Die Indianer Nordamerikas - Geschichte im 17. Jahrhundert


Die Indianer von 1600 bis 1699

Im 17. Jahrhundert beginnt eine europäische Offensive auf Nordamerika. In der Chesapeake Bay gehen 144 Engländer an Land. Sie werden von Kapitän John Smith angeführt. Sie sind es auch, die die erste englische Siedlung auf amerikanischen Boden Jamestown gründen. Ein Jahr später landen an der Stelle wo heute Quebec liegt Samuel de Champlain aus Saintonge mit Pionieren und reformierten Franziskanern und errichten einen Stützpunkt. Die ersten Missionare sind bemüht die Algonkin zu bekehren, welche öfters den Stützpunkt besuchen.

Der englische Seefahrer Henry Hudson segelt im Auftrag der Ostindischen Kompanie (1599 gegründete Handelsmonopol für den Ostindienhandel) den nach ihm benannten Fluß hinauf. Er war es auch, der die Holländer veranlaßt, die Insel Manhattan zu besetzen. Auf seiner Initiative wurde das Fort Albany gründet, welches durch den Pelzhandel an Bedeutung gewinnt.

1620 landen am Cape Cod 200 Puritaner (sie wurden von den Stuart-Königen verfolgt, weil sie einer streng religiösen Minderheit, den Presbyterianer angehörten), mitten im Gebiet der Pawtuxet. In diesem Gebiet herrscht ein rauhes Klima und viele sterben in den ersten Wochen durch Skorbut. Doch der Indianer Squanto rettet sie vorm sicheren Hungerstod und wird ihr Dolmetscher. Er brachte ihnen bei, wie man Mais sät, Fische fängt und Nahrungsmittel sammelt.

Die Indianer sind bemüht um die weißen Siedler. Doch die Kolonisten fordern von den Indianern sich als Untertan des englischen Königs zu betrachten. Die Indianer verweigern aber den Gehorsam. Der Anführer der Powhatan-Konföderation Wahunsonacook lehnt die Geschenke, die ihm der englische König Karl I. schickt, ab und beansprucht die Freiheit seines Volkes. Als im Jahre 1608 John Smith, der Gouverneur der Kolonie, mit dem Strick um den Hals vor die Indianer geschleppt wird, erwartet er den Tod. Doch die Tochter des Häuptlings, Pocahontas, bittet für ihn um Gnade, die gewährt wird. John Smith nimmt die zwölfjährige Pocahonta bei Jamestown zur Frau. Mit diesem Akt will der Häuptling den Weißen zu verstehen geben, daß er den Wunsch nach einem friedlichen Zusammenleben beider Gemeinschaften hat. Sie dient zwischen der Kolonie und den Indianern als Diplomatin und kann auf diese Weise wichtige Informationen über die Kolonie an ihren Vater weitergeben. Die Kolonisten aber benötigen Nahrungsmittel und haben keinen Skrupel Indianerdörfer zu überfallen. 1610 spitzt sich die Situation zu als zwei Kolonisten ermordet werden. Als Vergeltungsmaßnahme brennen die Engländer zwei Indianerdörfer nieder und massakrieren Frauen und Kinder. Auf die Kränkungen und Plündereien der Weißen antwortet die Powhatan-Konföderation im März 1622 mit einem Angriff auf die weiße Siedlung und töten 350 Engländer. Ab diesen Zeitpunkt herrscht Kriegszustand. Die Siedler verteilen an die Indianer vergifteten Alkohol und ermorden Frauen und Kinder. Indianische Unterhändler werden angegriffen bis die Konföderation stark dezimiert 1646 einen Vertrag unterzeichnen und einen Teil ihres Stammesgebietes an die Kolonie abtreten. Die Überlebenden werden unter strenge Kontrolle gestellt und erhalten die Erlaubnis sich jenseits der Kolonie in einer Reservation aufzuhalten.

