von der Tagesordnung streichen. Die Sachems des Rates waren auch die Sachems in ihren eigenen Stammesräten, die von den Matronen einer Großfamilie auserwählt worden waren. Neben dem erblichen Bundesrat der 50 Sachems entstand später noch eine Art Unterhaus, in welches verdienstvolle Persönlichkeiten gewählt wurden, wie berühmte Redner, angesehene Krieger oder sogenannte bürgerliche Staatsmänner aller fünf später sechs Nationen. Diese Abgeordneten der Bürgerschaft erhielten den Titel Fichten. Bei Entscheidungen des Bundesrates durften sie anwesend sein, hatten aber kein Stimmrecht und ihr Titel war auch nicht erbbar. Ihren Ratschlägen wurde trotz alledem große Bedeutung beigemessen.
Die Versammlungen fanden jährlich im Herbst im Hauptort der Onondaga statt. An diesem Ort kam auch unter Vorsitz von Hiawatha die erste verfassungsgebende Versammlung zustande. Gab es außergewöhnliche Vorfälle konnte jede der fünf Nationen den Rat der Irokesen-Liga einberufen. Diese Beratungen wurden dann aber nicht immer im Hauptort der Onondaga angesetzt.
Die Tagungen wurden in sogenannten Langhäusern abgehalten. Bevor jedoch eine solche Sitzung des Bundesrates begann, wurde erst eine spezielle Zeremonie ausgeführt:
Die Sachems traten getrennt nach Stamm in Gänsemarsch auf den Beratungsplatz und ordneten sich hier zu einem geschlossenen Kreis. Nachdem dieser Kreis dreimal die Runde gemacht hatte, entzündeten die Onondaga das Ratsfeuer und der Kreis der Sachems machte nochmals drei Kreise um das Feuer. Ein jeder der Sachem drehte sich während dieser Umkreisung des Feuers mehrmals um die eigene Achse. Mit diesen Drehungen setzte der Sachem all seine Körperseiten der Wärmequelle aus, was Einigung und ewigen Freundschaft symbolisieren sollte. Jeder der Sachem legte daraufhin seinen Mantel ab und setzte sich darauf. Der Zeremonienmeister entzündete nun die Friedenspfeife - auch Calumet genannt - und rauchte dreimal - einmal zum Zenit, das zweite Mal zur Erde und der dritte Zug galt der Sonne.
Mit dem ersten Zug bedankte er sich beim Großen Geist, dafür, dass er noch lebte und der Ratsversammlung beiwohnen kann.
Mit dem zweiten Zug dankte er der Mutter Erde für die Erzeugnisse der Natur.
Sein dritten Zug galt der Sonne. Er drückte damit seinen Dank für das nie versagende Licht aus.
Er gab das Calumet seinen Nebenmann und es machte die Runde. Gab es nach einer Beratung eine Einigung, so tauschten die Sprecher der Nationen ihre Wampumgürtel aus und sagten bei der Übergabe die Worte "Meine Worte bewahrt dieser Gürtel".
Durch diese Liga wurden die Irokesen die stärkste und schlagkräftigste Streitmacht des Ostens. In historischer Zeit waren die Krieger der Irokesen besonders wild, grausam und tapfer und führten viele Kriegszüge gegen ihre Nachbarn durch. Die Stämme der Irokesen-Sprachfamilie wurden aufgefordert der Liga beizutreten. Weigerten sich die Stämme, wurden sie vernichtet.
Der "Große Friede" stellt den irokesisch gemeinten Frieden dar, bei dem die Liga an der Spitze stehen sollte. Die Tuscarora sind als einziger gleichberechtigter Stamm in die Liga aufgenommen wurden. Sie mußten sich zuvor jedoch mehrere Jahre lang in einer untergeordneten Stellung bewähren. Weitere Stämme, die in die Liga aufgenommen werden wollten, wurde gesagt, dass sie nur Rechte wie Frauen oder Kinder erhalten würden, die Männer keine Krieger mehr sein dürften und der Liga unterstehen sollten. Alle Stämme lehnten diesen Frieden ab, außer die Delawaren, die von den Weißen aus ihrer Heimat vertrieben wurden waren und nun Schutz suchten.
