Das Kulturareal Nordwestküste


Totempfahl Totempfahl Die Wirtschaft der Indianer an der inselreichen Nordwestküste Nordamerikas basierte auf einer sehr ergiebigen Fischerei und dem Fang von Meeressäugern. Die dabei verwendete Technik war gemessen an ihrer Kulturentwicklung sehr beachtenswert und fortschrittlich. Im Sommer war der flußaufwärts wandernde Lachs das Hauptnahrungsmittel der dort lebenden Tlingit, Haida, Tsimschian, Kwakiutl, NootkasMakah und Chinook. Er wurde mit Netzkeschern, in Reusen und an Wehren gefangen oder mit zweispitzigen Harpunen geschossen. Für Dorsch und Heilbutt wurden Angelhaken verwendet. Andere Fischarten fing man mit Fischrechen und Schleppnetzen. In Booten wurden auch Robben, Seelöwen, Walen, Katzenhaien und Tintenfischen nachgestellt. Die als Jagdwaffe verwendete Harpune hatte in ihrer techischen Gestaltung den Fang angepaßte Besonderheiten. Außerdem bot das Meer zur Nahrungsergänzung Seeigel, eßbaren Tang, verschiedene Schaltiere und besonders Clammuscheln.

Fische wurden zur Konservierung getrocknet und geräuchert. Beeren wurden ebenfalls durch Trocknung für längere Zeit haltbar gemacht. Sehr geschätzt war Fischöl, welches mittels heißer Steine ausgelassen wurde und in großen wasserdichten Holzgefäßen aus Zedernholz aufbewahrte worden ist.

Mit Pfeil und Bogen, Schlingen und Fallen jagte man ausschließlich im Winter Hirsche und Bergziegen. Die Jagd wurde betrieben mehr der Felle, Wolle, Geweihe und Hörner nicht wegen des Fleisches.

In der materiellen Kultur dieser Fischerstämme spielte die rote Riesenzeder (Thuja gigantea) als Rohstoff eine sehr große Rolle. Aus ihr wurden ihre Boote und ihre Plankenhäuser hergestellt. Die Häusern waren so groß, daß in ihnen mehrere verwandte Familien Platz fanden (bis zu 300 Menschen). Die Totempfähle - ebenfalls aus Zedernholz hergestellt - trugen plastische Schnitzereien, die die mythischen Ahnen der Totemclans darstellten. Dargestellt wurde u. a. Schwertwal, Rabe, Adler und Bär. Man schnitzte ferner aus Zedernholz Paddel und Löffel, die reliefartig verzierten und tiergestaltigen Eßschalen und die bei Tanzfesten benutzten Rasseln und Masken. Die Töpferei war unbekannt. Aus dem Bast der Zeder, den die Indianer mit Schabern aus Holz oder Walrippe vom Stamm lösten und Nordwestküste - Hausinneres anschließend mit vierkantigen Knochenklopfern weich und geschmeidig schlugen, flochten sie Schultermäntel, Matten und einfache Hüte. Andere Hüte, welche oftmals Rangabzeichen darstellten und Deckelkörbchen mit geflochtenen gefärbten Gräsern wurden aus Tannenwurzeln gefertigt.

Die Weberei war nur wenig entwickelt. Sie glich er der Flechterei. Jedoch überraschten die Webprodukte durch ihre ornamentale Ausdruckskraft. Sie wurden in den Farben Schwarz, Blau und Gelb auf weißem Untergrund gefertigt und trugen bizarre, oft stilisierte Tierfiguren und sogenannte Augenornamente. Diese hergestellten Mäntelumhänge wurden von den Häuptlingen getragen. Sie wurden gewebt aus Bergziegen und Hundehaaren. Die Indianer der Nordwestküste beherrschten auch die Lederbearbeitung, wie bemalte Ledermäntel beweisen, die zu Zeremonial- oder Festbekleidung der Häuptlinge gehörten.

Durch gewisse Reichtumsunterschiede, welche auf der Basis gesicherter ökonomischen Existenz sich entwickelten, konnte sich eine bevorrechtigte Häuptling-Priester-Schicht herausbilden. Sie ließen Besitzarme Kriegsgefangene für sich arbeiten. Zur Stützung der Macht gab es Geheimbünde. Diese Reichtumsunterschiede wurden allerdings durch Potlachs (Geschenkaustauschfeste) bis zu einem gewissen Grad wieder ausgeglichen.