Weitere Puritaner waren in einem Gebiet gelandet, wo zwei Algonkin-Stämme, die Narraganset und Wampanoag lebten. Der Häuptling der Wampanoag, Massasoit schließt einen Vertrag mit den Engländern ab, der Frieden zwischen beiden Parteien bringen soll. In diesem Vertrag sehen die Puritaner die Möglichkeit nicht Frieden zu erhalten, sondern ihre Kolonie zu erweitern. Die Puritaner dringen 1630 in das Land der Massachuset ein. Jedoch zu Kämpfen kommt es nicht, da die Massachuset einer Pockenepidemie zum Opfer fallen. In der Folgezeit kommt es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Engländern und Indianern bei denen 1636 ein Hauptmann ermordet wird. Diese Ermordung löst den sogenannten Pequot-Krieg aus. Da die Pequot-Indianer die Mörder nicht ausliefert, werden sie von den Engländern unterworfen. Die Engländer unternehmen außerdem eine Strafexpedition gegen ein Dorf am Mystic River und metzeln die Bewohner schonungslos nieder. Einige Jahre später werden die Narragenset unterworfen, weil sie ihr Gebiet und sich selbst nicht Karl I. von England unterstellen wollen. Die guten Beziehungen zwischen den Engländern und den Wampanoag verschlechtern sich erheblich als der Sohn Massasoits, Wamsutta Land an Siedler verkaufen will, was die Engländer verwehren und er später auf mysteriöse Weise stirbt. Der Bruder von Wamsutta, Metacomet, der auch der Nachfolger von Massasoit wird, ist der Anführer des im Jahre 1675 bedeutendsten Indianeraufstandes gegen die Engländer, der als König Philipp-Krieg in die Geschichte eingeht. Im August 1676 wird das Heer König Philipp, wie die Engländer Metacomet nannten, von den Puritanern und ihren Verbündeten den Mohawk und Mohikanern, die die Feinde der Algonkin waren, vernichtend geschlagen.

Die Huronen nehmen schnell die Waren der Europäer an. Sie benutzen Dampfkessel und sind in der Lage aus einem Stück Eisen Messerklingen, Ahlen und Schrott für ihre Gewehre herzustellen. Zwischen 1660 und 1670 lernen sie Eisen zu formen und 1676 sogar Gewehre zu reparieren.

Bei den Huronen, die am Lake Huron und am Lake Simcoe ihre Dörfer haben, lassen sich am Sankt-Lorenz-Strom die Franzosen nieder, mit denen die Huronen ein Bündnis schließen, um vor den Angriffen der Irokesen mehr Schutz zu bekommen.

Die Irokesen ihrerseits, die im 16. Jahrhundert die Vereinigung der Fünf Nationen (Cayuga, Mohawk, Oneida, Onondaga, Seneca) gründeten, verlassen auch in diesem Jahrhundert den Sankt-Lorenz-Strom, um sich vor den Krankheiten der Europäer zu schützen. Sie siedeln sich südlich des Sankt-Lorenz-Strom und am Lake Ontario an. Sie gehen ein Bündnis mit den Holländern ein.

Die Huronen dienen als Zwischenhändler im Pelzgeschäft zwischen den Franzosen und Algonkin. Die Irokesen ihrerseits empfehlen sich als Zwischenhändler zwischen Holländer und Algonkin. Beide Parteien versuchen ihre Konkurrenz auszuschalten. Die Irokesen sorgen dafür, dass die Holländer nur noch von ihnen Felle kaufen. Als Gegenleistung erhalten die Irokesen Waffen und Munition und sind in wenigen Jahren der gefürchtete Stamm des Ostens von Nordamerika.

1630 bricht der sogenannte Irokesen-Krieg aus. Die Mohawk greifen die Algonkin von Ottawa an und führen zehn Jahre später Krieg gegen die Franzosen und ihre Verbündeten am Sankt-Lorenz-Strom. Die Irokesen-Konföderation beginnt die Macht der Huronen zu vernichten, in dem sie das Pelzhandelsgeschäft unter ihre Kontrolle bringen will. Dazu werden Kanus der Huronen angegriffen und die Insassen getötet. Die Kriegszüge der Irokesen werden immer weiter ausgedehnt. Sie reichen nun vom Atlantik bis an die Großen Seen. Ein Huronendorf wird nach dem anderen überfallen, die Ernte vernichtet, Frauen und Kinder gefangengenommen und die Krieger auf bestialische Weise zu Tode gequält. Die Überlebenden ziehen nach Quebec oder ziehen in Gebiete, die weiter westlich liegen. In den Wintermonaten zwischen 1649 und 1650 überfallen die Irokesen Ontario und rotten 1650 die Eries (Eries lebten im Biber reichen Ohiotal) aus. Der Wille der Vormachtstellung der Irokesen bringt dem Osten von Nordamerika über fünfzig Jahre Krieg. Ein Beweggrund für diesen Krieg ist die Blutrache, bei der Verwandte und Freunde eines Opfers sich an den Mördern rächen. Ein zweiter Grund ist das mangelnde Verständnis der Europäer an der Lebensweise der Indianer. Zum vierten Irokesenkrieg kommt es 1657 bis 1667 als Oneida-Indianer drei Franzosen ermorden und es zur Festnahme Dutzender unschuldiger Onondagas und Mohawks durch die Franzosen kommt. Die Häuptlinge fordern die Freilassung der Unschuldigen was die Franzosen ablehnen. Bei einem Angriff der Irokesen werden die Franzosen in Neufrankreich überrumpelt, da dieses Gebiet nur wenig besiedelt war. Um ihren Feinden das Fürchten zu lehren, wird von den Irokesen eine Art psychologischer Kriegsführung angewandt. Und zwar werden die Opfer - auch Franzosen - öffentlich hingerichtet. Im Jahre 1665 entsendet der französische König Ludwig der XIV. deshalb das Regiment von Carignan-Salieres mit einer Stärke von 1.000 Mann plus Kanonen nach Neufrankreich, um den Irokesen-Krieg zu beenden. Diese marschieren ins Irokesen-Land ein und zerstören Dörfer, vernichten die Ernte und nehmen Frauen, Kinder und Alte gefangen. Damit die Irokesen keinen Mehrfrontenkrieg führen müssen, nämlich gegen die Susquehannock, die Franzosen und andere Stämme, entsenden die Irokesen Unterhändler nach Quebec, um mit den Franzosen einen Friedensvertrag auszuhandeln.