Der "Große Friede" wurde durch einen Krieg erreicht. Kämpfe zwischen Mitgliedstämmen und außerhalb des Bundes Stehende, die um den Einfluß eines ertragreichen Pelzhandel kämpften, erschwerten das Leben der Irokesen. Aber auch Kämpfe mit Franzosen und Holländern, zwischen Franzosen und Engländern um die Herrschaft Nordamerikas hatten ihren Einfluß. Bei diesen Kämpfen standen den Engländern im Norden die Irokesen und im Süden die Creeks als Bundesgenossen zur Seite.
Die Irokesen überfielen nach ihren Gesetzen nur Stämme, denen der Rat den Krieg erklärt hatte. Da für einen jungen Mann der Krieg der Weg zum Ruhm war, hörten die kriegerischen Auseinandersetzungen nicht auf. Überfälle wurden von kleinen Gruppen oder von nur einem Mann durchgeführt, die Ruhm erlangen wollten.
Als es wegen Konflikten beim Pelzhandel und bei Machtplänen zwischen England und Frankreich zum Krieg kam, konnten die Irokesen Armeen von 500 bis 1000 kampferprobten Kriegern ins Feld führen. Solche Heere waren niemals in diesem Teil der Welt vorher gesehen wurden. Die Algonkin-Stämme und die irokesischen Huronen wurden von den Franzosen unterstützt. Die Irokesen konnten aber einen Stamm nach dem anderen besiegen. Überlebende und die Reste von Stämmen wurden in den Irokesen-Stamm aufgenommen oder blieben im eigenen Stammesgebiet. Das Irokesenreich erstreckte sich kurz vor der Amerikanischen Revolution im Süden bis Tennessee und im Westen bis Illinois. Stämme, die noch weiter entfernt lebten, waren den Irokesen ergeben. Die Irokesen-Liga kämpfte auf seiten der Engländer im französisch-indianischen Krieg. Sie unternahm Überfälle in den Bundesstaaten Pennsylvania und New York und band somit die Kräfte von Hunderten amerikanischen Soldaten, die eigentlich zum Schutz abgestellt waren. Die Kolonialtruppen waren aber nur solange die Freunde der Irokesen solange sie unter britischen Rechtssprechung standen. Nach der Revolution wurden die englischen Kolonialtruppen Amerikaner. Die Irokesen lernten erstmals für eine kurze Zeit die Greueltaten kennen, die sie gegen die Franzosen und Algonkin geduldet hatten.
Die Engländer boten den Irokesen nach Beendigung der Revolution Schutzgebiete in Kanada an. Viele Irokesen nutzten diese Gebiete, aber die meisten von ihnen blieben in ihrer Heimat. Einige Wampumgürtel gingen mit nach Kanada, andere blieben in der USA, weshalb es heute zu Streitigkeiten kommt, welche Gruppe den Rat der Liga einberufen kann. Georg Washington schloß mit der Irokesen-Liga einen gerechten Frieden, was sich 1812 auszahlte, als Tecumseh eine Allianz der Stämme zwischen Ohio und Mississippi mit Unterstützung der Engländer bildete und den Norden der Vereinigten Staaten bedrohte. Die Irokesen traten dieser Allianz nicht bei, da zwischen ihnen und den Engländern keine Allianz mehr bestand und sie der neuen Nation ihr Wort gegeben hatten. Wären die Irokesen dieser Allianz beigetreten, hätten sie und die Allianz den nördlichen Teil der USA eingenommen und der Krieg wäre anders verlaufen.
Im 19. Jahrhundert mußten die Irokesen einen großen Teil ihres Landes abgeben, wurde ein Teil nach Oklahoma und Wisconsin umgesiedelt und der Rest etwa 10.000 Personen blieben im Staat New York. Bewußte Irokesen halten sich noch heute an die Traditionen der Irokesen-Liga.