Den Irokesen ist es gelungen, die Konkurrenz anderer Indianerstämme im Pelzhandel auszuschalten und sie brauchen jetzt nur noch gegen die Engländer und Franzosen zu kämpfen, welche die Hoffnung haben den Kontinent unter sich aufzuteilen.

Nach einem halben Jahrhundert ist die indianische Welt im Nordosten Nordamerikas am Ende. Zahlreiche Stämme sind durch Kriege oder Epidemien ausgerottet worden. Ihre Sitten und Religion sind unter europäischen Einfluß gekommen und die indianische Welt scheint aus den Fugen gerissen.

1607
gehen 144 Engländer angeführt von Kapitän John Smith in der Chesapeake Bay an Land und gründen die 1. Siedlung auf amerikanischen Boden Jamestown.

1607 - 1619
Immer wieder landen an der Küste von Neuengland britische Schiffe. Die Engländer treiben mit den Algonkin Handel und verschleppen viele von ihnen.

1608
richtet Samuel de Champlain an der Stelle des heutigen Quebec einen Stützpunkt ein, wo Missionare sich um die Bekehrung der Algonkin kümmern.

1609
Henry Hudson segelt den nach ihm benannten Fluß hinauf und gründet das Fort Albany.

1609 - 1610
ergreift Champlain Partei für die Huronen und unterstützt sie gegen die Irokesen. Damit legt er die Politik Frankreichs für ein ganzes Jahrhundert fest.

1616
John Smith, der Gouverneur der englischen Kolonie Jamestown, bringt eine Geschichte über Virginia heraus. In ihr schildert er den Konflikt der Weißen mit der Powhatan-Konföderation aus seiner Sicht.

>1620 - 1628
Pilger treffen auf Massachusetts und Wampanoag. Sie hatten sich in den britischen Kolonien niedergelassen.

1624
Siedler aus den Niederlanden gründen das Fort Orange (Albany) in Neuholland.

1626
Der holländische Gouverneur von Neu-Amsterdam - Peter Minuit - erwirbt für 24 Dollar Manhattan Island von den Indianern.

1633 - 1650
Franzosen sind bemüht die Huronen zum Katholizismus zu bekehren.

1641
Die Holländer sind die ersten, welche ein Kopfgeld für indianische Skalpe offiziell anbieten.

1642
Holländische Siedler aus dem heutigen New York sind es, die schlafende Indianer massakrieren.

1654 - 1669
Pierre Esprit Radisson, ein französischer Pelzhändler, wird von den Illinois gefangengenommen und adoptiert.

1657 - 1667
Wegen der Ermordung von drei Franzosen durch die Oneida und die Gefangennahme Dutzender unschuldiger Onongadas und Mohawks, wo die Häuptlinge der Stämme ihre Freilassung fordern, kommt es zum vierten Irokesen-Krieg.

1669 - 1673
Zwei Jesuiten, Jacques Marquette und Louis Joliet treffen im Gebiet der Großen Seen und am Mississippi auf zahlreiche Indianerstämme.

1680
Aufstand der Pueblo gegen die spanischen Eroberer unter der Führung des indianischen Medizinmannes Popé. Ausgangspunkt war das Taos Pueblo in New Mexico.

1682
Das Mississippi-Tal (Louisiana) wird von René Cavalier de la Salle zum französischen Hoheitsgebiet erklärt.

1690
Baron La Hontat schreibt nach dem er mehrere Jahre in Kanada gelebt hatte über die Indianer: "Sie zahlen weder Salz noch Steuern, sie jagen und fischen ohne Einschränkung. Mit einem Wort: Sie sind frei".


In Europa sind das Jagen und der Fischfang Privilegien des Adels. In Amerika ist man diesbezüglich überrascht über die Freiheit der Indianer.